• Kleingartenwesen

Ein Plädoyer für das Ehrenamt

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Es gibt viel zu tun, packen wir es an!

Unter den jährlichen Aktions- und Gedenktagen sollten wir uns den 5. Dezember als Tag der Anerkennung und Förderung des ehrenamtlichen Engagements rot anstreichen – ein „Ehrentag des Ehrenamtes“, den leider die wenigsten zur Kenntnis nehmen.


EhrenamtFoto: Coloures-pic/Fotolia.com


Ehrenamt bedeutet freiwilliges Engagement – sozial und kulturell. Nicht finan­zielle Triebkräfte, sondern der Wunsch und der Wille, dem Gemeinwohl zu dienen, sind hier am Werk. Im Bereich des Kleingartenwesens ist dabei das Engagement unserer Vereinsvorstände und Verbandsfunktionäre hervorzuheben. Durch sie nehmen eine Million Gartenfreunde ihre Verwaltung auf allen Ebenen selbst in die Hand – vom Kleingärtnerverein „um die Ecke“ bis hin zum Dachverband auf Bun­des­ebe­ne, dem Bundesverband Deutscher Gartenfreunde (BDG).

Unser Vereinswesen „lebt“ das Prinzip der Selbstorganisation seit 200 Jahren. Verwaltung und Führung der Ta­gesge­schäf­te erledigen die Vereinsvorstände – das sind Gartenfreunde wie Sie und ich und zudem Menschen im Ehrenamt. Vor allen Dingen aber sind es Menschen, die bereit sind, sich für unsere gemeinsame Leidenschaft zu enga­gieren – und das oft über das geforderte Mindestmaß hinaus. Erkennen wir ihre Leistung an und machen wir sie zum Vorbild und Maßstab des eigenen Handelns.


Jeder kann etwas tun!

Ehrenamtliche Arbeiten im Kleingarten sind vielfältig: Die Pachtverwaltung gehört ebenso dazu wie das Formulieren politischer Forderungen. Darüber hinaus beinhaltet die Ämtervielfalt Öffentlichkeitsarbeit, Fachberatung, die Akquise von Interessenten, das Abhalten von Schulun­gen, die Schlichtung nachbarschaftlicher Streitigkeiten oder die Planung und Durch­führung der Vereinsfeste. Der Vereinsvorstand lernt stetig hinzu und bringt seine wachsende Erfahrung in die Arbeit ein.

Schon die unvollständige Aufgabenliste verdeutlicht den zentralen Aspekt des Ehrenamtes: Der Amtsinhaber stellt viel Zeit – ein kostbares Gut – in den Dienst der Gemeinschaft, und das freiwillig und unbezahlt, viele Stunden nach Feierabend und am Wochenende. Die genannten Aktivitäten verdeutlichen auch: Der Begriff „Ehrenamt“ mag romantisch klingen, bedeutet jedoch die Beschäftigung mit sehr realen Konflikten und Herausforderungen.

Helfer und Vereinsvorstände, Verbands­funktionäre ebenso wie Wegewarte – sie alle leisten einen Beitrag im komplexen kleingärtnerischen Gefüge. Der Besuch der ausgezeichneten Klein­gar­ten­an­la­ge „Tuinenpark Ons Buiten“ in Utrecht im Rahmen des „Internationalen Kongresses 2014“ demonstrierte, wie das „Prinzip Ehrenamt“ optimal genutzt werden kann:

Jeder Interessent für eine Parzelle füllt mit dem Aufnahmeformular einen Fra­gebogen aus, der besondere Begabungen und Kenntnisse erfasst. Entsprechend der genannten Talente und Qua­lifikationen werden – über die zu leis­tende Gemeinschaftsarbeit im Verein hinaus – „Ta­lent­ein­sät­ze“ organisiert und passende Aufgaben verteilt. So entwarf z.B. ein künst­lerisch begabter Gar­ten­freund die Beschilderung der Bäume des Gemeinschaftsgrüns, ein Lehrer war der „Anlagen-Guide“, und eine Hausfrau, die gerne präzise formuliert, übernimmt die Behördenpost und Behördengänge für den Verein.


Ehrenamt - Freiwillig und unbezahltFoto: Woodapple/Fotolia.com Ehrenamt bedeutet auch die freiwillige und unbezahlte Feierabendgestaltung am Schreibtisch – und verdient unsere Anerkennung.


