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Nur gesunde Knollen bringen gute Erträge
Was man über Kartoffelpflanzgut für den Haus- und Kleingarten wissen sollte
Foto: Fotolia – Ingo Bartussek Ihre vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten und der hohe gesundheitliche Wert machen die Kartoffel zu einem wichtigen Bestandteil unserer heutigen Ernährung. So ist die ursprünglich aus Südamerika stammende Knolle aus unserer heimischen Küche nicht mehr wegzudenken. Das Angebot an Speisekartoffeln im Handel ist vielfältig, doch auch ein Anbau im eigenen Garten ist nicht schwierig, wenn einige Dinge beachtet werden.
Erfolgreicher Kartoffelanbau fängt – im Ackerbau wie im Haus- und Kleingarten gleichermaßen – beim Pflanzen an. Der Boden sollte leicht erwärmbar, feinkrümelig und steinfrei sein. Um Schädlinge und Krankheiten in Grenzen zu halten, ist es ratsam, frühestens alle vier Jahre Kartoffeln auf dem gleichen Beet anzubauen.
Eigene Ernte, „Supermarkt-Ware“ oder „Zertifiziertes Pflanzgut“?
Die zur Pflanzung vorgesehenen Knollen sollten einen hohen Gesundheitsstatus haben. Beim Nachbau von Knollen aus eigener Ernte können verschiedene „Abbaukrankheiten“ (z.B. Viruskrankheiten) den Ertrag um bis zu 50 % schmälern. Dennoch ist es natürlich möglich, aber man sollte keine zu hohen Erwartungen an Erntemenge und Qualität haben. Kleine, faule, deformierte Knollen können die Folge sein.
Die im Handel erhältlichen Speisekartoffeln sind häufig nach der Ernte mit chemischen Keimhemmern behandelt worden, um das Keimen zu verhindern oder zumindest zu verzögern. Die Behandlung würde dazu führen, dass die Knollen im Boden schlecht oder gar nicht keimen. Ob die Kartoffeln derart behandelt sind, ist auf der Verpackung mit „nach der Ernte behandelt“ vermerkt.
Empfehlenswert ist es, jedes Jahr neues, zertifiziertes Pflanzgut zu verwenden. Es erfüllt besondere Qualitätsanforderungen. So garantiert es, dass die Pflanzkartoffeln speziell zur Vermehrung angebaut und im Rahmen eines behördlichen Anerkennungsverfahrens begutachtet und geprüft worden sind. Das Pflanzgut ist gesund, d.h. frei von Virus-, Bakterien- und Pilzkrankheiten, sortenrein und kein Gemisch aus mehreren Sorten, wie es z.B. bei manchen Internetanbietern der Fall ist. Auch Keimfähigkeit und Triebkraft sind geprüft worden.
Gesetzliche Regelungen für den Handel mit Pflanzgut sind in der Pflanzkartoffelverordnung festgelegt. Die Anerkennung regelt das Saatgutverkehrsgesetz.
Das im Handel z.B. in Baumärkten oder Grünen Warenhäusern erhältliche, in kleinen Mengen abgepackte Pflanzgut für den Haus- und Kleingarten in Mengen von 2–5 kg ist mit blauen Banderolen, größere Säcke ab 10 kg mit reißfestem Etikett gekennzeichnet. Diese tragen die Aufschrift „Zertifiziertes Pflanzgut“ mit dem Namen des Abpackbetriebes, des Erzeugers oder dessen Betriebsnummer, der Anerkennungsnummer sowie der Sorte.
Geschmack und Nutzwert entscheiden über die Sorte
Foto: Themenbild Aus der Vielzahl der Kartoffelsorten – in Deutschland sind ca. 150 Sorten zugelassen – wird nur eine kleine Anzahl als Pflanzkartoffeln für den Haus- und Kleingarten angeboten. Am besten informiert man sich vorher über die Eigenschaften der Sorten, z.B. in der Beschreibenden Sortenliste des Bundessortenamtes (siehe Kasten).
Durch die Reifegruppen „sehr früh“ (Ernte Juni–Juli), „früh“ (Ernte im August), „mittelfrüh“ (Ernte Anfang September), „mittelspät“, „sehr spät“ (Ernte Mitte September–Oktober) wird die Erntezeit und die Lagerfähigkeit festgelegt.
Wenn Sie keine Lagermöglichkeiten mit optimalen Bedingungen (4–6 °C, 90–95 % relative Luftfeuchte) haben, sollten Sie keine Sorten anbauen, die sehr keimfreudig sind. Bei mittelfrühen z.B. kann – je nach sortenspezifischer Keimruhe – im Dezember schon die Keimung einsetzen.
Ein anderes Kriterium ist der Kochtyp. Soll die Kartoffel fest, vorwiegend fest oder mehlig kochend sein? Mehlig kochende eignen sich für Püree und Klöße, festkochende für Salat, vorwiegend festkochende für Salzkartoffeln oder Pellkartoffeln.
