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Spezialsubstrate: Was steckt drin, und was macht Sinn?

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Vielzahl von Erden und SubstratenFoto: Stein Der Handel bietet eine Vielzahl von Erden und Substraten an, die auf die Ansprüche verschiedener Kulturen abgestimmt sind. Für Blumen, für die Aussaat, für Rosen oder Kübelpflanzen – wer im Gar­ten­cen­ter vor den Stapeln bunter Säcke mit Er­de steht, ist oft genug erst einmal ratlos. Neben unterschiedlichen Ver­wen­dungs­zwe­cken variieren auch die Prei­se, und das zum Teil erheblich. Was also tun? Bodenkundler Professor Dr. Ulrich Brückner erklärt, wa­rum die Substrate immer noch Torf enthal­ten, was sonst noch in den Säcken drin­steckt und wann man Spezial­substrate wirklich braucht.

Der Begriff Substrat leitet sich vom La­teinischen substrare = unterlegen ab. Frü­her haben Gärtner Substrate aus Laub- und Nadelerde, Kompost und Sand selbst gemischt. Erst seit etwa 1950 gibt es Substrate auf der Basis von Torf. Er eignet sich aufgrund seiner phy­si­ka­li­schen und chemischen Eigenschaften ausgezeichnet für die Kultur von Pflanzen in Gefäßen und macht den Hauptbestandteil des Inhalts der bunten Säcke aus. Als mineralischer Bestandteil ist manchmal Ton oder Sand beigemischt, im Vergleich zum Torf ist das aber nur ein sehr geringer Anteil.

Verbraucher bevorzugen meist dunkles Substrat, weil ein Mineralboden mit hohem Humusgehalt dunkler erscheint. Beim Torf ist das aber anders zu bewerten, denn heller, schwach zersetzter Weiß­torf hat als Blumenerde deutlich bessere Eigenschaften als stark zersetzter dunkler Schwarz­torf oder auch Kompost.


Torf bietet Pflanzen gute Wachstumsbedingungen

Substrate sollen Wurzeln Halt geben, sie müssen Wasser sowie Luft speichern und die Pflanzen mit Nährstoffen versorgen. Diese physikalischen Ansprüche werden besonders gut von schwach zer­setz­tem Weißtorf aus dem Hochmoor erfüllt. Torf ist organisches Material aus abgestorbenen Sphagnum-Moosen, hat einen niedrigen pH-Wert (2,5–3,5) und ist arm an Nährstoffen. Vor dem Gebrauch als Substrat muss er aufgekalkt werden, um den pH-Wert zu erhöhen, und es müssen Nährstoffe zugesetzt werden, damit die Pflanzen wachsen können.

Torf hat eine stabile Struktur und wird von Mikroorganismen nur langsam abgebaut, weshalb er während der Kultur kaum zusammensackt. Wenn Torf zu trocken wird, tritt sein Nachteil zutage. Er nimmt Gießwasser nicht mehr auf, es perlt ab und läuft einfach durch den Topf durch. Um die Wie­der­be­netz­bar­keit zu verbessern, werden teilweise Sand oder Ton zugegeben. Tonmineralien stei­gern auch die Speicherfähigkeit für Nährstoffe. Zusätzlich werden von vielen Firmen sogenannte Netzmittel verwendet, neuerdings gibt es auch Zusätze von Wasserspeichergranulaten.


Ersatzstoffe verringern den Verbrauch von Torf

TorfFoto: Stein Neben Torf gibt es weitere organische Materialien, die als Substratstoffe eingesetzt werden. Zum einen, um die positiven Eigenschaften von Torf noch zu ver­bes­sern, und zum anderen, weil der Torfverbrauch im Sinne der Nachhaltigkeit verringert werden soll. Al­ler­dings sind Torfersatzstoffe nicht in den Mengen vor­han­den, die für die gegenwärtige Nachfrage not­wen­dig wären.

Kokosmaterial kann Torf vollständig er­setzen und hat zusätzlich den Vorteil, nach dem Austrocknen sofort wieder Wasser aufzunehmen. Im Sinne der Um­welt­dis­kus­sion ist allerdings zu berücksichtigen, dass Kokos über weite Strecken transportiert werden muss. Holz als Häcksel oder Fasern und Rinde ist ebenfalls Torfersatzstoff. Diese Materialien werden jedoch als Brennstoffe genutzt und stehen nicht ausreichend zur Verfügung.

