- Kleingartenwesen
Argumente allein reichen nicht!
Foto: mauritius images/Hans Blossey
Es lohnt sich, aktiv für den Erhalt und die Entwicklung von Kleingärten einzustehen. In den neun vorangegangenen Artikeln in der Reihe „Kleine Gärten – Große Wirkung“ wurde anschaulich dargestellt, wie vielfältig der Nutzen von Kleingärten für die Natur und für die Gesellschaft ist. Jeder einzelne Artikel für sich zählt genügend Argumente auf, die für den Erhalt von Kleingartenanlagen oder gar für mehr Kleingärten sprechen. Dann ist ja alles in Ordnung, könnte man meinen. Dann kann uns ja nichts passieren, ist der nächste Gedanke. Aber ist das so?
Wirkungsvoll durchsetzen
Viele Gartenfreunde, insbesondere die, die schon länger dabei sind, wissen oder vermuten, dass ihre Gärten vielen Gefahren ausgesetzt sind. In Zeiten der Wohnungsnot wird verstärkt über die Be-bauung von Kleingartenflächen diskutiert. In Großstädten wie Berlin, Hamburg und München und in den Ballungszentren steigt die sogenannte „Flächenkonkurrenz“ für die verschiedenen Nutzungen in der Stadt.
Nicht selten werden Kleingartenflächen plötzlich in den direkten Wettbewerb mit zum Beispiel neu zu errichtenden Kindertagesstätten, Schulen oder dem sozialen Wohnungsbau gestellt. Auch für derartige Maßnahmen gibt es gute Argumente, die natürlich nicht von der Hand zu weisen sind.
Spätestens an dieser Stelle wird aber klar, dass es nicht ausreicht, „nur“ die besseren Argumente zu haben. Es geht, sprechen wir es direkt aus, auch um die wirkungsvolle Durchsetzung von Interessen.
Kontakte vor Ort pflegen
Das Interesse der Kleingärtner liegt darin, dass möglichst dafür gesorgt wird, Kleingartenflächen zu erhalten oder, wenn nicht anders möglich, Ersatzflächen und weitere Kompensationen auszuhandeln. Auf den nächsten Ebenen, der Landes- und Bundespolitik, geht es darum, dass die Rahmenbedingungen für das Kleingartenwesen gut und sicher bleiben: Dazu gehört beispielsweise der Einsatz der Verbände für den Erhalt des Bundeskleingartengesetzes.
Diese „Lobbyarbeit“ beginnt vor Ort mit den regelmäßigen Kontakten zu den Politikern in den Gemeinde- und Stadträten, zu den Mitarbeitern in den Verwaltungen und zu den verschiedenen Vereinen und Verbänden. Die Pflege einer guten Nachbarschaft zu den Anwohnerinnen und Anwohnern gehört ebenfalls dazu.
In der Reihe „Kleine Gärten – Große Wirkung“ wurde dargestellt, wie vielfältig der Nutzen von Kleingärten für die Natur und die Gesellschaft ist. Es reicht aber nicht aus, die besseren Argumente zu haben. Es geht auch um die wirkungsvolle Durchsetzung unserer Interessen.
Foto: mauritius images/Bastian Kienitz
Möglichkeiten schaffen!
Wie soll man das denn alles neben der Organisation des Vereinslebens noch schaffen? Das fragen sich zu Recht die Ehrenamtlichen im Verein. Neben der üblichen Verwaltung der Vereinspachtfläche und der Organisation des Vereinslebens bleibt nämlich nicht mehr viel Zeit, um sich um die oben geschilderten Aufgaben zu kümmern.
An dieser Stelle geht es darum, dass das Kleingartenwesen sich stärker professionell organisieren muss. Die Lobbyarbeit lässt sich mindestens ab Bezirks- und Landesverbandsebene nicht ausreichend wirksam auf ehrenamtlicher Basis organisieren. Erforderlich ist deshalb eine hauptamtliche Abstützung der Interessendurchsetzung.
Das organisierte Kleingartenwesen muss für sich die Möglichkeit schaffen, gegenüber Verwaltung, Politik und anderen Akteuren sprachfähig zu sein. Das erfordert eine Geschäftsführung, die sich nicht in Verwaltung und Sachbearbeitung verliert. Die hauptamtliche Stelle muss Strategien und Konzepte entwickeln und diese im politischen Umfeld verhandeln und voranbringen.
Die Kleingärtner müssen sich deshalb im Klaren darüber sein, dass eine derartige Professionalisierung wiederum einen höheren finanziellen Aufwand für sie bedeutet – ein Einsatz von finanziellen Mitteln, der sich strategisch zur Sicherung von Kleingartenflächen lohnen wird.
Dirk Sielmann
Präsident Bundesverband Deutscher
Gartenfreunde, Vorsitzender
des Landesbundes
der Gartenfreunde in Hamburg