- Gartenpflege
So kommen Ihre Pflanzen durch den Winter
Foto: Flora Press/FocusOnGarden/Ursel Borstell
Nun steht der Winter vor der Tür, und wir holen Daunenjacke, Schal, Mütze und Handschuhe aus dem Schrank oder bleiben einfach in der warmen Stube. Doch was machen eigentlich unsere Pflanzen, um den Winter unbeschadet zu überstehen? Schließlich sind frostige Temperaturen, kalte Ostwinde und Schneeschauer keine Kleinigkeit, und wenn der Boden viele Wochen lang steinhart gefroren ist, kommen die Wurzeln nicht mehr an Wasser heran.
Strategien der Pflanzen
Um den Winter auszutricksen, haben die bei uns heimischen Pflanzen verschiedene ausgeklügelte Strategien entwickelt. Die meisten Laubbäume stellen sich z.B. auf die (jährlich wiederkehrende) klimatische Herausforderung ein, indem sie ihre Blätter abwerfen.
Bei abnehmenden Temperaturen erhöhen viele Pflanzen auch den Zuckergehalt in ihren Zellen und bilden das Frostschutzmittel Glycerin. Beides führt dazu, dass der Gefrierpunkt herabgesetzt wird, das Wasser in den Zellen also länger flüssig bleibt. Würde es gefrieren, würden die Zellen zerstört.
Nadelbäume sind ebenfalls gut für den Winter gerüstet. Die Nadeln verringern durch ihre feste, mit Wachs überzogene Oberfläche Wasserverluste. Rhododendron und andere immergrüne Laubgehölze rollen ihre Blätter ein und reduzieren so ebenfalls die Verdunstung, wenn im Winter durch den gefrorenen Boden nicht mehr genügend Wasser zur Verfügung steht.
Außerdem verlagern viele Pflanzen im Herbst Nährstoffe in die Wurzeln. Manche Arten können sich sogar komplett in die Erde zurückziehen, da sie Nährstoffe in Knollen oder Zwiebeln einlagern. So überdauern Narzissen, Lilien, Tulpen und Co. den Winter geschützt im Boden, ohne Pflanzenteile an der Erdoberfläche sehen zu lassen.
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Wärmender Schnee
Die Natur kann den Pflanzen helfen, wenn sich Schnee als Schutzschicht auf Beete, Bäume und Sträucher legt. Zwischen den Flocken ist besonders bei lockerem Pulverschnee viel Luft eingeschlossen, die isolierend wirkt.
Jedoch kann zu viel des Guten auch zu Schneebruch führen. Diese Gefahr ist besonders groß, wenn der erste Schneefall bereits im Herbst kommt und die Bäume und Sträucher noch belaubt sind oder bei immergrünen Pflanzen. Zudem ist pappiger Nassschnee deutlich schwerer als lockerer Pulverschnee. Wenn Sie beobachten, dass sich Ihre Gehölze unter der Schneelast biegen, sollten Sie die Äste vorsichtig abschütteln.
Wie „hart“ ist welche Pflanze?
Neben den heimischen, gut an unser Klima angepassten Pflanzen, wie z.B. Schlehe, Haselnuss und Hainbuche, wachsen in unseren Gärten ja auch eine ganze Reihe von „Exoten“ aus der ganzen Welt. Nun ist es aber schwierig zu beurteilen, wie viel Frost z.B. eine aus Japan stammende Kamelie oder ein ursprünglich aus China und Indien stammender Garten-Eibisch verträgt.
Foto: Bärtels/Schmidt, Enzyklopädie der Gartengehölze © 2001, 2014, Eugen Ulmer KG, Stuttgart
Grafik: Bärtels/Schmidt, Enzyklopädie der Gartengehölze © 2001, 2014 Eugen Ulmer KG, Stuttgart
Die Winterhärtezonen Deutschlands
Wie kalt wird es in welcher Region? Das verraten die Winterhärtezonen (oft als WHZ oder Z abgekürzt). In fachlich guten Katalogen, wie z.B. dem Sortimentskatalog der Baumschule Bruns, sind die Winterhärtezonen der einzelnen Arten und Sorten meist angegeben. Im Internet sind z.B. die Seiten www.lve-baumschule.de für Gehölze und www.gaissmayer.de für Stauden ergiebige Informationsquellen. Allerdings spielen auch noch weitere Faktoren eine Rolle, z.B. wo und unter welchen Bedingungen die Pflanzen angezogen wurden. So sind z.B. Kirschlorbeerpflanzen oder Buchsbäume aus norddeutscher Freilandproduktion in der Regel winterhärter als Importe aus Italien.