Zur Herstellung von Holzfasern wird Energie benötigt, und Rinde muss kompostiert werden, damit Rin­den­hu­mus ent­steht. Rinde hat zudem einen sehr hohen Kali- und Mangangehalt, neuerdings wird auch der Cadmium-Gehalt von Rindenprodukten diskutiert, nachdem Kultursubstrate der neuen Düngemittelverordnung unterliegen. Rinde und Holz sorgen für lockeres Substrat, das z.B. an der Oberfläche schneller abtrocknet und damit Pilzinfektionen vorbeugt.

Kompost wird in Blumenerden besonders häufig verwendet. Das ist grundsätzlich zu begrüßen, da sehr viel anfällt (Grün­schnitt, Biotonne), aber Kompost ist nähr­­stoffreich und hat einen hohen Salz­ge­halt. Vorteilhaft ist der Einsatz von gütegesichertem Kompost, was z.B. durch das RAL-Zeichen belegt wird. Ein weiterer Torfersatzstoff wären Reisspelzen oder Steinwolle als mineralisches Ma­te­ri­al; aber auch für die Herstellung von Steinwolle ist viel Energie notwendig.

Mineralische Stoffe, die Substraten zu­gesetzt werden, sollen bestimmte Eigenschaften verbessern. Neben Sand und Ton sind die wichtigsten Blähton oder -schiefer, Lava, Bims, Perlite und Ver­mi­cu­li­te. Vor allem Kübelpflanzensubstraten werden Mineralstoffe zugegeben, damit die Stabilität über einen langen Zeitraum erhalten bleibt. Der Zusatz von mineralischen Stoffen bedingt auch einen höheren Preis.


Pflanze und Substrat müssen zusammenpassen

OrchideeFoto: Themenbild Orchideen benötigen grobes, luftiges Material als Substrat. Für Anzucht-, Aussaat- und Pikiererde muss das Sub­strat ziemlich fein sein und darf nur wenige Nährstoffe enthalten. Im Gegensatz dazu sind für Baumschul­ge­höl­ze im Container grobe, strukturstabile Substrate mit guter Dränfähigkeit not­wendig, die zusätzlich häu­fig umhüllte Langzeit­dünger enthalten.

Auch Kakteen, Bonsai- und Graberden haben sicher ihre Berechtigung, ein gutes Beispiel ist das sehr grob strukturierte Substrat für Orchideen. Bei Substraten für Grün- bzw. Blühpflanzen liegt der Unterschied in der Aufdüngung. Während Grünpflanzen vor allem Stick­stoff brauchen, ist für blühende Pflanzen der Bedarf an Phosphat und Kali deutlich höher. Den Nährstoffanteil können Hobbygärtner aber auch selbst steuern.

Die chemischen Eigenschaf­ten einer Blumenerde im Balkonkasten werden durch hartes oder weiches Gieß­was­ser und den eingesetzten Dünger stark verändert. Erinnert sei an blaue Hortensien, die zu Hause rosa werden, wenn das Wasser zu kalkhaltig ist und nicht mit Aluminium gedüngt wird.

Ein weiteres wichtiges Kriterium bei Blumenerden ist der pH-Wert. Moorbeetpflanzen, wie z.B. Azaleen, be­nö­ti­gen einen niedrigen pH-Wert; ein zu hoher pH-Wert würde Chlorose auslösen (Blatt­aufhellungen durch blockierte Eisenaufnahme). Pelargonien da­ge­gen, die einen hohen pH-Wert bevorzugen, wachsen in diesem Substrat schlecht. Hier sind Spezialerden notwendig.


Wichtig sind die Infos auf der Rückseite der Packung

Feines SubstratFoto: fotolia/coco Für Anzucht-, Aussaat- oder Pikiererde muss das Substrat ziemlich fein sein. Die bunten Aufdrucke auf der Vorderseite der Verpackung geben höchstens darüber Auskunft, für welche Kultur das Substrat eingesetzt werden sollte. Auf der Rückseite und/oder an der Seite steht, wofür die Erde geeignet ist. Und der Warendeklaration kann meist entnommen werden, woraus sie besteht, wie hoch der pH-Wert ist, welche Nährstoffmengen enthalten sind, wie hoch der Salz­ge­halt ist und wann mit der Nachdüngung begonnen werden soll.

