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Naturnahes Gärtnern: Pflanzen richtig gießen

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Rhabarberbeet mit Rhabarberblättern gemulchtFoto: Themenbild Gut gemulcht ist halb gegossen. Wer seinen Gartenboden vor Verdunstung schützt (hier Rhabarberbeet mit Rhabarberblättern gemulcht), spart nicht nur Geld, sondern fördert auch das Bodenleben.

Der Umgang mit der knappen Ressource Wasser ist für uns Gärtner eine echte Herausforderung – gerade im Sinne des „naturnahen Gärtnerns“. Dabei hilft uns nicht nur die richtige Technik, sondern auch das Wissen um die Beschaffenheit des Bodens und die notwendigen Kulturmaßnahmen.

„Ich gieße meine Pflanzen nicht groß, sondern ich hacke sie groß!“, erzählte mir ein Kleingärtner bei einem Lehrgang. Ge­meint ist, dass durch das Bewegen der obersten Erdschicht eine Barriere entsteht. Denn die Kapillaren, durch die das Wasser aus den tieferen Schich­ten zur Oberfläche transportiert wird, werden so unterbrochen, und das kostbare Nass verbleibt in der Wurzelzone.


Mulchen spart Wasser

So eine Barriere kann auch durch eine Schicht aus Mulch her­ge­stellt werden – weniger als 5 cm sollten es nicht sein. Der Boden reichert sich mit Humus an und speichert Wasser und Nährstoffe. Bei Bedarf werden sie an die Pflanzen abgegeben – der Boden arbeitet hier sozusagen wie ein Akku.

Als Kleingärtner können Sie diese Pufferung des Wassers fördern: Mulchen Sie z.B. mit Ra­sen­schnitt unter der Hecke. Auch Flächen­kompostierung und Gründünger begünstigen das Bo­den­le­ben und die Speicherung des Wassers. Durch die Abdeckung mit Mulch oder Gründünger wird der Boden auch vor Wind und Sonne geschützt, die den Untergrund sonst schneller austrocknen lassen.


Mit Bedacht gießen

Die Sonne brennt, es hat Tage, ja Wochen nicht geregnet! Sie kommen nicht drum herum: Sie müssen gießen! Stellt sich die Frage, wann, wie und womit? Abhängig ist das von der Kultur, dem Standort und Ihrem Zeitmanagement. An zwei Beispielen lässt sich das gut veranschaulichen:

Pflanzen immer bodennah, an den Blättern vorbei, gießenFoto: Die Grüne Kamera Damit auf den Blättern weder Pilzkrankheiten noch Verbrennungen entstehen, sollten Sie Ihre Pflanzen immer bodennah, an den Blättern vorbei, gießen.

Erstens der Klassiker: Rasenflächen werden in der Hitze des Tages bewässert. Tag für Tag ein wenig, man möchte ja nicht so viel Wasser verbrauchen … Falsch! Wenn Sie Ihren Rasen überhaupt wässern wollen, dann einmal gründlich. 10 bis 15 l/m² müssen ausgebracht werden, damit das Wasser bei den Wurzeln ankommt.

Gerne werden dazu Kreis- oder Schwenk­regner eingesetzt. Ver­wen­den Sie diese bei Wind und Wärme, verdunstet viel Wasser, bevor es auf dem Boden aufkommt. Der Wind treibt es außerdem an Stellen, wo es gar nicht hin soll. Auch „erschreckt“ der große Temperaturunterschied die Pflan­zen, und sie wachsen schlechter. Nutznießer sind dagegen Moos und Klee, die finden feuchteres Klima nämlich toll!

Zweitens: „Mit Schlauch und Brause immer drüber!“ Auch das ist falsch! Wasser auf den Blättern der Kulturpflanzen sorgt für diverse Krankheiten. Pilzinfektionen oder Verbrennungen können die Folge sein. Schnecken lieben dagegen das entstandene feuchte Milieu. So zu gießen gleicht also eher einem Mordversuch an Ihren Pflanzen!

Aus diesen Beispielen kann man viel lernen: Wässern Sie selten, aber gründlich, und setzen Sie Gießgeräte gezielt ein. Außerdem sollten Sie die Tageszeit beachten – am besten wässern Sie in den Morgenstunden oder zur Not am Abend. Das Wasser muss zudem durch bodennahes Gießen an die Wurzeln der Pflanzen gebracht werden. Aber das Wichtigs­te ist: Gießen ist eine Facharbeit, erle­digen Sie diese Arbeit im Garten also mit Bedacht!


Tröpfchenweise bewässern

Viele Hersteller bieten Sprühschläuche, Perlregner und Tröpfchen­systeme an. Je nach Einsatzort haben sie Vor- und Nachteile:

TropfbewässerungssystemFoto: Gardena Effektiv und sparsam: Mit einem Tropf­be­wäs­se­rungs­sys­tem kommt das Wasser genau dorthin, wo es hin soll – an die Wurzeln der Pflanze. Ein Sprühschlauch ist wie ein Kreis- oder Balkenregner dort einzusetzen, wo unempfindliche Kulturen in grö­ße­rer Fläche beregnet werden sollen. Einmal an­ge­schlos­sen, spart er Zeit, verbraucht aber viel Wasser.

Besser ist der Perlregner, ein poröser Schlauch, aus dem unter Druck das Wasser an Ort und Stelle im Boden versickert. Bei­spiels­weise bei Neu­an­pflan­zun­gen von Hecken können Sie so ausreichend Wasser ohne Verluste ausbringen.

Noch genauer arbeiten Sie mit einem Tröpf­chen­sys­tem: Jede Pflanze wird mit einem oder mehreren Tropfern versorgt. Ideal ist das Verfahren besonders für das Gießen im Gewächshaus, bei Kübeln oder Blumenkästen. Die erste Installation ist allerdings aufwendig und der Anschaffungs­preis nicht gering. Außerdem müssen Sie hin und wieder kontrol­lieren, ob jeder Tropfer noch arbeitet.

Am besten ist es aber, gesammeltes Regenwasser mit der Kanne zu gießen. Das vorgewärmte Was­ser schont Ihre Kulturen und Ihren Geldbeutel. Eine gute Kulturfolge und ein pfleglicher Umgang mit dem Boden verstärken diesen Effekt. Viel Erfolg beim Gärtnern!

Thomas Kleinworth
Fachberater des Landesverbandes
der Gartenfreunde Schleswig-Holstein

 


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