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Barfußpfad, Spielplatz oder Lehrgarten

Schlagworte zu diesem Artikel:
  • Kleingarten-Projekte
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Projekte in Kleingärtnervereinen planen und realisieren

Claus-Dieter Hannebohm, Thomas Laumann und Andreas Stach waren lange arbeitslos, bevor sie anfingen, für das Projekt „Bürgerarbeit“ des Bezirksverbandes Lüneburg zu arbeiten. Seit über zwei Jahren bringen sie nicht nur verwilderte Gärten in Schuss. Inzwischen bauen sie auch Gemüse an, das sie der Lüneburger Tafel zur Verfügung stellen. „Uns macht die Arbeit Spaß und Freude, wir sehen schließlich auch gute Erfolge und freuen uns, wenn bedürftige Menschen von unserer Arbeit profitieren.“


Langzeitarbeitslose im Projekt „Bürgerarbeit“Foto: Joachim Roemer Drei Langzeitarbeitslose haben im Projekt „Bürgerarbeit“ des Bezirksverbands Lüneburg für drei Jahre Arbeit gefunden.


Dies ist nur eines von vielen Projekten, die in Kleingärtnervereinen zunehmend an Bedeutung gewinnen. Ob anlässlich von Wettbewerben, auf Kongressen, in Ver­bands­zeitschriften oder im Internet - immer häufiger wird auf die positiven Auswir­kungen dieser zielgerichteten Vorhaben auf das Kleingartenwesen hingewiesen. So werden immer mehr Projekte durch­ge­führt, um der Öf­fent­lich­keit das Kleingartenwesen näher zu bringen oder bestimm­te Bevölkerungsgruppen ein­zu­bin­den.


Zustimmung einwerben

Zuerst brauchen die Vorhaben die Zustim­mung der Mitglieder. Frühzeitig muss des­wegen in der Mitgliederversammlung für eine breite Akzeptanz geworben werden.

Vor allem die unmittelbaren Parzellen-Nachbarn dürfen sich nicht von dem Projekt belästigt füh­len, wenn dort plötzlich Kinder toben oder größere Gruppen für Unruhe sorgen. Unverzichtbar für eine breite Zustimmung ist auch eine transpa­rente Darstellung der Aufwendungen - besonders der Kosten und Arbeitsleistungen, die auf die einzelnen Mitglieder zu­kommen.


Akteure finden

Bevor in der Mitgliederversammlung diskutiert wird, sollten die Akteure bekannt sein, die für das Projekt bereitstehen. Sie müssen also rechtzeitig wissen: Wie viele Gartenfreundinnen und Gar­ten­freun­de helfen mit? Welche Erfahrungen, welches fachliche Wissen bringen sie mit? Wer über­nimmt die Leitung des Projektes? Und stehen die Mitwirkenden auch langfristig zur Verfügung? Dabei muss eventuell frühzeitig an die Weiterführung des Projektes und seine Unterhaltung ge­dacht werden.

Unerlässlich ist es, dass eine Gartenfreundin oder ein Gartenfreund die Leitung übernimmt und sich verantwortlich fühlt. Diese Bereitschaft muss nach der Fertigstellung weitergehen, z.B. durch ei­ne regelmäßige Kontrolle. Das kann, wie bei Spielplätzen, aus Haftungsgründen sogar zwingend erforderlich sein.

Viele Projekte sind auch immer eine Aufgabe der Fachberater. Sie wirken mit ihrem Wissen entscheidend bei der Planung und Umsetzung mit. Aber sie sind nicht die Einzigen, auf die alle Arbeiten abgewälzt werden dürfen.


Ziele definieren

Gute Ideen werden nur dann erfolgreich sein, wenn wir uns über das Ziel unseres Projektes Gedanken machen: Für wen will ich es durchführen? Gibt es einen Bedarf? Gibt es vergleichbare Projekte, und wie werden diese angenommen? Und wie kann ich für mein Projekt werben?

Dabei sollten wir unsere Kernkompetenz im Auge behalten: das Gärtnern. Bei gartenfachlichen Themen sind wir glaubwürdig. Sie lassen sich oft auch hervorragend mit sozialen Aspekten ver­bin­den, z.B. wenn ein Garten zum Treffpunkt für ältere Menschen umgestaltet wird.

Ein Obstsortenlehrpfad, ein Gartenbiotop oder eine barrierefreie Ruhezone mit dekorativen Zier- und Nutzpflanzen passen hervorragend in Gartenanlagen und ergänzen die Vielfalt der Gärten. Aber auch ein Spielplatz kann nicht nur für die Kinder der Kolonie, sondern auch für Kin­der­gar­ten­grup­pen ein tolles Angebot sein.