Bei Hochmoortorf wird der Zersetzungsgrad angegeben, wobei H1–H4 für Weißtorf als schwach zersetzter Hochmoortorf und H5–H10 für stärker zersetzten Schwarztorf stehen. Häufig sind auch über die Zusammensetzung in Vo­lumen-Prozent Angaben zu finden, z.B. für Torf, Kompost, Rin­den­hu­mus und Ton, sowie ein Hin­weis darauf, dass die verwendeten Stoffe gütegesichert (geprüft) sind. „Torfreduzierte“ oder „torffreie“ Substrate enthalten Rindenhumus, Kokosmaterial, Holzfasern, Kompost, Ton und weitere Bestandteile.

Fazit: Für einige Pflanzen sind Spezialsubstrate notwendig aufgrund ihrer physikalischen Ei­gen­schaf­ten wie Wasser- sowie Luftkapazität und Struktur (z.B. Orchideen und Kübelpflanzen). Spe­zi­al­sub­stra­te bieten eine gewisse Sicherheit bei der Anwendung, etwa feine Aussaaterden mit ge­rin­gem Nährstoffgehalt. Erfahrene Hobbygärtner können ihre Pflanzen aber auch in normalen Blu­men­er­den erfolgreich kultivieren, wenn sie das Wasser- und Nährstoffangebot an die Pflanzen optimieren.

Zum Schluss noch ein sehr wichtiger Aspekt: Was den Preis betrifft, sollte überlegt werden, welche Substratstoffe in einem Sack enthalten sein können, wenn die Kosten für Produktion, Verpackung, Transport und Handel berücksichtigt werden. Verlässliche Qualität hat ihren Preis!

 


Torf als Substrat

Torf hat einzigartige biologische, physikalische und chemische Eigenschaften, weshalb er als Rohstoff abgebaut und in Kultur­sub­straten verarbeitet wird. Er ist ein in Deutschland endlicher Rohstoff und sollte verantwortungsvoll eingesetzt werden. Das bedeutet, als Hobbygärtner auf den Einsatz von Torf soweit wie möglich zu verzichten.


TorfabbauflächeFoto: Themenbild In Deutschland muss jede Torfabbaufläche nach der Nutzung wieder vernässt werden.

Im Sinne von Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit ist es sinnvoll, andere Materialien als Torf­er­satz einzusetzen. Dafür müssten aber ausreichend andere Materialien vorhanden sein, und dies ist eben derzeit nicht der Fall.

Torf wird nicht in intakten Mooren abgebaut, sondern auf Flächen, die mit dem Ziel der Land­ge­win­nung vor Jahren trocken gelegt wurden. Begonnen wurde damit bereits 1765, belegt durch das Urbarmachungsedikt von Friedrich dem Großen. Heute steht der Moorschutzgedanke im Vor­der­grund, und jede Torfabbaufläche muss nach der genehmigten Nutzung wieder vernässt werden. Das Moor kann sich langsam regenerieren, die typische Flora und Fauna siedelt sich wieder an; davon kann man sich z.B. in Norddeutsch­land im Naturschutz Informationszentrum (NIZ) Gol­den­sted­ter Moor bei Vechta überzeugen. In Deutschland wurden bereits über 10.000 ha Fläche wieder vernässt.

Nach Gebrauch sollte das Substrat in den Kompost oder auf Gar­tenbeeten eingearbeitet werden. So wird Torf in den Naturkreislauf zurückgeführt.

Bezugsquellen

Torfreduzierte oder torffreie Erden

Gebr. Brill Substrate
0 59 46/91 23-0
www.brill-substrate.com

Compo
Tel. 02 51/32 77–201
www.compo.de

Euflor
Tel. 0 89/5 00 93-4
www.euflor.de

Floragard
Tel. 04 41/20 92–0
www.floragard.de

Frux
Tel. 0 66 65/ 9 74–0
www.frux.de

Neudorff
Tel. 01 80/5 63 83 67
(14 Ct./Min. aus dem dt. Festnetz. Mobilfunk max. 42 Ct./Min.)
www.neudorff.de

Ökohum
Tel. 07 58 6/92 12–0
www.oekohum.de

Prestohum
Tel. 0 26 25/9 30 60
www.presto-humus.de

Substral
Tel. 0 61 31/21 06–0
www.substral.de

 

Prof. Dr. Ulrich Brückner
Forschungsanstalt Geisenheim,
Fachgebiet Bodenkunde und Pflanzenernährung,
Institut für Biologie

 

Einen umfangreichen Artikel zum Thema „Torfersatzstoffe“ finden Sie hier.

Einen kurzen Beitrag über die Eignung von „Torfmoos als Torfersatz“ finden Sie hier.