Das ehrenamtliche Potenzial der Mitgliedergemeinschaft wird also systematisch erfasst und optimal genutzt. Der „Anlagen-Guide“ betonte, dass im Mikrokosmos des Kleingärtnervereins jegliche Qualifikation nützlich sein kann.


Vom Lernen und Geben

Hansjörg Kefeder, ehemaliger Präsident des Landesverbandes Niedersächsischer Gartenfreunde, berichtete einst von seinen mittlerweile ausreichenden – und wie ich feststellen durfte um­fas­sen­den – Computerkenntnissen. Für einen Vertreter der „Generation Silver Surfer“ sind gute Kennt­nis­se im Bereich Softwa­re, Tastatur und Smartphone nicht selbstverständlich. Der sichere Umgang mit der Materie fällt einem jedoch nicht einfach in den Schoß. Auch hier liegt die Lösung im Ehrenamt: Durch generationsübergreifende Gespräche, Kurse und Schulungen gelingt es uns, eine bis dato unbekannte Materie von der Pieke auf zu ler­nen und zu beherrschen.

Um beim Beispiel des vormaligen LNG-Präsidenten zu bleiben: Hansjörg Kefeder ist Rechtsanwalt. Seine juristischen Kenntnisse und seine Berufserfahrung brachte er stets in sein Wirken für den Verband ein. In Kursen und Vorträgen vermittelte er den Nachwuchs-Ehrenamtlichen mehr als ein sicheres Basiswissen, um sich in der zunehmend rechtlich bestimmten Welt der Kleingartenpacht zurechtzufinden.

Dieses Beispiel zeigt: Die Vielfalt der Ehrenämter schafft ein Geflecht von Symbiosen, von dem Verband, Verein und Individuum gleichermaßen profitieren.


Trauen Sie sich!

Jeder Gartenfreund kann seine individuellen Kenntnisse und Erfahrungen in den Dienst der Gemeinschaft stellen. Dabei muss es sich nicht zwangsläufig um beruflich professionelles Know-how handeln – auch wenn die „Hemmschwelle“ hier besonders niedrig ist. Auch manch privates Faible kann der Gemeinschaft zugute kommen.


Ehrenamtliche Kinder- und JugendarbeitFoto: Oliver Fritsch Investition in die Zukunft: Durch die ehrenamtliche Kinder- und Jugendarbeit geben wir unser Wissen und unsere Begeisterung an die nächste Generation weiter.


Zunehmend engagieren sich Gartenfreundinnen für die Gemeinschaft – denn die Scheu vor dem Eintauchen in die bisherige Männerdomäne der Vereinsvorstände bröckelt. Der Wunsch nach sachkundigen und tatkräftigen Frauen in Vorstandsämtern wächst übrigens ganz natürlich an der Basis der Vereine und ist nicht durch die Dachverbände oktroyiert.

Die gehen aber mit gutem Beispiel voran. Das Präsidium des Bundesverbandes Deutscher Gar­ten­freun­de setzte jüngst ein entsprechendes Signal: Neben Sandra Böh­me, bereits im zweiten Jahr zuständig für Jugend und Soziales, wurde mit Viola Kleinau – zuständig für den Bereich Finan­zen – eine weitere Frau ins präsidia­le Amt bestellt. Das sollte uns Gartenfreundinnen motivieren, unser eigenes Kön­nen für den Verein und den Verband mutig einzusetzen und Neues dazuzulernen.

Mein Appell an alle Vereinsmitglieder lautet: Seien Sie selbstbewusst und trauen Sie sich!


Geben ist seliger …

Gerade in der besinnlichen Adventszeit, wenn wir uns auf das Weihnachtsfest vorbereiten, wächst die Freude am Geben. Zudem steht mit dem Jahreswechsel ohnehin das Fassen guter Vorsätze für 2016 bevor.

Genau der richtige Zeitpunkt also für den Entschluss, Zeit zu geben! Geben Sie Zeit für Ihren Verein. Wie die Pflanzen in unseren Gärten gedeihen, so werden auch Sie in übernommene Auf­ga­ben nach und nach hineinwachsen, um Ihr Amt schließlich auszufüllen. Die Unterstützung er­fah­re­ner Amtsinhaber ist Ihnen dabei gewiss.

Der Dank für das bürgerschaftliche Engagement in unseren Vereinen und Verbänden gilt allen Ehrenamtlichen über den 5. Dezember, den Tag des Ehrenamtes, hinaus.

Birgit Drechsler
Geschäftsführerin des Landesverbandes
der Gartenfreunde Bremen