Eine erste Orientierung liefert die Einteilung Mitteleuropas in Winterhärtezonen. So lassen sich große Teile Deutschlands der Winterhärtezone 7 (durchschnittliche Minimaltemperatur –17,7 bis
–12,3 °C) zuordnen, während die Küstenregionen, die Inseln und Bereiche in Süddeutschland der milderen Zone 8 (–12,2 bis –6,7 °C) zugerechnet werden. Einige Teile Süd- und Ostdeutschlands sind mit der Zone 6 (–23,3 bis –17,8 °C) deutlich rauer.
Abseits vom Großen und Ganzen spielt auch das Kleinklima im Garten und in der Gartenanlage eine Rolle. So sind Höhenlagen besonders ungeschützt, da die Pflanzen hier voll dem Wind ausgesetzt sind. In Senken entstehen immer wieder sog. Kaltluftseen, d.h. die kalte Luft sammelt sich dort, und die Frostgefahr ist erhöht. Kräftige Ost- oder Nordwinde führen zu starker Verdunstung und letztendlich zu Trockenschäden. Es ist wichtig für den Standort einer Pflanze, ob z.B. schützende Hecken, Hauswände oder Bäume vorhanden sind. Wenn Sie richtig hinsehen, können Sie Ihren Pflanzen das Leben leichter und auch sicherer machen.
Zum anderen spielt auch das Alter der Pflanzen eine Rolle. So sind junge Pflanzen oft besonders empfindlich und müssen in den ersten Jahren geschützt werden. Das ist z.B. bei Pfirsich- oder Aprikosenbäumen der Fall.
So schützen Sie Ihre Pflanzen
Die meisten Winterschäden an Pflanzen sind Trockenschäden. Ist der Boden hart gefroren, können die Wurzeln kein Wasser mehr aufnehmen. Gleichzeitig verdunsten jedoch über Zweige, Knospen, Nadeln und bei immergrünen Pflanzen auch über die Blätter erhebliche Wassermengen, besonders an sonnigen und windigen Tagen. Zudem leiden die Pflanzen unter den großen Temperaturschwankungen: Bei starker Sonneneinstrahlung tauen sie tagsüber auf und frieren nachts wieder ein.
Foto: Flora Press/Edition Phönix Wenn Sie also Ihre Pflanzen schützen möchten, sollten Sie die Sonneneinstrahlung verringern und die Pflanzen vor Wind abschirmen. Wichtig ist allerdings auch, dass die Triebe nicht luftdicht abgeschlossen sind, da sich bei hoher Luftfeuchtigkeit schnell Pilzkrankheiten breit machen.
Verschiedene Materialien sind dafür gut geeignet. Klassisch ist das Abdecken mit Tannen- oder Fichtenreisig. Da es oft erst ab Januar richtig kalt wird, können Sie dafür auch prima ausgediente Weihnachtsbäume verwenden.
Eine dicke Schicht Herbstlaub oder Stroh schützt den Wurzelbereich besonders empfindlicher Pflanzen. Damit die Schutzschicht nicht wegfliegt, können Sie sie mit Reisig beschweren oder mit Draht oder Schilfmatten ummanteln.
Foto: Flora Press/Bildagentur Beck Spezielle Winterschutzstoffe werden auch im Handel angeboten. Dazu gehören Jutesäcke, Gewebe aus Kokosfasern und Vlies. Für die leichte Handhabung gibt es auch schon Pflanzenhauben mit Reißverschluss, die Sie bequem über die Gehölze ziehen können. Ansonsten können Sie die Stoffe auch einfach mit einem Strick festbinden.
Sie tun gut daran, Ihren Garten im Herbst noch einmal gründlich zu wässern, insbesondere die Bereiche, die wenig Regen abbekommen. Immergrüne Arten wie Rhododendron, Kirschlorbeer, Buchsbaum, Kamelien und Efeu sind besonders auf Hilfe angewiesen – denken Sie daran, sie während des Winters in frostfreien Perioden zu versorgen.