Sicherheit und Qualität

Das Angebot an Aktionen und Freizeitmöglichkeiten ist besonders in den Städten vielfältig. Wir müssen bedenken, dass wir mit unserem Projekt hier konkurrieren müssen. Sind wir also in der Lage, ein hochwertiges Angebot zu machen, das den Anforderungen der Zielgruppe gerecht wird?

So muss ein Lehrgarten vielfältige Interessen bedienen und regelmäßig ein aktuelles Angebot aufweisen. Natürlich sollte er einen guten Pflegezustand haben. Und er muss zugänglich sein – besonders am Wochenende.

Auch ein Barfußpfad ist eine schöne Attraktion, verlangt aber eine regelmäßige Pflege: Wer kümmert sich also später um das Nach­füllen der Tannenzapfen oder das Aussortieren der Kie­sel­stei­ne aus dem Rindenmulch? Und haben Sie bei der Planung an eine Bank gedacht, an der man sich die Schuhe ausziehen kann, und an einen Wasserhahn, um die schmutzigen Füße zu waschen?

Und schließlich geht es auch um die Gefahrenvermeidung: Beim Aufstellen von Spielgeräten sind z.B. Sicherheitsanforderungen einzuhalten, die die Vergabe der Arbeiten an eine Fachfirma ratsam machen. Beim Anlegen eines Teiches müssen Sie darauf achten, dass die neue Ruhezone nicht zur Gefahrenstelle für Kinder wird.


Finanzierung sichern

Nur wenige Projekte sind ohne Geld machbar. Größere Geldbeträge müssen in der Haus­halts­pla­nung berücksichtigt werden und damit von der Mitgliederversammlung genehmigt werden. Das gilt auch, wenn Fremdmittel eingeworben werden. Sie sind dann als Spende oder Zuwendung Dritter in den Einnahmen mit darzustellen.


Langzeitarbeitslose im Projekt „Bürgerarbeit“Foto: Joachim Roemer Drei Langzeitarbeitslose haben im Projekt „Bürgerarbeit“ des Bezirksverbands Lüneburg für drei Jahre Arbeit gefunden.


Voraussetzung dafür ist eine Kostenkalkulation, in der alle Positionen erfasst sind. Die Höhe der genehmigten Mittel ist dann für die Verantwortlichen verbindlich. Das gilt umso mehr beim Einsatz von Fremdmitteln. Für interessante Projekte gibt es häufig Fördermöglichkeiten aus un­ter­schied­li­chen Quellen. Für Natur­schutz­vorhaben stehen z.B. Umwelt- oder Lottostiftungen bereit. Aber auch die örtlichen Banken und Sparkassen, Bürgervereine und andere Einrichtungen geben Geld.

In den meisten Fällen gib es Förderrichtlinien, die das Antrags­pro­zedere und die Verwendung der Mittel bestimmen. Um negative Überraschungen zu vermeiden, ist es wichtig, sich genau an die Vorgaben zu halten.


Werben und berichten

Schon im Vorfeld kann das Interesse der Öffentlichkeit geweckt werden. Mit dem Bürgermeister kommt auch die Presse zum ersten Spatenstich - eine gute Gelegenheit, noch einmal Spenden einzuwerben. Auch das Aufstellen des Insektenhotels mit einer Schulklasse oder die Bepflanzung des Schulungsgartens sind gute Gelegenheiten für Pressearbeit.

Und dann wird natürlich die Eröffnung gefeiert. Wird sie groß angekündigt, können Sie nicht nur die Mitglieder, sondern auch Politik, Verwaltung, Nachbarn und interessierte Bürgerinnen und Bürger vom gelungenen Ergebnis überzeugen.

Schließlich darf auch die Berichterstattung im „Gartenfreund“ nicht vergessen werden. Kleine Projekte werden vielleicht „nur“ in die Vereinsnachrichten kommen, größere aber schon in die Verbands­nachrichten. Herausragende Projekte können aber auch den Sprung in den überregionalen Mantelteil schaffen und einem Kreis von über 230.000 Abonnenten präsentiert werden.

Sie gehören dadurch zu den herausragenden Beispielen, die andere Vereine auf­greifen können, um dann ebenfalls ein tolles Projekt durchzuführen. Alle zusammen können eindrucksvoll die Leis­tun­gen des Kleingartenwesens zeigen, die weit über die Arbeit im eigenen Garten hinausgehen.

Joachim Roemer
Vizepräsident des Landesverbandes
Niedersächsischer Gartenfreunde