Jedes Jahr werden neue Sorten zugelassen, die in den Landessortenversuchen getestet werden. Die Ergebnisse hierzu können z.B. den Internetseiten der Landwirtschaftskammer (LWK) Niedersachsen entnommen werden (www.lwk-niedersachsen.de).
Sowohl die Reifegruppen, der Kochtyp, die Knollenform, die Fleischfarbe als auch die Anfälligkeit für Krankheiten wie Viruskrankheiten, Kraut- und Knollenfäule oder Schorf sowie die Neigung zu Mängeln wie Hohlherzigkeit, Wachstumsrissen etc. sind neben den Informationen zu Ertrag, Sortierung und Stärkegehalt aufgelistet und stellen wertvolle Informationen für den Anbauer dar.
Behandlung des Pflanzgutes
Foto: Das Gartenarchiv/Take Das Pflanzgut ist genauestens auf Befallssymptome zu kontrollieren. Nur absolut gesunde Knollen sollten zur Pflanzung verwendet werden. Nach dem Kauf sollte das Pflanzgut bis zur Verwendung unbedingt luftig, kühl und trocken lagern.
Empfehlenswert ist das Vorkeimen der Pflanzkartoffeln. Ziel der Vorkeimung sind 1–2 cm lange, dunkle Lichtkeime, die stabil sind und beim Pflanzen nicht abbrechen. Die Vorkeimdauer richtet sich nach Sorte und Temperatur. Stellen Sie zum Vorkeimen Ihr Pflanzgut ca. fünf bis sieben Wochen lang einlagig in offenen, flachen Behältnissen (Kartons oder Kisten) an einen hellen Platz (Tages- oder Kunstlicht) mit ca. 12 °C Raumtemperatur, sodass sich kompakte Lichtkeime von 0,5 bis max. 2,5 cm Länge bilden.
Damit begünstigen Sie die zukünftige Entwicklung der Kartoffeln in der Erde, ermöglichen einen schnelleren und gleichmäßigeren Aufgang und erhöhen durch die kürzere Vegetationszeit indirekt die Widerstandsfähigkeit Ihrer gewählten Sorten gegen Krautfäule, Rhizoctonia- und Drahtwurmbefall. Gerade auch im ökologischen Landbau bereiten diese Krankheiten und Schädlinge große Probleme.
Pflanzkartoffeln legen
Foto: Das Gartenarchiv/H.-J. Kahl Sorgfältiges Legen von gesundem und vitalem Pflanzgut ist die Grundvoraussetzung für einen erfolgreichen Kartoffelanbau. Vorgekeimtes Pflanzgut kann bei tieferen Bodentemperaturen, nicht vorgekeimtes sollte erst ab 8 °C gepflanzt werden. Frühkartoffeln können etwa ab Anfang März, alle anderen ab Mitte März bis Anfang Mai gepflanzt werden.
Die Knollen sollten mit den Keimen nach oben in eine etwa 10 cm tiefe Furche gelegt werden. Der Abstand in der Reihe sollte 25–35 cm, der Abstand zwischen den Reihen 65–75 cm groß sein. Die Kartoffeln werden mit Erde bedeckt und dann die Reihen jeweils 10–15 cm hoch angehäufelt. Gegen Nachtfröste kann ein Vlies oder eine Folie über dem Beet Schutz bieten.
Krankheiten und Mängel
Foto: Themenbild Pflanzgut für den Haus- und Kleingarten ist nicht gebeizt, also nicht vorbeugend gegen Krankheiten behandelt. Deshalb sollte man darauf achten, dass das erworbene Pflanzgut für den Hausgarten weitgehend frei von Rhizoctonia-Befall ist. Die Krankheit kann nämlich vom Pflanzgut auf die Tochterknollen (also die Erntekartoffeln) übertragen werden. Auch eine Übertragung über den Boden ist möglich.
Dauerkörper des Pilzes können mehrere Jahre im Boden verweilen. Sie werden durch einen hohen Anteil an unzersetzten Rückständen von Stroh und einen hohen Humusgehalt im Boden gefördert. Daher sollte man vorsichtig mit unverrottetem Stallmist, Kompost o.Ä. als Dünger sein. Gut verrotteter Mist oder Kompost sollte in jedem Falle im Herbst und nicht im Frühjahr ausgebracht werden. Frischen Mist verträgt die Kartoffelpflanze nicht.
Der Profi „beizt“
Unter Beizen versteht man die vorbeugende Behandlung des Pflanzgutes gegen Krankheiten. Die Beizung zielt in erster Linie auf den Erreger der Wurzeltöterkrankheit Rhizoctonia solani ab. Die schwarzen Pocken, die zu den „äußeren Mängeln“ zählen, bilden im Profianbau Qualitätsmängel für den Verkauf. Die Kartoffel wird dadurch aber nicht ungenießbar.
