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Saatgut von Zierpflanzen selbst gewinnen

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SommerblumenFoto: Flora Press/Gary Smith Aus der Fülle der Sommerblumen in Ihrem Garten können Sie Ihre Favoriten für die nächsten Jahre sichern. Bevor Sie die Samen einlagern, sollten diese vollständig ge­trock­net sein. Es ist ungeheuer spannend und faszinierend zu beobachten, wie aus einem kleinen Samenkorn eine neue, selbstständige Pflanze entsteht. Die Pflan­zensamen selbst zu ernten, zu lagern, mit an­deren Gartenfreunden zu tauschen und im nächsten Jahr wieder auszusäen, bereitet dann umso mehr Vergnügen und ist zudem ein wichtiger Beitrag zum Erhalt der Sortenvielfalt, insbesondere zum Erhalt alter Sorten und zur Nachhaltigkeit.

Zudem stellt die Verwendung des selbst geernteten Saatgutes eine relativ kostengünstige Art der „Mas­sen­ver­meh­rung“ dar. Gerade bei den Zierpflanzen, bei denen es weniger um den Ertrag als vielmehr um die Optik und – sofern sie ungefüllte Blüten her­vor­brin­gen – um ein üppiges Nahrungsangebot für Insekten geht, bietet sich die Saatgutgewinnung im eigenen Garten an.

 

So klappt es mit dem Saatgut

Für die Keimfähigkeit und Haltbarkeit der Samen ist es grundsätzlich wichtig, sie vor der Ernte an der Mut­ter­pflan­ze ausreifen zu lassen. Sie erkennen die Reife daran, dass die Samenkapseln ­trocken werden und sich beige, bräunlich oder schwarzbraun verfärben. Bei den meisten som­mer­lichen Zierpflanzen liegt der Erntezeitpunkt im Spätsommer/Herbst.

Samen der RingelblumeFoto: Sebastian Knight/Shutterstock

Ernten Sie die Samenkörner möglichst an trockenen, sonnigen Tagen, indem Sie die kompletten Samenstände inklusive Stiel abschneiden und kopfüber in eine Papiertüte oder in einen Stoff­beu­tel geben. Etikettieren Sie die Behälter und hängen Sie sie an einem trockenen, gut belüfteten Ort (im Haus oder Ihrer Laube) für zwei bis drei Wochen auf.

Alternativ können Sie die geernteten Samenstände auch auf Schalen legen und sie dort trocknen lassen. Danach können Sie die Samen durch Ausschütteln, Ausklopfen oder Reiben problemlos von der Spreu trennen.

Im Gegensatz zu den trockenen Samen sind feuchte Samen, wie bei Hagebutten, mit dem Fruchtfleisch verbunden. Um das Verderben zu verhindern, sollten Sie das Fruchtfleisch vor der Einlagerung mit Wasser von den Samen entfernen. Die Samen geben Sie zum Trocknen auf Kü­chen­krepp.

Soll die Aussaat bereits innerhalb der nächsten fünf Jahre erfolgen, ist eine Fermentierung zum Abbau keimhemmender Stoffe vorteilhaft. Dafür wird das samenhaltige Fruchtfleisch mit der doppelten Menge Wasser in ein Schraubglas gefüllt, geschüttelt und bei ca. 30 °C aufgestellt. Die Masse beginnt zu gären. Nach ca. drei Tagen lassen sich die Samen leicht vom Fruchtfleisch lösen. Lebende Samen sinken zu Boden. Diese werden abgespült und dann ebenfalls auf Küchenkrepp getrocknet.

Das gewonnene Saatgut sollte möglichst unter Luftabschluss, trocken, dunkel und kühl gelagert werden. Kühlschrank oder Keller sind geeignete Lagerräume. Denken Sie daran, die luft- und möglichst wasser­dampfdichten Behälter (z.B. Schraubgläser) mit den entsprechenden Pflanzen­na­men und dem Erntezeitpunkt zu beschriften. Falls Sie den Behälter häufiger öffnen, dringt Feuch­tig­keit ein. In Küchenkrepp verpackt ist Milchpulver oder auch Reis ein Trocknungsmittel.

Wie lange Samen keimfähig bleiben, hängt von der Pflanzenart, dem richtigen Erntezeitpunkt und der Lagerung ab. Bei optimalen Bedingungen halten sie sich meist ein bis sechs Jahre. Aus­ge­spro­chen langlebige Samen, wie die von Nachtkerze oder Malve, keimten in Langzeitver­suchen auch noch nach über 40 Jahren er­folgreich.

Zierpflanzen-Saatgut erntenFoto: emuck/Fotolia.com


Keine Allüren

Folgende Arten machen die Saatgutgewinnung und die Aussaat leicht.

Sonnenblume (Helianthus annuus): Nach­dem die gelben Blütenblätter verwelkt sind und die Köpfe sich bräunlich verfärbt haben, schneiden Sie die Blütenköpfe ab und legen sie mit dem „Gesicht“ nach unten in einen Pappkarton. Nach ein bis zwei Wochen können Sie die Samen vorsichtig herausschlagen oder mit den Händen herausbrechen. Das getrocknete Saatgut ist etwa fünf Jahre haltbar.

Ringelblume (Calendula officinalis): Hier bleiben die Samen noch zum Nachreifen an der Pflanze, auch wenn die Blütenblätter schon abgefallen sind. Die gekrümmten, geriffelten Samen färben sich im Rei­fezu­stand braun. Die vom trockenen Blü­ten­stand abgesammelten Samen soll­ten noch eine Woche ausgebreitet getrocknet werden. Sie verfü­gen über eine Haltbarkeit von nur etwa drei Jahren.


