- Gut zu wissen
Siegel auf Gartenprodukten
Foto: Global GAP/FloortjeOb auf dem Etikett der neuen Kletterrose oder dem Sack Blumenerde: Auf vielen Gartenprodukten prangen Siegel (oder „Labels“), die für die meisten Gartenfreunde eher dem Buch mit besagten sieben gleichen. Was ein Siegel bedeutet, ist meist unklar, obwohl die bunten Logos doch eine besondere Qualität garantieren sollen. Ein Großteil der Labels sind Eigenmarken, nur wenige Siegel garantieren die Einhaltung transparenter Standards und werden von unabhängiger Seite kontrolliert.
Gute Agrarpraxis
GLOBALGAP ist ein weltweites Zertifizierungssystem für die Produktion von Zierpflanzen und Blumen. Es ist aus dem unabhängigen Zertifizierungssystem „Gute Agrarpraxis“ hervorgegangen, das 1997 auf Initiative von Einzelhändlern aus der Taufe gehoben wurde. Um eine GlobalGAP-Zertifizierung zu erhalten, müssen die Pflanzenproduzenten bestimmte nachhaltige und soziale Standards etwa bei der Behandlung des Bodens, dem Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln oder den Arbeitsbedingungen garantieren.
Pflanzen aus GlobalGAP-zertifizierter Produktion können für Verbraucher mit dem GGN-Label gekennzeichnet werden. Auf ihm befindet sich eine 13-stellige Zahlenkombination, mit der sie auf www.ggn.org herausfinden können, wo eine Pflanze produziert wurde. GlobalGAP ist auch eine Basis für Eigenmarken, wie das PRO-PLANET-Label der Rewe Gruppe.
Für die nachhaltige Produktion
MPS (Milieu Project Sierteelt) wurde 1993 als „Umweltprojekt Zierpflanzen“ in den Niederlanden gegründet. Es steht in Konkurrenz mit GlobalGAP und setzt vergleichbare Standards voraus. Elementar sind auch die damit verbundenen Dokumentationspflichten für die Betriebe, z.B. für einen sparsamen Verbrauch von Wasser oder den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln.
Für Verbraucher hat MPS 2017 ein Siegel eingeführt, mit dem sie über eine Nummer auf www.followyourflowerorplant.com die Herkunft einer Pflanze herausfinden können. Wie bei GNN ist auch das MPS-Logo nicht immer für den Kunden sichtbar, viele namhafte Händler fordern aber von den Pflanzenproduzenten die Erfüllung von MPS-Standards. Zudem sind beide Zertifizierungen Teil des „Basket of Standards“ der FSI (Floriculture Sustainability Initiative), diese umfasst eine Vielzahl von Standards und Zertifikaten für die Beschaffung von Zierpflanzen.
Qualität mit Tradition
Das RAL-Gütezeichen des Deutschen Instituts für Gütesicherung und Kennzeichnung (früher: Reichsausschuss für Lieferbedingungen) gibt es seit 95 Jahren. Mittlerweile gibt es über 170 Gütezeichen von über 130 Gütegemeinschaften in den unterschiedlichsten Bereichen, von Möbeln bis zu Recycling-Baustoffen. Für Gartenfreunde relevant sind die RAL-Gütezeichen für „Kompost“, das von zertifizierten Kompostierungsanlagen geführt wird, oder „Substrate für Pflanzen“ für u.a. Kultursubstrate, Blumenerden oder Rindenmulch, die die Erfüllung fachlich hoher Qualitätsstandards für optimales Pflanzenwachstum und eine ständige Qualitätskontrolle erfordern. Bei Blumenerde z.B. einen maximalen Salzgehalt oder einen pH-Wert zwischen 5 und 6,5.
Fair gehandelt
Das bekannte Fairtrade-Siegel kennzeichnet Güter, die aus fairem Handel stammen. Seit 2015 können neben Schnittblumen und fertig kultivierten Pflanzen auch Jungpflanzen oder Stecklinge Fairtrade-zertifiziert werden. Aktuell gibt es auf dem Markt – neben den Schnittblumen – aber ausschließlich Fairtrade-Weihnachtssterne. 2019 wurden in Deutschland rund 800.000 Topfpflanzen aus Fairtrade-Stecklingen verkauft, die meisten davon Weihnachtssterne, was einem Marktanteil von 2 % entspricht.
