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Gemüsebeet im Klimawandel

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Gemüsebeet im KlimawandelFotos: Cherries/Adobe Stock

Dass sich das Klima rasant verändert und damit auch Extrem-Wetterereignisse, wie Trockenperioden, Stark­regenereignisse und damit verbundene Überschwemmungen sowie Spätfröste, zunehmen, wird von Jahr zu Jahr ­deutlicher spürbar. Das größte „Geschenk“, das uns Gärtnern der Klimawandel bereitet, ist das um ein Drittel (!) verlängerte Gartenjahr. Es verspricht üppige Ernten an Salaten, Kohl- und Wurzelgemüsen bis über den Dezember hinaus.

Ein grüner Garten ist im Spätherbst für Umweltbewusste aber zugleich auch Pflicht: Wer, wie früher üblich, schon zu Erntedank umgräbt und damit das Gartenjahr abschließen will, treibt Unmengen an Nährstoffen aus dem Boden ins Grundwasser. Wer auch in Zukunft erfolgreich und ökologisch Gemüse anbauen möchte, sollte also wissen, wie er seinen Gemüsegarten auf den Klimawandel mit seinen verschiedenen Prognosen vorbereitet.

Klima-Prognose 1

Es gibt öfter und länger dauernde Perioden mit ausgeprägter Sommertrockenheit.

Natürlich wird eine effiziente Bewässerung der Kulturpflanzen immer wichtiger. Fast noch wichtiger ist es, die Bodenstruktur und insbesondere den Humusgehalt so weit zu verbessern, dass die Speicherfähigkeit des Bodens steigt. Dann hält nämlich der zumeist vorhandene Wasservorrat des Bodens aus winterlichen Niederschlägen länger vor, wenn die Vegetation ab April/Mai so richtig Wasser benötigt.

Boden aufnahmebereit für WasserFoto: Jurga Jot/Adobe Stock Wichtig ist, den Boden aufnahmebereit für Wasser zu machen.

Schwere Böden sollten Sie umgraben (allerdings sehr spät im Jahr), leichtere profitieren mehr davon, wenn Sie Gründüngungspflanzen aussäen. Im Frühjahr geben Sie zusätzlich Kompost auf die Beete (ca. 3 l/m²).

Besonders anbausicher bleiben früh reifende Kulturen wie Sala­te, Kohlrabi und Rucola. Hinzu kommen Puffbohnen und Erbsen.

Genauso gut sind die Sä-Gemüsearten mit langer Pfahlwurzel wie Pastinaken, Wurzelpetersilie, Möhren, Schwarzwurzeln oder Rote Bete geeignet. Sie bilden, wenn der Boden in der Tiefe locker genug ist, mehrere Meter lange Wurzeln und überstehen so auch eine längere Zeit ohne Regen bzw. ohne Bewässerung. Ausgesäte Pflanzen sind im Vergleich zu gepflanzten Jungpflanzen im Vorteil, weil sie tiefer reichende Wurzeln bilden.

Ein pflegeleichter und ertragreicher Newcomer in unseren Gärten ist die Süßkartoffel, sie profitiert von heißen Sommern. Am besten pflanzen Sie sie erst ab Juni, vorher sind die Nächte noch zu kühl. Ihr üppiges Wachstum endet im Herbst in der ersten Nacht mit Raureifbildung. Dann müssen Sie alle Pflanzen gleichzeitig ernten und anschließend drei Wochen bei 16 °C lagern, so werden sie länger haltbar. Danach lagern Sie sie bei gut 10 °C, z.B. im Keller.

Gemüsesoja (Edamame) mit seinen erdnussgroßen Körnern gedeiht auch in unserem Klima. Sie können es ab Ende Mai aussäen oder auspflanzen, die Kultur ähnelt der von Buschbohnen.

Auch von Zucker- und Wassermelonen gibt es Sorten, die in unserem Klima gut gedeihen. Sie brauchen allerdings viel Wasser.

Klima-Prognose 2

Starkregenereignisse nehmen zu.

Wichtig bleibt alles, was den Boden stets aufnahmebereit für viel Wasser macht. Dazu gehört eine gute Bodenstruktur (wie oben beschrieben), vor allem aber eine offenporige Bodenoberfläche. Eine dünne Mulchdecke aus sperrigem, pflanzlichem Material (Stroh, Grasschnitt oder Erntereste) verhindert eine Verschlämmung.

Mulchschicht ver­mindert die VerdunstungFoto: zlikovec/Adobe Stock Eine Mulchschicht ver­mindert die Verdunstung.

Offenen Boden sollte es möglichst nicht geben, Sie sollten ihn ggf. unbedingt oberflächlich aufhacken. Das vermindert ebenso wie eine Mulchschicht die Wasserverdunstung aus dem Boden.
Wichtig ist es vor allem, ausreichend große Sammelbehälter für Regenwasser aufzustellen, um im Fall des Falles möglichst viel Regenwasser auffangen zu können.

Klima-Prognose 3

Im Herbst wird verstärkt Stickstoff freigesetzt.

