- Gartenpraxis
- Gut zu wissen
Wintergrün schützt Boden und Grundwasser
Foto: Schütt Im Herbst wollen manche Gartenfreunde schnell einen „sauberen“ Garten haben. In einem Garten, der schon früh umgegraben worden ist, wird aber durch herbst- und winterliche Regenfälle besonders viel Stickstoff ausgewaschen, der das Grundwasser mit Nitrat belastet.
Wer spät im November oder erst im Dezember umgräbt, rettet diese wertvolle Nährstoffform für seinen Garten und schützt das Grundwasser. Leider gerät er aber schnell bei seinen weniger informierten Gartennachbarn in den Verdacht, ein Schlamper zu sein.
Grüneinsaaten sind die ideale Lösung: Sie reduzieren wirksam die Nitratauswaschung, und wintergrüne Arten sehen den ganzen Herbst und Winter über gefällig aus.
Damit Sie die Gründüngung in Ihren Planungen für die kommende Gartensaison berücksichtigen können, hat unsere Autorin Marianne Scheu-Helgert hier Informationen über die verschiedenen Möglichkeiten der Gründüngung zusammengetragen.
Wintergrüne Arten
Foto: Scheu-Helgert Bis Mitte September können Winterwicken und Winterraps gesät werden, bis Mitte Oktober lohnt nur noch Winterroggen. Raps-Saatgut ist preiswert, sollte aber nur in Gärten ohne Kohlanbau verwendet werden, weil es Kohlschädlinge fördert.
Winterwicken sollten nach der Einsaat eine Vlieseindeckung erhalten. Sie hält Vögel fern, die gerne Körner und Keimlinge von Leguminosen aufpicken. Das Ergebnis sind verscharrte Beete und später unschöne, lückige Bestände. (Leguminosen sind Pflanzen, die in ihren Wurzelknöllchen eine Lebensgemeinschaft mit Knöllchenbakterien eingehen. Diese sind in der Lage, Luftstickstoff zu binden und in Stickstoffverbindungen zu überführen, die für die Pflanze verfügbar sind.)
Ideal und sehr preiswert ist Roggen. Er bildet bis März eine grüne Wiese, die dann leicht eingearbeitet werden kann.
Abfrierende Arten
Gelbsenf und Phazelia (auch Bienenfreund oder Bienenweide genannt) machen besonders wenig Arbeit. Nach der Einsaat im September entwickeln sich je nach Herbstwitterung oft sogar noch blühende Bestände. Sie bleiben vital bis etwa –7 °C, in milden Wintern kann man noch im Februar blühenden Senf sehen. Bei strengerem Frost sterben die Pflanzen ab und werden braun.
Dichtere Bestände legen sich vor allem nach Schneefällen als dünne, die Gare fördernde Decke auf den Boden. Sie lässt sich vor der Neubestellung einfach abnehmen und kompostieren. Oder man häckselt die Pflanzenreste und verwendet sie als Mulchmaterial.
Umgraben für Frühgemüse
Sehr tonhaltige Böden sowie Flächen, die möglichst früh wieder Frühgemüse tragen sollen, gräbt man mitsamt der Grüneinsaat Mitte Dezember um. Somit nutzt man die Vorteile der Grüneinsaat zum großen Teil, erzielt aber zusätzlich noch die Frostgare.
Umgegrabene Böden, vor allem solche mit hohem Tonanteil, trocknen zudem im Frühjahr schneller ab und erwärmen sich schneller als unbearbeitete oder bewachsene Flächen. Gründüngungspflanzen allein hinterlassen normale Gartenböden ebenfalls sehr locker und krümelig, allerdings meist erst ab April.
Ein- und mehrjährige Schönheiten
Foto: Scheu-Helgert Sollen freie Beete erst ab Mitte Mai bepflanzt werden, erhalten sie ab März eine Kurzbegrünung mit Gelbsenf (nicht für Gärten mit Kohlanbau) oder Phazelia.
Überall im Garten, wo sich Lücken ergeben, die ansonsten über mindestens vier bis sechs Wochen frei bleiben würden, können Kurzbegrünungen mit Phazelia erfolgen. Geeignet ist auch Gartenkresse.
Wer Flächen vorübergehend länger leer stehen lassen will (oder muss), sät ab April bis Juni Sommermischungen oder auch einzelne der im Folgenden aufgezählten Arten. Viele Saatgutfirmen bieten solche Mischungen meist unter Phantasienamen an.
Diese Mischungen enthalten fast ausschließlich einjährige Arten wie Ringelblumen, Phazelia, verschiedene Chrysanthemenarten, Godetien, Kosmeen, Sonnenblumen, Studentenblumen, Kornblumen, Lein, Buchweizen, Goldmohn und viele mehr. Lange blühende Arten wie Ringelblumen, Studentenblumen, Goldmohn oder Kosmeen sorgen meist auch noch im Spätsommer für einen attraktiven Anblick. Im Herbst wird abgeräumt, und eine Wintereinsaat kann nachfolgen.
Übrigens: Neuere Untersuchungen bestätigen die wichtige Rolle flacher Blüten von Ringelblumen, Chrysanthemenarten, Schafgarbe und Kosmeen sowie Doldenblüten wie Samenfenchel, Kümmel und Dill bei der Ernährung erwachsener Schwebfliegen. Sie sorgen für umso mehr Nachwuchs: Die Larven machen sich dann über Blattläuse her.
