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Herbstlaub: Fluch oder Segen für den Gartenfreund?
Foto: Breder Im Frühjahr freuen wir uns über das erste Grün an den Bäumen. Im Sommer genießen wir den Schatten des Blätterdachs, wenn die Sonne es zu gut meint. Und im Herbst faszinieren uns die leuchtenden Farben, die das Laub der Bäume hervorbringt. Fallen dann jedoch die Blätter herab, ist es mit der Freude oftmals vorbei: Wir rechen und harken, bis der Boden wieder „sauber” ist.
Im Extremfall kommen lärmende, energiefressende Laubsauger oder Laubblasgeräte zum Einsatz und belasten mit ihren Abgasen die Umwelt. Laubsauger zerhäckseln außerdem unzählige Kleintiere, darunter auch viele Nützlinge. Wenn die eingesammelte Blätterschar dann auch noch in der Mülltonne landet, darf sich „Mutter Natur” zu Recht beklagen. Und der Gartenfreund selbst tut sich auch keinen Gefallen.
Wichtiger Lebensraum für Tiere
„Raschel, raschel ...” – Nichts zu sehen. „Raschel, raschel ...” – Stille. „Schmatz, grunz ...” Da ist er! Ein Igel! Besonders für Kinder ist es ein schönes Erlebnis, einen Igel im Garten zu entdecken, zu sehen, wie er durch den Garten strolcht oder wie er einen Leckerbissen in Form von Schnecken, Würmern oder Insekten verspeist.
Ein „leer gefegter” Garten verlockt die possierlichen Tiere allerdings nicht zum Verweilen. Für Igel ist am Boden liegendes Herbstlaub (über-) lebensnotwendig: Im Sommer suchen die stacheligen Tiere im Laub nach Kleinlebewesen als Nahrung. Sie fressen alles, was ihnen genießbar erscheint und was sie überwältigen können. Gerne verzehren sie Mäuse, doch sind diese meistens zu flink, um Beute des Igels zu werden.
Schon häufiger vertilgt er noch blinde Mäusejunge in ihren Nestern, und auch Eier von bodenbrütenden Vögeln sind ein Leckerbissen für ihn. An erster Stelle stehen auf seinem Speiseplan aber Asseln, Tausendfüßler, Ohrwürmer, Insekten, Insektenlarven, Regenwürmer, Schnecken und vielerlei anderes „Getier”.
Damit sind Igel nützliche Partner des Gartenfreunds bei der natürlichen Bekämpfung von ungeliebten Gästen. Im Winter nutzt der Igel die herabgefallenen Blätter für sein Winterquartier.
Außer dem Igel finden noch viele weitere nützliche Kleintiere im Laub Nahrung und Unterschlupf. Da sind z.B. Marienkäfer und ihre Larven, aber auch die Larven der Schwebfliegen, die bevorzugt Blattläuse auf dem Speiseplan haben. Ebenso machen sich Laufkäfer, Spinnen und Schlupfwespen oder Spitzmäuse und Kröten über allerlei „Getier” her.
Außerdem stochern unsere Vögel gerne im Laub nach Würmern und anderem Kleingetier, von dem sie sich ernähren. Und „last, but not least” ist das Herbstlaub eine wichtige Nahrungsquelle für die vielen Kleinlebewesen, die im Boden für das Recycling der „Nährstoffe von oben” sorgen, allen voran der Regenwurm.
Nährstofflieferant und schützende Mulchschicht
Foto: Breder Im natürlichen Nährstoffkreislauf wird Herbstlaub von Regenwürmern, Tausendfüßlern, Schnecken und vielen anderen Bodenlebewesen zerkleinert und in mehreren Abbauprozessen mit Hilfe von Pilzen und Bakterien zersetzt. Die daraus freigesetzten Nährstoffe stehen den Pflanzen wieder für ihr Wachstum zur Verfügung.
Wird das Laub entfernt, fehlen dem Boden diese Nährstoffe und müssen über Düngergaben – ob mineralisch oder organisch – ersetzt werden. Liegen gelassenes Laub kann also auch das Portemonnaie des Gartenfreunds entlasten.
Vor allem unter Sträuchern und Bäumen oder in Staudenbeeten sollten Sie der Natur eine Mulchschicht aus Laub gönnen. Im Winter wirkt diese auch als Schutz vor Frost, Austrocknung und Erosion.
Sinnvolle Ausnahmen: Rasen, Wege und kranke Pflanzen
Nicht überall empfiehlt es sich, herabgefallene Blätter liegen zu lassen. Den Rasen sollten Sie regelmäßig von Laub befreien, da die Gräser unter der Blattschicht ersticken und faulen können. Wege sollten Sie aus Sicherheitsgründen kehren. Das Laub muss allerdings nicht in der Mülltonne verschwinden. Es lässt sich zu Laubhaufen zusammenkehren, die unter Sträuchern und Bäumen Igel und Co. einen Unterschlupf bieten. Sie können das Laub natürlich auch kompostieren (siehe hierzu auch nebenstehenden Kasten „Tipps zur Kompostierung”).
Entfernen Sie auch Blätter von kranken Pflanzen, um die Gefahr einer erneuten Infektion im Frühjahr zu verhindern. Dabei stellt sich die Frage, ob dieses Pflanzenmaterial auf den Kompost darf. Lesen Sie hierzu den Artikel "Kranke Pflanzen auf den Kompost?".
Woher kommt die Farbenpracht?
Zum Schluss sei noch ein Exkurs erlaubt, wie es zu der oftmals faszinierenden Herbstfärbung der Blätter kommt. Das Grün der Blätter beruht auf dem Farbstoff Chlorophyll. Das Chlorophyll benötigt die Pflanze für die Photosynthese. Im Herbst baut die Pflanze diesen Farbstoff in den Blättern ab.
Die daraus entstehenden wertvollen Abbauprodukte zieht sie aus den Blättern ab (denn sie fallen ja bald herab) und speichert sie für die Wachstumsphase im nächsten Jahr. Nun kommen die Farbstoffe zur Geltung, die vorher vom Grün überdeckt waren: Xanthophylle lassen die Blätter in Gelb erstrahlen, Carotinoide färben sie orange, und Anthocyane sorgen für leuchtendes Rot.
Christiane Breder
Tipps zur Kompostierung
Zum Thema Kompostierung von Herbstlaub gibt die Firma Neudorff, Emmerthal, folgende Tipps:
Im Herbst fällt vorwiegend Laub als Kompostmaterial an, das Sie besonders günstig und arbeitszeitsparend über eine Flächenkompostierung recyceln können. Dazu breiten Sie das Herbstlaub auf Baumscheiben, Rabatten und Beeten in einer 5 bis 10 cm dicken Schicht aus, überstreuen es z.B. mit Radivit; Universal-Komposter von Neudorff und arbeiten es mit einem Bodenlockerer leicht in die oberste Bodenschicht ein. Bis zum zeitigen Frühjahr ist das Laub fast restlos verrottet und reichert den Boden mit wertvollem Humus an.
Das Laub von Eichen, Walnuss, Kastanien, Platanen oder Pappeln enthält viele Gerbstoffe. Die Zersetzung der Blätter findet deshalb nur langsam statt. Sie können die Kompostierung im Komposter beschleunigen, indem Sie das Laub mit anderen Materialien wie Rasenschnitt oder Blättern von Obstbäumen mischen und Radivit; Universal-Komposter zugeben.