Höhere Bodentemperaturen durch den längeren Sommer und eine nach den ersten Herbstregen erhöhte Bodenfeuchte führen zu einem verstärkten Humusabbau und damit zu einer größeren Freisetzung von Stickstoff aus den Reserven des Bodens. 

Ist der Boden im Oktober dann noch warm, droht nach frühem Umgraben eine riesige Freisetzung von Stickstoff, die oft noch für die Versorgung einer weiteren Hauptkultur genügen würde. Lockern Sie deshalb nach dem Abräumen von Gurken oder Bohnen von den Beeten im August/September den Boden nur oberflächlich und bepflanzen Sie ihn dann mit Herbstkulturen.

Radieschen helfen Stickstoff abzubauenFoto: iMarzi/Adobe Stock Radieschen und andere Herbstkulturen helfen Stickstoff abzubauen.

Dazu gehören die klassischen Herbstsalate wie Endivien und Zuckerhut, aber auch Radicchio, Chinakohl und nochmals Salate, Kohlrabi, Rettich und Radieschen. Am besten bauen Sie sie ab Juni bis August an, sobald es Platz auf den Beeten gibt.

Günstig sind auch überwinternde Kulturen wie Feldsalat, Spinat, Grünkohl oder Pastinaken (Aussaat bereits im Frühjahr). Wenn Sie im Herbst nichts mehr anbauen möchten, säen Sie Gründüngungspflanzen aus. Auch sie nehmen Stickstoff auf und speichern ihn, bis Sie die Pflanzen im Frühjahr in den Boden einarbeiten oder sie von den Beeten entfernen und kompostieren.

Klima-Prognose 4

Der Herbst dauert länger.

Zugegeben, die Anbauplanung für den Herbst ist nicht ganz leicht. Ich plane jedenfalls von den meisten Herbstgemüsen zwei Sätze. Vielfach können die robusteren Arten bis weit in den Dezember hinein stehen bleiben. Falls Reifnächte auftreten, können Sie die Kulturen durch das Abdecken mit Vlies schützen. Es hilft auch, die Ernte von Wurzelgemüsen hinauszuzögern. Sie legen oft noch an Masse zu.

Umgraben bleibt für schwere Böden sinnvoll. Sie sollten damit aber warten, bis der Boden fast durchgefroren ist. Das ist oft erst um Weihnachten herum der Fall.

In der Zwischenzeit sollten Sie Brachflächen meiden. Im überlangen Herbst gelangen sonst nämlich auch Samenunkräuter nochmals zu einem Blüten-Höhepunkt, und Sie müssten dann auch im Dezember oder Januar Unkraut jäten. Das können Sie umgehen, wenn Ihre Beete noch mit Herbstkulturen oder mit einer Gründüngung bewachsen sind.

Eine Super-Kultur für den Winter ist Pak Choi (Senfkohl). Er ist unter einer Vliesabdeckung frosthärter als Chinakohl oder Radicchio. Ich habe ihn in den letzten Jahren bis Februar geerntet.

Die milden Winter ermöglichen vielerorts den Anbau von Artischocken. Ihr Anbau lohnt sich, wenn die Überwinterung gelingt. Dazu brauchen die Pflanzen eine 15 cm dicke Packung aus Stroh oder trockenem Herbstlaub.

Experimente, die in früheren Jahren mit Überwinterungsgemüse, wie Überwinterungssalat, Blumenkohl, Radicchio vom Veroneser-Typ (Rosettenbildung im Herbst, Kopfbildung erst im Frühjahr), durchgeführt wurden, werden aussichtsreicher. Für die kältesten Tage benötigen Sie Vlies zum Abdecken der Kulturen.

Klima-Prognose 5

Höhere Temperaturen machen den Boden ganzjährig wärmer.

Mulchen oder ein dichter Pflanzenbestand halten den Boden im Sommer kühler. Besonders wirksam ist früh im Jahr auf den noch kalten Boden aufgelegter Mulch. Geht der Boden kühler in den Sommer, entwickeln sich aber auch die Kulturen langsamer.

Für einen Teil der Erdbeerbeete kann das sogar sehr sinnvoll sein. Für eine frühe Erdbeerernte legen Sie dann das Stroh erst auf die Beete, wenn die ersten Blüten Früchte ansetzen. Während der Blüte sollten Sie Vlies zum Abdecken bereithalten.

Klima-Prognose 6

Schäden durch Spätfröste werden häufiger.

Nach einem kurzen Winter entwickelt sich die Natur oft viel schneller als früher. Leider müssen wir trotzdem mit Spätfrösten rechnen, die sich bei fortgeschrittener Vegetation dann oft umso schlimmer auswirken.

Einsatz von VliesFoto: etfoto/Adobe Stock Spätfröste nehmen zu, der Einsatz von Vlies wird wichtiger.

Im Gemüsegarten können wir recht zuverlässigen Schutz durch Verfrühungsvlies schaffen. Mithilfe einer Vliesabdeckung können Sie Gemüsebeete schon ab Ende Februar/Anfang März anlegen, sobald der Boden gut abgetrocknet ist und leicht „krümelt“. Sollten stärkere Fröste drohen, legen Sie das Vlies am besten doppelt auf.

Marianne Scheu-Helgert
Leiterin der Bayerischen Gartenakademie