- Gartenpflege
Gründüngung für den Boden
Wie sich müde Böden durch Gründüngung erholen
Fotos: Flora Press/Ute Klaphake
Gründüngungspflanzen haben besondere Eigenschaften: Sie begrünen und lockern den Boden, verbessern und schützen seine Struktur und helfen ihm, verlorene Nährstoffe auf natürliche Weise zurückzugewinnen.
Eine der wichtigsten Funktionen von Gründüngung ist dabei das Anreichern von Stickstoff im Boden. Dazu fähig sind vor allem Schmetterlingsblütler, sogenannte Leguminosen: Sie leben in enger Symbiose mit Knöllchenbakterien, die Stickstoff aus der Luft binden können und ihn für die Pflanzen verfügbar machen.
Die meisten Gründüngungspflanzen bilden zudem einen dichten Bewuchs, der den Boden bedeckt. Dieser „lebende Mulch“ verhindert, dass der Boden abgetragen wird, verschlämmt oder sich verdichtet. Auch unerwünschte Wildkräuter haben so weniger Chancen.
Für mehr Leben
Ein weiterer Vorteil der Gründüngung ist, dass sie auch das Bodenleben fördert, denn die organischen Bestandteile der gewonnenen Grünmasse zersetzen sich zu Humus und dann in pflanzenverfügbare Nährstoffe. Die Pufferfähigkeit des Bodens, d.h. die Fähigkeit, Wasser und Nährstoffe zu speichern und bei Bedarf wieder abzugeben, wird gesteigert. Das fördert die Ertragsfähigkeit eines Bodens enorm. Der Humusanteil färbt den Boden dunkel, dadurch erwärmt er sich schneller, und Kulturen gedeihen besser. Gründüngungspflanzen durchwurzeln außerdem den Boden gründlich und teilweise tief, so lockern und belüften sie ihn.
Gründüngung hält überschüssige Nährstoffe fest, die besonders auf kahlem Boden sonst ins Grundwasser ausgewaschen werden. Mit dem immer länger werdenden Herbst ist auch das Bodenleben länger aktiv und zersetzt bis in den Dezember hinein organische Masse zu Mineralien. Mit der Aussaat einer Gründüngung verhindern Sie, dass diese Nährstoffe ausgewaschen werden.
Was Sie beachten sollten
Auch bei der Gründüngung gilt: Halten Sie die Fruchtfolge ein. Haben Sie Ihre Gartenplanung im Griff, können Sie Unverträglichkeiten in der Fruchtfolge vermeiden. Wer Kohl anbauen möchte, darf z.B. vorher keinen Senf als Gründüngung anbauen, da beide zur Familie der Kreuzblütler gehören und deshalb anfällig für die Krankheit Kohlhernie sind.
In der klassischen Vierfelderwirtschaft wird je ein Feld mit Stark-, Mittel- und Schwachzehrern bepflanzt sowie eines mit Gründüngung.
Foto: Flora Press/Royal Horticultural Society
Den oft kräftigen Aufwuchs der Gründüngungspflanzen können Sie mit Grabegabel oder Spaten in den Boden einarbeiten. Das kostet etwas Schweiß, doch die Mühe lohnt sich! Achten Sie darauf, die Pflanzen vor dem Samenansatz einzuarbeiten.
Eine Alternative ist das Abmähen des Grünmaterials. Damit sparen Sie sich Arbeit, und der Boden wird weiter beschattet, das fördert das Bodenleben. Im Winter macht der Frost das Material mürbe, und unter der Mulchschicht entsteht ein krümeliger Boden, der im Frühjahr zur Aussaat bereit ist. Das Saatgut kann kostspielig sein. Wenn Sie größere Flächen einsäen wollen oder gemeinsam mit Gartenfreundinnen und Gartenfreunden eine Gründüngung planen, versuchen Sie, Großgebinde zu bekommen.
Je nach Pflanzenart können Sie von März bis November Gründüngung aussäen. Die Einsaat will geplant sein und muss fachgerecht erfolgen. Beantworten Sie sich vorab folgende Fragen: Welche Ziele möchte ich mit der Gründüngung erreichen? Was habe ich für einen Boden, welche Jahreszeit steht an? Was ist meine Nachkultur? Bereiten Sie den Boden wie für eine Rasenansaat vor, damit die Gründüngung gut gedeiht.
Gründüngungs-Mischungen
Mit Saat-Mischungen, z.B. Wickroggen, vereinen Sie die unterschiedlichen positiven Eigenschaften einzelner Arten. Denken Sie daran, dass Sie damit verschiedene Pflanzenfamilien aussäen, was zu Problemen in der Nachkultur führen kann.
Die Bindung von Nährstoffen, vor allem von Stickstoff, ist bei Mischungen besonders hoch. Auch die längere Blühdauer ist von Vorteil, so kann die Fläche als Futterstelle für Insekten dienen. Denn viele Gründüngungspflanzen liefern blütenbesuchenden Insekten Pollen- und Nektar. Besonders Mischungen stellen ein reiches und andauerndes Angebot dar.
Foto: PIXATERRA/Adobe Stock
Seradella
(Ornithopus sativus)
Einjährige, eiweißreiche Futterpflanze und Stickstoffsammler. Bildet viel Grünmasse und lässt sich leicht unterarbeiten. Gut für nährstoffarme Standorte.
