Einführung: Integration ist eine Bürgerpflicht

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Niedersachsens Gartenfreunde diskutierten über interkulturelle Kleingärten


Interkultureller Kleingarten in BraunschweigFoto: Roemer Brennende Probleme in den Kleingartenvereinen - großes Interesse an der Veranstaltung. Manfred Weiß vom Landesverband der Gartenfreunde Braunschweig e.V. berichtete über den Interkulturellen Kleingarten in Braunschweig In unseren Kleingartenanlagen nimmt der Anteil der Gartenfreunde, die aus anderen Ländern zu uns gekommen sind, immer mehr zu. Integration ist zu einem zentralen Thema geworden, das uns zunehmend beschäftigt und bei dem die kleingärtnerischen Or­ga­ni­sa­tio­nen und alle Gartenfreunde immer wieder gefordert werden.

Einerseits erleben wir unsere aus­län­di­schen Nachbarn als hilfsbereite Gar­ten­freun­de, die kräftig mit anpacken und bei Familienfeiern jeden willkommen heißen. Andererseits beklagen wir uns über Sprachschwierigkeiten, mangelnde Beteiligung an Gartenfesten und Versammlungen.


Einander verstehen!

Wie wird es möglich, dass wir uns besser verstehen? Gibt es Gründe dafür, dass die Menschen, die heute als Migranten bezeichnet werden, sich so anders verhalten, als wir es uns wünschen? Was müssen wir über ihre Lebensart wissen, ihre Wünsche und Bedürfnisse, ihre Ängste? An wen kön­nen wir uns wenden, wenn wir Fragen haben? Was leisten die Kommunen und die Wohl­fahrts­ver­bän­de? Gibt es Organisationen, in denen sich die Migranten zusammenschließen, mit denen wir als kleingärtnerische Organisationen zusammenarbeiten können?


Podiumsveranstaltung suchte nach Antworten

Erfahrungsaustausch zum Thema MigrationFoto: Roemer Erfahrungsaustausch zum Thema Migration in der Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau der Landwirtschaftskammer Hannover in Ahlem. Vereinsvorsitzender Nikolaus Micheli vom Kleingärtnerverein Rüstringen berichtete über Erfahrungen aus Wilhelmshaven Viele Fragen, zu denen Antworten ge­sucht werden. Was liegt da näher, als diese Antworten ge­mein­sam zu finden, mit Experten, die sich auskennen mit Migranten und mit dem Thema In­te­gra­tion.

Deshalb hatten die niedersächsischen Landesverbände zur Po­di­ums­ver­an­stal­tung eingeladen und es wurde ein gro­ßer Erfolg. Die Lehr- und Ver­suchs­an­stalt der Landwirtschaftskammer Han­no­ver, in der der Leiter und seit Kurzem auch Gartenfreund Prof. Dr. Bernhard Beßler die Teilnehmer be­grüß­te, ent­wi­ckelt sich zu einem Anziehungspunkt für Seminare der niedersächsischen Gartenfreunde. Für die über einhundert Gartenfreundinnen und Gartenfreunde aus allen Teilen des Landes war der Raum fast zu klein.

Mit dem Thema „Für Menschen aus nah und fern – interkulturelle Kleingärten in Niedersachsen“ traf die vom Landesverband Niedersächsischer Gartenfreunde (LNG) organisierte Veranstaltung das zentrale Interesse der Kleingärtner. Eine Podiumsveranstaltung ist – das hatte sich auch bereits bei der ersten Veranstaltung zum Thema „Demografische Entwicklung“ gezeigt – hervorragend geeignet, mit vielen Gartenfreundinnen und Gartenfreunden zu diskutieren und Lösungen zu ent­wickeln.


Hochkarätig besetztes Podium

Migrationsprobleme - Expertenteam auf dem PodiumFoto: Roemer Migrationsprobleme - "tägliches Brot" für das Expertenteam auf dem Podium Versierte Referenten aus Niedersachsen saßen auf dem Podium, und sie muss­ten alle erst einmal bekennen, dass sie nicht wussten, wie viele Migranten in den Kleingärtnervereinen als Mit­glie­der einen Garten bewirtschaften. Sie betonten im Anschluss, wie wichtig es sei, mit den kleingärtnerischen Or­ga­ni­sa­tio­nen enger zusammenzuarbeiten. Ein Versprechen, dass die Vertreter der Verbände gerne mit nach Hause nah­men.

Migration und Integration sind vielschichtige Themen. Das Podium war daher gut besetzt, auch wenn die Integrationsbeauftragte des Landes Niedersachsen, Frau Honey Deihimi, wegen einer dringenden Familienangelegenheit kurzfristig absagen musste.

Doris Bonkowski, Leiterin des Büros für Migrationsangelegenheiten der Stadt Braunschweig, re­fe­rier­te zum Thema „Kommunale Integrationsarbeit“, Dr. Anwar Hadeed von der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg berichtete darüber, was Selbsthilfeorganisationen in der Migration leisten können, und Christina Müller-Wille von der Arbeiterwohlfahrt Osnabrück sprach über das sehr spannende Thema „Integration aus Sicht von Migranten“.

Über die Studie des Bundesverbandes Deutscher Gartenfreunde und darüber, was Klein­gärt­ner­or­ga­ni­sa­tio­nen leisten können, referierte Dietmar Klepatz, Geschäftsführer der Bremer Gar­ten­freun­de. Manfred Weiß, Vorsitzender des Landesverbandes Braunschweig, berichtete über Erfahrungen mit einem interkulturellen Kleingarten in Braunschweig.


Manager der Wortmeldungen: Hartmut Brinkmann

Hartmut Brinkmann moderiert PodiumsdiskussionFoto: Roemer Hartmut Brinkmann (NDR) moderierte die Podiumsdiskussion Geleitet und professionell moderiert wurde die Veranstaltung vom Journalisten und Gar­ten­freund Hartmut Brinkmann. Die Teilnehmer be­rich­te­ten über viele positive Erfahrungen, Kon­tak­te über den Gartenzaun, multikulturelle Feste, aber auch über die Probleme im Zusammenleben mit Migranten. Neben den Sprachproblemen wurden immer wieder die mangelnde Beachtung der Vereinsregeln und die nur seltene Be­tei­li­gung an den Veranstaltungen des Vereins ge­nannt.

Am Ende der fünfstündigen Veranstaltung konnte Joachim Roemer als Organisator das Fazit ziehen: Wir müssen aufeinander zugehen, wenn In­te­gra­tion gelingen will. Nicht Toleranz ist gefragt, sondern Akzeptanz, die gegenseitige Achtung der Persönlichkeit und der unterschiedlichen Lebensstile und -formen. Sich verstehen bedeutet na­tür­lich, die gleiche Sprache zu sprechen, aber auch die Bereitschaft, auf die Wünsche und Bedürfnisse einzugehen, Hindernisse zu überwinden.

Integration ist ein langer Prozess, der bei jedem einzelnen Menschen nur individuell gelingt. Wir brauchen dazu Zeit, die notwendige Gelassenheit, und wir sollten mit den Einrichtungen und Or­ga­ni­sa­tio­nen zusammenarbeiten, die uns bei dieser Aufgabe helfen können.

Joachim Roemer