„Bio“ ist nicht immer „Bio“
Saatgut und Pflanzen, die mit dem EU-Biosiegel (oder dem älteren deutschen Biosiegel) verkauft werden, müssen nach den Anforderungen der EU-Öko-Verordnung produziert werden. Diese besagt u.a., dass synthetische Dünger und chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel verboten sind. Ebenso ist der Einsatz von chemischen Hemmstoffen, die Pflanzen künstlich klein und kompakt halten, untersagt. Der Einsatz von Torf ist dagegen erlaubt.
Die Begriffe „bio“ und „öko“ sind für landwirtschaftliche Erzeugnisse und Lebensmittel geschützt. Bei Substraten und Düngern können sie frei verwendet werden. Vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) wird aber jedes Jahr eine aktualisierte Liste mit Produkten, die für den ökologischen Landbau zulässig sind, herausgegeben. Hier dürfen Erden z.B. keine chemisch-synthetisch hergestellten stickstoffhaltigen Substanzen enthalten.
Die Richtlinien der Anbauverbände Naturland, Demeter und Bioland basieren auf der EU-Öko-Verordnung, sind aber in vielen Punkten enger gefasst, so wird etwa der Einsatz von Stickstoff reglementiert oder die Verwendung von torfreduziertem Substrat (mit „nur“ 70 bzw. 80 % Torfanteil) vorgeschrieben.
Standard für die Umwelt
Der Blaue Engel gehört zu den bekanntesten Qualitätssiegeln in Deutschland. Er garantiert, dass ein Produkt die Umwelt weniger belastet und dabei hohe Ansprüche zum Schutz der Gesundheit erfüllt. Über 12.000 Produkte tragen mittlerweile das Umweltzeichen, das seit 1978 vergeben wird. Inhaber des Zeichens ist das Bundesumweltministerium, die Kriterien werden durch das Umweltbundesamt erarbeitet. Sie können den Blauen Engel nicht nur an Farben, Lacken oder Lasuren finden, sondern auch vereinzelt auf motorbetriebenen Gartengeräten oder kompostierbaren Pflanztöpfen.
Holz mit Siegel
Auf Holzprodukten kleben oft Siegel von PEFC (Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes) oder FSC (Forest Stewardship Council). PEFC wurde 1999 in Paris von Waldbesitzern gegründet, mit dem Ziel, die nachhaltige Waldbewirtschaftung zu verbessern, aber auch, um das PEFC-Siegel als Marketinginstrument zu benutzen.
Der FSC wurde 1993 in Bonn gegründet und ist eine unabhängige, gemeinnützige Nicht-Regierungsorganisation. Sie setzt sich für die Förderung einer umweltfreundlichen, sozialförderlichen und ökonomisch tragfähigen Bewirtschaftung von Wäldern ein. Umweltverbände kritisieren, dass die Anforderungen des PEFC-Siegels nicht hoch genug sind und nur unzureichend kontrolliert werden. Die Kriterien und Kontrollen des FSC-Labels sind strenger. Immer wieder gibt es jedoch Berichte über Kahlschläge unter dem nationalen FSC-Siegel in anderen Ländern.
Saatgut aus der Region
In Deutschland darf „in der freien Natur“ nur noch regionales („gebietseigenes“) Saatgut ausgebracht werden. In Deutschland wurden dafür 22 Ursprungsgebiete festgelegt. Derzeit gibt es zwei Zertifikate, die Käufern garantieren, dass es sich um regionales Saatgut handelt. VWW-Regiosaaten® des Verbandes deutscher Wildsamen- und Wildpflanzenproduzenten und Regio-Zert® vom Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter. Das Zertifikat VWW-Regiogehölze® ist ein zusätzliches Zertifikat für Wildsträucher und hochstämmige Bäume.
Sören Keller
Redaktion „Gartenfreund“,
Verlag W. Wächter