Auch gegen andere Krankheiten wie Schwarzbeinigkeit, Silberschorf und Nassfäule werden in der Landwirtschaft chemische Mittel prophylaktisch eingesetzt. Die Beizmittel sind für den Haus- und Kleingarten jedoch nicht zugelassen und damit auch nicht im Handel erhältlich.
Die bedeutendste Kartoffelkrankheit, die Kraut- und Knollenfäule, kann an den Knollen bleigraue, leicht eingesunkene Flecken verursachen. Schneidet man die Knolle auf, zeigt sich unter dem eingesunkenen Fleck im Innern eine unscharf zum gesunden Gewebe abgegrenzte braune Verfärbung. Die Infektion ist jedoch nicht immer durch die Schalensymptome sichtbar.
Latent infizierte Pflanzknollen, an denen äußerlich keine Erkrankung erkennbar ist, können den späteren Befall im Bestand verursachen. Gleichwohl kann eine Infektion auch von außen über Sporen in den aufgewachsenen Kartoffelbestand hineingetragen werden, denn die Sporen aus bereits befallenen Beständen werden über Wind und Regentropfen weiterverbreitet.
Eine entsprechende Sortenwahl und Vermeidung zu hoher Stickstoffgaben kann die Befallsgefahr mindern. Vorgekeimtes Saatgut und frühzeitiges Legen sind von Vorteil, da die Kartoffeln dann der Krankheit „davonwachsen“ können, d.h. dass beim Absterben des Krautes durch die Krankheit bereits ein befriedigender Ertrag angesetzt worden ist. Eine gute Durchlüftung des Bestandes (Windrichtung, Reihenabstand, Windschatten beachten) fördert schnelle Abtrocknung, diese mindert den Krautfäuledruck.
Foto: PSA Niedersachsen Weitere sehr gefährliche Krankheiten sind Kartoffelkrebs, Kartoffelnematoden und Bakterielle Ringfäule. Sie zählen zu den Quarantäneschaderregern, für die Meldepflicht besteht. Der sicherste Weg, diesen Schaderregern aus dem Weg zu gehen, ist die Verwendung von zertifiziertem Pflanzgut.
Auch mit Kartoffelschorf befallene Knollen, die raue, schorfige, korkartige Flecken aufweisen, sollte man nicht pflanzen. Man unterscheidet Flachschorf, Tiefenschorf (Krater, die ins Gewebe eindringen), Buckel- (erhöht liegend) und Netzschorf. Schorf wird durch ein Bodenbakterium verursacht.
Foto: PSA Niedersachsen Ein hoher pH-Wert und ein hoher Sauerstoffgehalt im Boden begünstigen den Befall. Eine Bekämpfung ist nur durch produktionstechnische Maßnahmen möglich. Dazu gehört eine ausreichende Wasserversorgung, um den Sauerstoff aus dem Boden zu verdrängen, und sinnvollerweise keine Kalkung vor der Pflanzung.
Bei der Anfälligkeit gegen Schorf existieren große Sortenunterschiede. Informationen sind der Beschreibenden Sortenliste des Bundessortenamtes (s.o. und Kasten) zu entnehmen. Schorf beeinträchtigt jedoch nicht die innere Qualität der Kartoffel.
Um Viruskrankheiten von vornherein auf ein Minimum zu reduzieren, ist die Verwendung von zertifiziertem Pflanzgut wieder unerlässlich. Der Nachbau eigener Kartoffeln lässt das Risiko für Viruskrankheiten um ein Vielfaches ansteigen.
Gesundes Pflanzgut ist das „A und O“
Sichern Sie Ihre Kartoffelernte von Anfang an, indem Sie frohwüchsiges zertifiziertes Pflanzgut einer wenig anfälligen Sorte verwenden und schaffen Sie optimale Boden- und Wachstums- bedingungen bei mäßiger Stickstoffdüngung. So können Sie sich über schöne, gesunde und wohlschmeckende Kartoffeln freuen.
Wer gibt Rat bei Problemen?
Bei einem erkennbaren Befall mit Pflanzenkrankheiten oder Schädlingen wie Blattläusen oder Kartoffelkäfern können Sie sich an die zuständige Pflanzenschutzdienststelle wenden. Dort erhalten Sie eine Beratung und eine Empfehlung für geeignete Maßnahmen.
Expertentipp „Kraut- und Knollenfäule“
Eine Übertragung der Krankheit vom Kraut in die Knollen kann durch gezielte Krautabtötung verhindert werden. Während der Landwirt es chemisch abtötet, sollte der Kleingärtner das Kraut drei Wochen vor der Ernte abschneiden und die Kartoffeldämme bzw. den Bestand krautfrei ausreifen lassen.
Petra Henze,
LWK Niedersachsen,
Pflanzenschutzamt