Foto: Flora Press/Bildagentur Beck
Veredlungsstelle schützen
Bei Rosen ist es entscheidend, die Veredlungsstelle vor dem Frost zu schützen. Selbst wenn die Triebe stark zurückfrieren, kann die Rose dann im nächsten Frühjahr aus der Veredlungsstelle neu austreiben. Daher sollten Sie bei der Neupflanzung von Rosen darauf achten, dass sie etwa 5 cm unter der Erdoberfläche liegt. Wenn bei älteren Rosen die Veredlungsstelle frei liegt, häufeln Sie die Rosen an, damit dieser empfindliche Bereich ca. drei Finger breit bedeckt ist. Als Material dafür eignet sich mit Laub vermischter Kompost, Gartenerde oder Rindenhumus.
Foto: Flora Press/Visions
Foto: Flora Press/Visions Die Krone von Hochstamm-Rosen sollten Sie mit Tannenreisig, Stroh, Jute oder Wintervlies schützen. Junge Hochstamm-Rosen, die noch biegsam sind, können auch nach der klassischen Methode „ihren Kopf in den Sand stecken“. Biegen Sie den Stamm vorsichtig herunter, bedecken Sie die Krone in einem vorbereiteten Loch ganz mit Erde und fixieren Sie sie z.B. mit einem Haken. Vorher sollten Sie alle Blätter entfernen, damit sie unter der Erde nicht verfaulen.
Eingewachsene Strauch- und Bodendeckerrosen sind „abgehärtet“ und brauchen in der Regel keinen besonderen Winterschutz. In sehr rauen Lagen sind aber auch sie, genau wie Kletterrosen, für einige Reisigzweige oder Schilfmatten als Schutz vor Ostwind und Wintersonne dankbar. Für alle Rosen gilt, dass der Rückschnitt erst im Frühling erfolgen sollte.
Mit Reisig abdecken
Haben Sie einen besonders gestalteten Bereich mit Steingartenpflanzen angelegt, sollten Sie ebenfalls für Winterschutz sorgen. Man könnte denken, dass typische Bergbewohner wie Edelweiß, Enzian oder Silberwurz von vornherein abgehärtet sind, aber mit einem Steingarten haben Sie ja nicht die Alpen auf die Parzelle geholt. In den Bergen kann man es als ziemlich sicher annehmen, dass der Winter eine schützende Schneedecke auf die Pflanzen legt, bei uns wohl eher nicht. Also tun Sie gut daran, eine Schutzschicht aus Reisig über Ihrem „Kleingebirge“ auszubreiten.
Laub bietet Schutz
Foto: Flora Press/GWI
Die meisten unserer Stauden, wie z.B. Phlox, Schafgarbe oder Astern, sind zuverlässig winterhart. Naht die kalte Jahreszeit heran, ziehen sie sich zurück und überwintern in ihrem Wurzelstock. Die oberirdischen Teile vertrocknen und werden im Frühjahr durch neu austreibende Jungtriebe „ersetzt“.
Es liegt bei Ihnen, ob Sie die Reste einstiger Blütenpracht abschneiden oder nicht. Lassen Sie sie stehen, haben viele Kleinlebewesen Überwinterungsmöglichkeiten und die Wurzeln einen Frostschutz. Im Frühjahr ist es dann aber an der Zeit, die Stauden zurückzuschneiden.
Die Staudenbeete können Sie dünn mit Laub bedecken und die Laubschicht mit Kompost beschweren – so haben Sie einen guten Schutz gegen frostige Kälte. Ist diese nicht mehr zu erwarten, wird die Schutzschicht nach und nach abgetragen, damit sich der Neuaustrieb frei entwickeln kann.
