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Zur „Frühjahrskur“ ins Frühbeet: Erste „Vitaminspritzen“ schon im März anziehen
Foto: Themenbild Endlich, die ersten warmen Sonnenstrahlen Ende Februar kündigen den Beginn der neuen Gartensaison an. Das erforderliche Saatgut ist schon vorhanden, Pflanzpläne sind erstellt worden und Gartenwerkzeuge wieder einsatzfähig. Doch bevor wir unsere Frühbeete für die ersten Kulturen nutzen, sollten wir die Frühbeetfenster gereinigt und kontrolliert haben, ob die automatischen Belüftungssysteme nach dem langen Winter noch funktionieren.
Pferdemist als Grundlage
Um die erforderlichen Temperaturen für das Wachstum unserer Jungpflanzen möglichst schnell zu erreichen, besorgen Sie am besten Pferdemist. Gute Bezugsquellen sind Biolandbetriebe oder der nächste Reiterhof.
Es ist immer wieder erstaunlich, wie viel Pferdemist benötigt wird: Es muss eine Schicht von 0,5 m eingebracht werden! Voraussetzung ist, dass das Frühbeet eine Wandung in genannter Tiefe hat.
Der angelieferte Pferdemist wird mit einer Forke bis zur Oberkante des Frühbeetes eingeschüttelt. Wichtig ist, dass Sie das Material sehr gleichmäßig verteilen.
Für ausreichende Wasservorräte sorgen
Anschließend wird der Pferdemist so weit wie möglich heruntergetreten und so viel gewässert, dass er „klitschnass“ ist; nur auf diese Weise ist gewährleistet, dass die vorhandenen Bakterien aktiv genug sind, den Rotteprozess so weit zu beschleunigen, dass Wärme produziert wird. Die Regentonnen sollten nach der Winterpause inzwischen wieder gefüllt sein, damit ausreichend Wasser für die Prozedur vorhanden ist.
Als nächster Schritt wird auf den Mist eine Lage ausgereifter Kompost von maximal 10 cm Höhe eingebracht, und schon ist unsere diesjährige „Frühbeetpackung“ fertig. Übrigens, diese Packung wird im Winter nach der Nutzung des Beetes komplett ausgekoffert (entfernt), um den entstanden Grobkompost im Freiland bei Hügelbeeten oder unter Obstbäumen einzusetzen.
Ruhen lassen und lüften
Nachdem das Beet mit den vorgesehenen Fenstern abgedeckt ist, muss es zunächst einmal ruhen. Hierbei wird der Rotteprozess aktiviert, wobei allerdings Ammoniakgase freigesetzt werden. Daher ist es wichtig, nach Ablauf von maximal fünf Tagen das Beet gut zu lüften, sonst können die Sämereien und Jungpflanzen, die im Frühbeet ihren Platz finden sollen, stark leiden oder sogar eingehen.
Die ersten Kulturen
Foto: Themenbild Vor Aussaat der ersten Gemüsekulturen können Sie sich schon aus der Kräuterecke Ihres Gartens Schnittlauch zum Vortreiben holen. Das sollte allerdings erst nach dem Frost geschehen.
Setzen Sie die abgestochenen Pflanzen in 8er-Töpfe und stellen Sie sie ins Frühbeet. Schon nach wenigen Tagen kann man dem Schnittlauch sprichwörtlich beim Wachsen zuschauen, kein Wunder bei Frühbeettemperaturen zwischen 12 und 18 °C.
Wer schnell etwas ernten möchte, sät als erste Kultur Gartenkresse aus. Hierbei empfehle ich gerne die Sorte Lepidium sativum ‘Presto’. Sie unterscheidet sich von den anderen durch eine längere Haltbarkeit im geschnittenen Zustand.
Wie bei der Anzucht der nachfolgenden Jungpflanzen nutze ich auch hier gerne Einwegkisten von Gemüse aus dem Supermarkt als Saatkisten. Sie werden zuvor mit Zeitungspapier ausgelegt und dann mit dem Erdsubstrat gefüllt. Unkrautfreie Erden sind im Fachhandel erhältlich.
Nachfolgende Aussaaten
In der 13. Kalenderwoche erfolgt die Aussaat von Kresse, Kopfsalat, frühem Kohlrabi, Radieschen, Porree, Tomaten, Sellerie, diversen Kohlarten und natürlich unseren „Südfrüchten“ wie Paprika, Gurken, Zuckermais, Artischocken und Auberginen. Die verschiedenen Arten und Sorten von Kürbissen und Zucchini gehören zum letzten Aussaatsatz von Gemüse im Monat April (bitte die optimale Erdabdeckung des Saatgutes einhalten, siehe Angaben auf der Samentüte).
Sommerblumen und Kräuter nicht vergessen
Als weitere Kulturen zur Anzucht sind bei den Kräutern Basilikum, Petersilie, Dill und Borretsch geeignet. Um das Frühbeet vielseitig zu nutzen, sollten Sie ein- und zweijährige Sommerblumen aussäen. Hier reicht die Palette von Schmuckkörbchen (Cosmos) bis Stockrosen (Alcea). Die vorgenannten Kulturen stellen nur eine kleine Auswahl der bekannten Arten dar.
Foto: Themenbild Pikieren, gießen und lüften
Sind je nach Kultur alle Pflanzen „aufgelaufen“ und groß genug zum „Verziehen“, können Sie sie in die vorbereiteten Erdpresstöpfe oder in Plastiktöpfe in unterschiedlichsten Größen pikieren (vereinzeln). Sind entsprechende Salatpflanzen oder Tomaten in ihren vorgesehenen Töpfen, können sie weiterhin bis zur Auspflanzung im Frühbeet bleiben.
Geben Sie den Pflanzen regelmäßig Wasser und sorgen Sie für eine optimale Belüftung. Sollten die Temperaturen nachts weit unter 0 °C sinken, halten Sie Vlies oder Strohmatten zur Abdeckung der Frühbeetfenster bereit, um Frostschäden zu vermeiden.
Erst abhärten, dann auspflanzen
Sobald die Jungpflanzen ihre Größe fürs Freiland erreicht haben, werden sie außerhalb des Frühbeets zum Abhärten an einen geschützten Ort im Garten gestellt. Würden Sie sie direkt auspflanzen, können die Pflanzen z.B. einen Sonnenbrand bekommen.
Haben sich die Pflanzen an die Verhältnisse des Gartens gewöhnt, werden ihre Töpfe kräftig durchtränkt. Dann können Sie die Jungpflanzen an Ort und Stelle austopfen und pflanzen. Dafür bitte die kühleren Stunden des Tages nutzen und nicht die Mittagsstunden!
Wenn Sie alle aufgeführten Arbeitsschritte der Jungpflanzenanzucht im Frühbeet beachtet haben, sollte eine reichhaltige Ernte zur Freude aller möglich sein, vorausgesetzt die Sonne meint es gut mit uns.
Hartmut Clemen,
Leiter des Lehr- und Versuchsgartens des
Landesverbandes der Gartenfreunde Bremen