Aussaat: Juli bis August
Boden: saure, anlehmige, sandige Böden, kalkempfindlich
Foto: mauritius images/Orest Lyzhechka/Alamy/Alamy Stock Photos
Weißer Senf
(Sinapis alba)
Der häufig auch Gelbsenf genannte Kreuzblütler keimt und wächst schnell und unterdrückt gut Beikräuter. Nicht als Vorkultur von Kohlgewächsen (Kohlhernie).
Aussaat: April bis September
Boden: für alle Böden geeignet, relativ unempfindlich gegen Trockenheit
Foto: mauritius images/Michael Jaeschke
Blaue Lupine
(Lupinus angustifolius)
Einjähriger, duftender, 60 cm hoher Gründünger für die Nachkultur. Die Blaue oder Schmalblättrige Lupine verträgt Trockenheit, ist ein Stickstoffsammler und wächst auch im Küstenklima. Mit ihren Pfahlwurzeln (bis 1,5 m) fördern Lupinen Nährstoffe aus der Tiefe, sie bilden viel Grünmasse.
Aussaat: April bis August
Boden: geeignet für leichte bis mittelschwere/schwere Böden, auch mit hohem pH-Wert.
Foto: mauritius images/Prisma/Lukas Schwab
Inkarnat-Klee
(Trifolium incarnatum)
Der ein- bis zweijährige Klee kann überwintern (frosthart bis –10 °C). Er wächst langsam, unterdrückt Wildkräuter und ist ein Stickstoffsammler. Um Kohl herum vergrämt der Klee Kohlfliegen und Kohlweißlinge. Gute Bienenweide. Nicht vor oder nach Bohnen und Erbsen säen. Anfällig für Mehltau.
Aussaat: Mai bis August
Boden: mittelschwer bis schwer, humos, nicht nass, moorig oder trocken
Foto: mauritius images/Blickwinkel/Alamy/Alamy Stock Photos
Saat-Lein
(Linum usitatissimum)
Wächst an halbschattigen bis sonnigen Standorten und wird bis 80 cm hoch. Lockert den Boden mit bis zu 1 m langen Pfahlwurzeln. Der Lein ist einjährig und fruchtfolgeneutral. Blüten enthalten wenig Nektar und Pollen.
Aussaat: im April, konkurrenzschwach
Boden: eher trocken, tiefgründige, sandige bis lehmige und nicht zu nährstoffhaltige Böden
Foto: mauritius images/Florapix/Alamy/Alamy Stock Photos
Weiß-Klee
(Trifolium repens)
Der mehrjährige Stickstoffsammler bildet ein tiefes, dichtes Wurzelwerk. Sehr beliebte Insektenweide, hinterlässt feinkrümeligen Boden. Sonniger bis halbschattiger Standort.
Aussaat: ab April, auch zur Nachkultur
Boden: wenig Ansprüche, auch für schwere Böden
Foto: mauritius images/Clare Gainey/Alamy/Alamy Stock Photos
Studentenblume
(Tagetes erecta und T. patula)
Bildet viel Grünmasse und dient der Bodengesundung: Bereits nach vier Monaten Standzeit vermindert die einjährige Pflanze Nematoden erheblich. Zwischen Gemüse und Rosen säen, besonders zwischen Kartoffeln, Möhren, Porree und Tomaten.
Aussaat: April bis Juni
Boden: wächst auf jedem guten Gartenboden
Foto: mauritius images/Alamy Stock Photos/Orest Lyzhechka
Saat-Wicke
(Vicia sativa)
Dieser Stickstoffsammler bildet viel Grünmasse und unterdrückt Beikräuter stark. Nicht vor oder nach Bohnen und Erbsen säen. Eine Mischung mit Hafer stützt die Wicken.
Aussaat: Mai bis August
Boden: keine sauren Böden
Foto: Flora Press/Botanical Images
Phazelie
(Phacelia tanacetifolia)
Die einjährige Phazelie, auch Bienenfreund genannt, ist eine gute Bienen- und Insektenweide, fängt Nitrat auf und ist fruchtfolgeneutral. Der rasch wachsende Flachwurzler bildet viele feine Wurzeln, unterdrückt Wildkräuter und überträgt keine Krankheiten. Gute Nachfrucht für Bohnen und Erbsen; auch für Schattenlagen geeignet.
Aussaat: April bis September
Boden: mag es nicht nasskalt
Foto: mauritius images/Lakeview Image Library/imageBROKER
Winterroggen
(Secale cereale)
Winterroggen wird gern verwendet, weil er mit keinem anderen Gemüse verwandt ist außer mit Zuckermais. Zudem ist er die späteste Gründüngungspflanze. Roggen eignet sich gut als Vorfrucht für Bohnen, Kartoffeln, Kohl und Spargel. Er bildet eine große Wurzelmasse, scheidet wuchshemmende Substanzen aus und unterdrückt so die Keimung anderer Pflanzen. Roggen hinterlässt feinkrümeligen Boden, verträgt aber keine Trockenheit.
Aussaat: Februar bis November
Boden: alle Arten außer schwerem oder sehr trockenem Boden
Thomas Kleinworth
Bundesfachberater, Geschäftsführer und Fachberater
des Landesverbandes Schleswig-Holstein der Gartenfreunde