Auch viele klassische Kräuter wie Schnittlauch oder Liebstöckel sind sehr frosthart. Mediterrane Arten wie Thymian, Oregano, Salbei oder Currykraut sollten Sie jedoch in rauen Lagen oder in längeren Frostperioden mit Reisigzweigen abdecken. (Welche Kräuter Sie im Winter besser schützen sollten, lesen Sie hier)
Zusammenbinden hilft
Foto: Flora Press/Daniela Kunze Kälte- und nässeempfindlichen Ziergräsern helfen Sie durch den Winter, indem Sie sie locker zusammenbinden anstatt sie zu schneiden. Vor allem bei dem wärmeliebenden Pampasgras, das ursprünglich aus Südamerika stammt, hat sich diese Methode bewährt. Sie schützt vor allem die Mitte, also das „Herz“ der Pflanze, und verhilft Vögeln und Kleintieren zu einem Unterschlupf. Zudem setzt so ein von Reif überzogenes Bündel im winterlichen Garten einen sehr attraktiven Blickpunkt, der noch früh genug im Februar/März der Schere zum Opfer fallen kann.
Eingraben oder einpacken
Foto: Romberg Vor den ersten Frösten müssen nicht frostharte Kübelpflanzen wie Oleander, Engelstrompete oder Wandelröschen ins Winterquartier. Bei langsam sinkenden Temperaturen können sie sich draußen der Umstellung anpassen, bevor sie dann umziehen – natürlich nicht einfach in unsere (zu) warmen Wohnräume. Ideal sind helle und kühle Räume bei Temperaturen um ca. 10 °C, z.B. beheizbare Gewächshäuser oder der Wintergarten.
Frostfeste Kübelpflanzen können den Winter prinzipiell draußen verbringen. Da jedoch der Wurzelballen im Topf viel ungeschützter ist als ausgepflanzt im Erdboden, sollten Sie die Töpfe entweder vor dem Winter in die Erde einsenken oder sorgfältig mit isolierendem Material einpacken. Das kann z.B. ein dickes Gewebe aus Kokosfasern oder ein mehrfach gefaltetes Wintervlies sein. Auch Noppenfolie ist zum Umwickeln der Töpfe gut geeignet. Achten Sie jedoch darauf, dass Sie die Abzugslöcher nicht zuwickeln.
Stellen Sie die Töpfe am besten windgeschützt auf, z.B. an die Wand vom Gartenhäuschen. In rauen Lagen können Sie die Triebe zusätzlich mit Reisig abdecken oder mit Sackleinen oder Vlies umwickeln. Zudem sollten Sie darauf achten, die Pflanzen in frostfreien Phasen mit Wasser zu versorgen.
Spannungsrisse vermeiden
Ein dickes Fell hat noch nie geschadet, auch nicht den Bäumen. Eine kräftige, dicke Borke sorgt bei älteren Exemplaren dafür, dass Spannungsrisse, auch Frostrisse genannt, am Stamm und an anderen Baumteilen kaum auftreten. Risse entstehen leicht, wenn bei starkem Frost nur eine Seite des Stammes von der Sonne intensiv beschienen wird und sich dadurch stark erwärmt. Besonders die dünne Rinde junger Bäume ist gefährdet.
Um Spannungsrissen vorzubeugen, können Sie die Stämme vor dem Winter mit einem Weißanstrich versehen, sodass die Sonnenstrahlen reflektiert werden, oder mit einer Schilf- oder Bambusmatte ummanteln. Zeigt sich trotz aller vorbeugenden Maßnahmen doch ein Frostriss, rücken Sie ihm zu Leibe, indem Sie ihn mit einer Hippe möglichst glatt und sauber ausschneiden. Im kommenden Sommer schließt der Baum dann die Wunde wieder.
Von Frostrissen sind auch Ziersträucher bedroht. Beugen Sie dagegen vor, indem Sie dafür sorgen, dass durch das Aufstellen von Matten oder Brettern ein rettender Schattenwurf (aus Süd-Ost-Richtung) entsteht. Wildverbiss ist möglicherweise ebenfalls ein Winter-Thema. Wenn Sie die besonders gefährdeten jungen Stämme mit Bambus- oder Schilfmatten umwickeln, sorgen Sie gleichzeitig für eine Schattierung.
Haben wir nun an alles gedacht? Unsere kleine Übersicht fasst wohl das Wichtigste an Ratschlägen zusammen. Mögen sie Ihr vorhandenes Wissen auffrischen und ergänzen, vor allem aber – nützen.
Jens Carstens
Stellv. Vorsitzender des Landesverbandes
Schleswig-Holstein der Gartenfreunde