Echte Blumenwiesenmischungen enthalten mehrjährige Arten wie Salbei, Margeriten, Schafgarbe und Glockenblumen. Sie bieten somit nach einmaliger Aussaat von April bis Juni mehrere Jahre etwas fürs Auge und für Nützlinge.
Multitalent Ackerbohne
Foto: Scheu-Helgert Ackerbohnen sind die kältetoleranteste und schnellwüchsigste Leguminosenart. Nach milden Wintern erfolgen erste Aussaaten manchmal schon im Februar, spätestens im März, sobald der Boden krümelt.
Der Ökoanbau hat die Ackerbohne daher in den letzten Jahren als Biodünger entdeckt: Bis Ende Mai wachsen die Pflanzen knapp kniehoch, und mit Hilfe der Knöllchenbakterien an ihren Wurzeln binden sie rund 5g Reinstickstoff je m² aus der Bodenluft. Das entspricht der Stickstoffmenge in 42g Blaukorn oder 42g Hornmehl! Will man eine höhere Düngerwirkung erzielen, so sät man bis zu 100 g Ackerbohnen pro m² (die normale Sästärke zur Bohnenernte beträgt 20 g).
100g Bohnen enthalten 5g Stickstoff (als Eiweiß gebunden), der zunächst als Starthilfe für die Keimlinge dient. Nach dem Einarbeiten der noch saftigen Gründüngung stehen im Laufe der nächsten Wochen rund 10g Stickstoff für Folgekulturen wie Salate oder Kohlarten zur Verfügung.
Wie und wann einarbeiten?
Foto: Scheu-Helgert Die jungen Ackerbohnen mäht man ab, lässt sie gut anwelken und arbeitet sie dann flach ein, am besten mit der Fräse. Wer keinerlei technische Hilfe hat, reißt die Pflanzen aus, lässt sie anwelken und legt sie beiseite.
Nach dem Anpflanzen der Folgekultur breitet man die Pflanzen in den Zwischenräumen aus. Geschieht dies gleichmäßig, ergibt sich ein durchaus ansehnlicher Anblick. Bei Sä-Gemüse werden die Ackerbohnen kompostiert, und der enthaltene Stickstoff kommt den Beeten später wieder zugute.
Niedrige Gründüngungsbestände lassen sich einfach sehr flach umgraben. Nach gut einer Woche kann dann gepflanzt werden. Vor Einsaaten sollte man noch eine Woche länger warten.
Enthält die Einsaat einen hohen Anteil von Leguminosen (Kleearten, Luzerne, Lupinen, Wicken, Erbsen), bleibt nach dem endgültigen Einarbeiten, das nach Mitte November erfolgen soll, ein Stickstoffüberschuss im Boden. Noch besser ist das Roden im Frühjahr, dazu sollte aber eine Fräse zur Verfügung stehen. Nach einer Woche kann gepflanzt, nach zwei Wochen auch gesät werden.
Stickstoff stabilisieren und Krume schützen
Abschließend sollen hier noch einmal die zahlreichen Gründe für die Gründüngung zusammengefasst werden.
- Herbstliche Einsaaten brauchen restlichen Boden-Stickstoff im Boden auf, der ansonsten über den Winter ins Grundwasser ausgeschwemmt würde. Die Wurzeln nutzen vorhandene Spalten und auch Regenwurmgänge zum Durchwurzeln und stabilisieren somit diese Lockerzonen. Sie holen sich wichtige Nährstoffe auch aus tieferen Schichten und schließen so den Boden auf.
- Kurzlebige Arten wie Phazelia reichen etwa 1 m in die Tiefe, lang stehende wie Sonnenblumen oder Lupinen bis 3 m! Alle Leguminosen (Ackerbohne, Lupinen, Wicken, Erbsen) binden Luftstickstoff. Ein reiner Leguminosenbestand schafft im Sommer leicht 20 g Rein-Stickstoff.
- Nach dem Einarbeiten hinterlassen die Wurzeln überall im Boden Humus bildende organische Masse, wobei die unterirdische Masse in etwa der oberirdischen Grünmasse entspricht. Blätter, die auf dem Boden liegen, sind eine wichtige Regenwurmnahrung (eingearbeitete Blätter nehmen sie kaum zu sich).
- Aus faserigen Pflanzenteilen entsteht mehr Humus. Saftige Pflanzenteile verrotten schnell und setzen ihren hohen Stickstoff-Gehalt innerhalb von ein bis zwei Wochen frei (vgl. Hinweise zur Ackerbohne). Das gilt übrigens auch für Gemüsereste oder frischen Rasenschnitt.
- Lässt man Grüneinsaaten abblühen, eignet sich die gehäckselte Masse als Mulchmaterial oder als Kompostzutat, sie wirkt also eher als Humusbildner. Vor der Blüte abgemähte oder ausgerissene Bestände sind ein nährstoffreiches Mulchmaterial oder Rottebeschleuniger bei Kompost mit holzigen Komponenten.
- Üppig entwickelte September-Aussaaten speichern in sich rund 10g Stickstoff pro m². Das bedeutet umgerechnet 40 g Nitrat, die dem Grundwasser pro Quadratmeter erspart bleiben! Niedrigere Teppiche, die sich bei späterer Aussaat entwickeln, nehmen zwar etwas weniger Nitrat aus dem Boden auf, sorgen aber dennoch für guten Bodenschutz.