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Stauden: Lange Blütezeit durch richtigen Schnitt

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Pfingstrosen, Storchschnabel und FrauenmantelFoto: Leyhe Pfingstrosen, Storchschnabel und Frauenmantel laufen im Frühsommer zur Hochform auf. Nach der Hauptblüte vertragen Storchschnabel und Frauenmantel einen Rückschnitt, nicht aber die Pfingstrose.

Viele Stauden wirken in erster Linie durch ihre spektakuläre Blüte. Normalerweise folgt darauf der Fruchtansatz, und die Pflanzen verfärben sich meist unansehnlich braun. Viele Arten und Sorten besitzen jedoch die Fähigkeit zu einer Nachblüte. Werden diese Stauden rechtzeitig nach der ers­ten Blüte ganz zurückgeschnitten, treiben sie neu aus und blühen im Spätsommer oder im frühen Herbst ein zweites Mal. Dieser Rückschnitt heißt bei den Gärtnern:


Der Remontierschnitt

Hierzu werden die Stauden nach dem Abblühen bis auf die Basis, also handbreit über dem Boden zurückgeschnitten. Das regt die Pflanzen zu einem Neuaustrieb und einer zweiten Blüte an. Je nach Art und Sorte dauert es sechs bis acht Wochen bis zur Blüte, dem Remontierflor. Die bekanntesten Vertreter der sogenannten remontierenden Stauden sind Rittersporn, Feinstrahlaster und Lupinen. Weitere Stauden, die nach einem Rückschnitt zweimal jährlich zu blühen vermögen, sind in der Tabelle auf Seite 2 zusammengefasst.

Die meisten blühen im Mai/Juni und haben bis zum Frühsommer ihren großen Auftritt im Garten bereits hinter sich. Durch die frühe Blüte haben sie genug Zeit, um sich nach dem Rückschnitt noch einmal neu aufzubauen und dann auch noch einmal zu blühen. Allerdings fällt die zweite Blüte meist weniger üppig aus als der erste Flor. Mit einfachen, aber wirksamen Pflegemaßnahmen kön­nen Sie einer zweiten Blüte wirksam auf die Sprünge helfen.

StorchschnabelFoto: Leyhe Der Storchschnabel hat Fruchtstände gebildet und sollte bald gekappt werden. Dabei wird der Frauenmantel (vorn) gleich mit geschnitten


Frühzeitig zurückschneiden

Der Rückschnitt sollte nach Möglichkeit bereits zum Zeitpunkt des Abblühens erfolgen. Damit ver­mei­den Sie, dass die Pflanze ihre Energie in die kraftzeh­rende Fruchtbildung investiert. Gleich­zei­tig verhindert ein frühzeitiger Rückschnitt, dass sich die Pflanze versamt. Das ist oft nicht er­wünscht, da die Nachkommen sowieso nur selten das Aus­sehen der Mutterpflanze zeigen. Zudem versamen sich einige Arten derart reichlich, etwa das Lungenkraut (Pulmonaria officinalis), dass es sehr mühsam und zeitraubend sein kann, später die Sämlinge zu entfernen.


Gut düngen und wässern


Bergminze (Calamintha nepeta)Foto: Leyhe Wenn die ganze Staude auseinander fällt, wie hier die Bergminze (Calamintha nepeta), sollte man sie beherzt bis knapp über dem Boden kappen

Vor allem bei den stark zehrenden Pracht­stauden wie Rittersporn, Garten-Margerite oder Fein­strahl­as­ter ist eine gezielte Düngergabe nach dem Remontierschnitt unbedingt empfehlenswert. Als Dünger bieten sich mineralische Dünger an, da sie wasserlöslich und somit sofort wirksam sind. Organische Dünger sind in diesem Fall nicht geeignet. Wirklich effektiv und sinnvoll ist eine Düngergabe allerdings nur dann, wenn in Trockenperioden auch ausreichend gegossen wird.


Rückschnitt hält gesund


Rittersporn (Delphinium)Foto: Leyhe Um einen kräftigen zweiten Austrieb und noch einmal Blüten bilden zu können, braucht Rittersporn (Delphinium) ausreichend Wasser und Nährstoffe

Ein Remontierschnitt wirkt sich auch positiv auf die Pflanzengesund­heit aus, denn mit der ersten Blüte steigt auch die Anfälligkeit gegenüber Schwächeparasiten und Pilzkrankheiten wie Grau­schim­mel oder Echtem Mehltau. Besonders gefährdet sind Rittersporne, Hain-Salbei sowie Feinstrahlastern. Der Remontierschnitt bewirkt einen sichtbaren Vitalitätsschub, der Neuaustrieb präsentiert sich frisch grün und gesund. Zusätzliche Pflanzenschutzmaßnahmen sind nicht erforderlich.

Bitte nicht schneiden: Einige Bergenien-Sorten (z.B. ‘Doppelgänger’, ‘Harzkristall’, ‘Herbstblüte’ oder ‘Purpurglocken’) remontieren auch ohne Rückschnitt. Manche Stauden wie der Wald-Geißbart (Aruncus dioicus) oder die Edel-Pfingstrose (Paeonia Lactiflora-Gruppe) nehmen einen Rückschnitt nach der Blüte sogar übel und treiben anschließend nicht wieder aus.