RingelblumenFoto: Die Grüne Kamera Bei Ringelblumen schneiden Sie zur Ernte am einfachsten die gesamten Blütenköpfe ab. Die reifen Samen erkennen Sie an der braunen Farbe.


Kornblume (Centaurea cyanus): Die Pflanze wirft ihre Blütenblätter im Verblühen ab. Die anfänglich grünen Samen verfärben sich bei der Reifung bräunlich. Sie müssen die Samen ernten, bevor der Fruchtstand komplett vertrocknet ist und die Samen herabfallen. Das Saatgut ist acht bis zehn Jahre haltbar.

KosmeensamenFoto: Flora Press/BIOSPHOTO/Alexandre Petzold Kosmeen bilden problemlos Samen, die sich leicht ernten und aussäen lassen. Jungfer im Grünen (Nigella damascena, auch Garten-Schwarzkümmel genannt): Diese Einjährige bildet Früchte aus, in denen nach der Ausreifung die trockenen, schwarzen Samenkörner hörbar rascheln. Wenn die Früchte trocken sind, springen sie auf und entlassen die Samen. Sie sollten die reifen Samen rechtzeitig vor dem vollständigen Aufplatzen ernten. Sobald also ein Spalt in der sogenannten Balgfrucht sichtbar wird, sollte der Fruchtstand abgeschnitten und eingetütet werden. Nach zwei bis drei Wochen können die Samen aus dem Fruchtstand he­raus­ge­schüttelt werden. Rückstände der Frucht­stände sollten Sie absieben oder absammeln. Die Samen haben nur eine relativ kurze Haltbarkeit von zwei Jahren.

Stockrose (Alcea rosea): Sie sollten die Früchte mit den darinliegenden Samen erst ernten, nachdem die Blütenblätter abgefallen und die Früchte und Samen an der Pflanze bräunlich und ausgereift sind. Nach einigen Wochen Trocknung an der Luft können Sie die Früchte öffnen und die Samen herausnehmen. Diese soll­ten noch­mals eine Woche getrocknet werden. So bleiben die Samen etwa fünf Jahre lang keimfähig.

Silberblatt (Lunaria annua): Reifen die grünen Schoten heran, verfärben sie sich hellbraun. Dann können Sie die Stängel abschneiden und in eine Tüte geben. Nach ein bis drei Wochen werden auch die Sa­men braun und können von Hand aus den Schoten herausgeschält werden. Die tro­cke­nen Samenkörner sind zwei bis vier Jahre keimfähig.


Ideal zum Vermehren

Deutscher Name
Botanischer Name
Bartnelke Dianthus barbatus
Bechermalve Lavatera trimestris
Kosmee Cosmos bipinnatus
Elfenspiegel Nemesia fruticans, N. strumosa
Garten-Fuchsschwanz Amaranthus caudatus
Gewöhnliche Kornrade Agrostemma githago
Kapuzinerkresse Tropaeolum majus
Klatschmohn Papaver rhoeas
Löwenmäulchen Antirrhinum majus
Mittagsblume Dorotheanthus bellidiformis
Nachtkerze Oenothera biennis
Studentenblume Tagetes erecta, T. patula, T. tenuifolia
Vexiernelke Silene coronaria
Zinnie Zinnia elegans

 


Achtung: Kaltkeimer!

Unter den Stauden gibt es viele Arten, deren Samen einer Keimhemmung unterliegen, die erst durch tiefe Temperaturen unter 5 °C abgebaut wird. Säen Sie die Samen im Herbst direkt ins Freiland oder in kleine Kisten aus, die Sie an einen geschützten Platz, z.B. an die Laube, stellen. Sorgen Sie dafür, dass die Erde nicht austrocknet.

Nach vier bis acht Wochen Kälteeinwir­kung beginnen die Samen, im Frühjahr zu keimen. Beliebte Gartenstauden wie Akelei (Aquilegia), Eisenhut (Aconitum), Frau­enmantel (Alchemilla), Küchen­schelle (Pulsatilla), viele Primelarten (Primula), Roter Sonnenhut (Echinacea purpurea), Trollblume (Trollius) und Veilchen (Viola) lassen sich problemlos durch diese Aussaatmethode vermehren.


Überraschung inklusive

Immer wieder sind Gartenfreunde verwun­dert, wenn die ausgesäten Nachfahren völ­lig anders aussehen als ihre Eltern. Das liegt daran, das sich viele gezüchte­te Sor­ten nicht sortenecht über Samen vermehren lassen. So können sich aus einer vio­lettfarbenen Akelei-Sorte Nachkommen in allen möglichen Farben entwickeln.

Bei botanischen Arten (Wildarten ohne züchterische Bearbeitung) gibt es diese Aufspaltung nicht. Der heimische blaue Eisenhut (Aconitum napellus) wird auch blaue Kinder hervorbringen. Das gilt auch für viele samen- oder sortenechte Züchtungen, deren Merkmale relativ stabil von einer Generation zur nächsten weitergegeben werden. Durch unbeabsichtigte Fremdbestäubung sind jedoch auch hier immer wieder Veränderungen oder Verluste von Merkmalen möglich.

Bei F1-Hybriden kreuzen Pflanzenzüch­ter zwei Zuchtlinien gezielt, um in der ersten Toch­ter­ge­ne­ra­tion (F1) bestimmte Eigenschaften zu bekommen. Wenn Sie nun von diesen Pflanzen selbst geerntetes Saatgut verwenden, kommt es in der zwei­ten Tochtergeneration (F2) zu einer starken Aufspaltung der Eigenschaften wie Blü­tenfarbe und -größe. F1-Hybriden lassen sich also nicht selbst vermehren, son­dern müssen immer wieder zugekauft werden.

Ulrike Brockmann-Krabbe
Landesfachberaterin des Landesverbandes
Westfalen und Lippe der Gartenfreunde