 

Stauden, die nach einem Rückschnitt ein zweites Mal blühen
Gewöhnliche Schafgarbe (Achillea millefolium)
Waldquendel (Calamintha grandiflora)
Kleinblütige Bergminze (Calamintha nepeta)
Pfirsichblättrige Glockenblume (Campanula persicifolia)
Berg-Flockenblume (Centaurea dealbata)
Riesen-Flockenblume (Centaurea macrocephala)
Rote Flockenblume (Centaurea montana)
Goldkörbchen (Chrysogonum virginianum)
Verzweigter Garten-Rittersporn (Delphinium Belladonna-Gruppe)
Hoher Garten-Rittersporn (Delphinium Elatum-Gruppe)
Pracht-Rittersporn (Delphinium Pacific-Gruppe)
Banater Kugeldistel (Echinops bannaticus)
Kugeldistel (Echinops ritro)
Feinstrahlaster (Erigeron speciosus)
Feinstrahlaster (Erigeron-Hybriden)
Sommer-Margerite (Leucanthemum Superbum-Gruppe)
Garten-Lupine (Lupinus polyphyllus)
Brennende Liebe (Lychnis chalcedonica)
Blut-Weiderich (Lythrum salicaria)
Moschus-Malve (Malva moschata)
Großblütige Katzenminze (Nepeta grandiflora)
Blaue Katzenminze (Nepeta Faassenii-Gruppe)
Kaukasus-Katzenminze (Nepeta racemosa)
Sibirische Katzenminze (Nepeta sibirica)
Himalaja-Katzenminze (Nepeta subsessilis)
Blaue Himmelsleiter (Polemonium caeruleum)
Horstbildende Himmelsleiter (Polemonium reptans)
Hain-Salbei (Salvia nemorosa)
Dreimasterblume (Tradescantia Andersoniana-Gruppe)
Chinesische Trollblume (Trollius chinensis)
Europäische Trollblume (Trollius europaeus)
Großer Ehrenpreis (Veronica austriaca)
Langblättriger Ehrenpreis (Veronica longifolia)

Vitalen Neuaustrieb fördern


Austrieb von Frauenmantel und StorchschnabelFoto: Leyhe Der neue Austrieb von Frauenmantel (l.) und Storchschnabel (r.) kommt rasch und lässt das Beet wieder frisch und lebendig aussehen

Empfehlenswert ist ein Totalrückschnitt auch bei vielen der aus Wiesen stammenden Vor­som­mer­blühern, die nach ihrer Blüte unansehnlich werden. Ihre Fruchtstände sind dann schwer und neigen sich oft bis zum Boden, das Laub ist fleckig, die Pflanzen fallen in sich zusammen. Für diese Stauden ist es das Beste, sie unmittelbar nach der Blüte bodennah zu­rückzuschnei­den.

 

Stauden, die nach einem Rückschnitt vital wieder austreiben
Schleier-Frauenmantel (Alchemilla mollis)
Kahler Frauenmantel (Alchemilla epipsila)
Große Sterndolde (Astrantia major)
Kaukasusvergissmeinnicht (Brunnera macrophylla)
Clarkes Storchschnabel (Geranium clarkei)
Rosa Storchschnabel (Geranium endressii)
Himalaja-Storchschnabel (Geranium himalayense)
Pracht-Storchschnabel (Geranium x magnificum)
Oxford-Storchschnabel (Geranium x oxonianum)
Brauner Storchschnabel (Geranium phaeum)
Wiesen-Storchschnabel (Geranium pratense)
Armenischer Storchschnabel (Geranium psilostemon)
Kaukasus-Storchschnabel (Geranium renardii)
Wald-Storchschnabel (Geranium sylvaticum)
Garten-Storchschnabel (Geranium-Hybriden),
Sorten ‘Brookside’, ‘Nimbus’, ‘Sirak’, ‘Spinners’ u.a.
Frühlings-Gedenkemein (Omphalodes verna)
Siebenbürger Lungenkraut (Pulmonaria dacica)
Gewöhnliches Lungenkraut (Pulmonaria officinalis)
Rotblühendes Lungenkraut (Pulmonaria rubra)
Himmelblauer Beinwell (Symphytum azureum)
Großblumiger Beinwell (Symphytum grandiflorum)

 

Frauenmantel, viele Storchschnabel-Arten und -Sorten sowie einige weitere Stauden treiben anschließend rasch wie   grünen Laub noch lange attraktiv aus. Gleichzeitig verhindert der Rückschnitt die Selbstaussaat bei allen Stauden, die in der Tabelle unten zusammengestellt sind. Im Unterschied zu den remontierenden Stauden treten bei diesen Arten und Sorten nur vereinzelt Nachblüten auf, erheblich verbessert wird jedoch das gesamte Erscheinungsbild der Stauden.

StorchschnabelbeetFoto: Leyhe Brilliante Farben: der üppige erste Flor im Storchschnabelbeet (Geranium x magnificum ‘Rosemoor’, links und G.-Hybride ‘Sirak’, rechts) Sinnvoll ist diese Maßnahme auch bei Beinwell (Symphytum) oder Lun­gen­kraut (Pulmonaria). Beide werden an sommertrockenen Standorten oft von Echtem Mehltau befallen, der dazu führt, dass die Pflanzen vollständig braun werden. Hier ist der To­tal­rück­schnitt am Ende der Blütezeit eine wichtige Vorbeugungsmaßnahme, die den Neuaustrieb anregt und zu ge­sun­dem und attraktivem Blattschmuck verhilft. Empfehlenswert ist ein Rück­schnitt auch bei Vertretern der Rau­blatt­ge­wäch­se (Brunnera, Omphalodes), deren Laub im Lauf der Saison zu­neh­mend von Wanzen geschädigt wird und verbräunt.

Ulrike Leyhe,
Forschungsanstalt
für Gartenbau Weihenstephan