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Gärtnern heute: Hobby mit ökologischem Anspruch

Schlagworte zu diesem Artikel:
  • Gärtnern
  • Umweltschutz
  • Naturschutz
  • Schulungen
  • Fachberater
  • Klimaschutz

Wer Gemüse und Obst aus dem eigenen Garten verzehrt, vermeidet KlimagaseFoto: Bolder Wer Gemüse und Obst aus dem eigenen Garten verzehrt, vermeidet Klimagase, die durch lange Transportwege oder durch die Lagerung in Kühlhäusern entstehen Kleingärtner tragen durch ihr Gar­ten­hob­by zum Umwelt-, Natur- und Kli­ma­schutz bei. Diese Feststellung treffen wir gerne in öffent­lichen Diskussionen. Dabei wollen wir die besondere Be­deu­tung des Kleingartenwesens und unser positives Wirken aufzeigen. Mit den nachfolgenden Ausführungen möchte ich diese Thesen untermauern.


Kleingärtner sind Umwelt- und Naturschützer

Die Themen Umwelt-, Natur- und Kli­ma­schutz sind seit mehr als 20 Jahren fester Bestandteil von Schulungen der Landes- und Be­zirks­ver­bän­de für Kleingärtnerin­nen und Kleingärtner. So lädt der LV Westfalen und Lippe mit nach­fol­gen­dem Text seine angehenden Fachberater zu den Seminaren nach Lünen ein: „Sie interessieren sich für ökologische Zusammenhänge, den naturnahen Anbau von Obst und Gemüse, für um­welt­ver­träg­liche Düngung, natürlichen Pflanzenschutz und Gartengestaltung. Sie möchten mehr wissen und tun als andere, selbst Fachberater in Ihrem Verein werden oder aktiv im Fachberaterteam mitarbeiten; dann sind diese Lehrgänge genau richtig für Sie.“

Die Ausbildung zum Fachberater wird im Landesverband Westfalen und Lippe in gestufter Form angeboten. Auf einen Grundlehrgang folgt der Aufbaulehrgang.

Diese Lehrgänge finden in der Regel an einem Wochenende von Freitagabend bis Sonntagmittag statt. Der dann angebotene Wo­chen­lehrgang findet von montags bis freitags statt und endet mit einer Wissensprüfung.

Im Aufbaulehrgang wird das Thema „Ökologische Maßnahmen im Kleingarten“ behandelt. Im Wo­chenlehrgang für angehende Fachberater stehen z.B. folgende Themen auf dem Programm:

  • Bienen und andere Insekten, Nisthilfen
  • Umweltgerechter Einsatz von Düngemitteln
  • Grundlagen des Umweltschut­zes
  • Umweltverträglicher Pflanzenschutz

Bei unseren Gesprächen mit den Lehrgangsteilnehmern stellen wir fest, dass die Teilnehmer in den letzten Jahren mit einer erstaunlich offenen Einstellung zum Naturschutz in die Lehrgänge kom­men. Hier hat eine positive Entwicklung stattgefunden.

Diese Entwicklung hat ihren Grund auch darin, dass auch in den weiteren Lehrgängen für Vor­stands­mit­glie­der oder Gar­ten­an­fän­ger die Themen zum Natur- und Umweltschutz wichtiger Bestandteil der Ausbildung sind. Die gesamte Vereinsführung, Vorstand und Fach­berater, wird in den Grundlagen des Umwelt- und Naturschut­zes geschult.

Wurden gegen Ende der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts Totholzhaufen, Steinschüttun­gen oder Natursteinmauern noch als exotisch und nicht passend für eine „gepflegte Parzelle“ angesehen, sind solche Ökoprojekte heute bekannt und werden sowohl auf der Parzelle als auch in der Gartenanlage nachgemacht – natürlich nicht auf jeder Parzelle, aber ihre Bedeutung für die Umwelt ist anerkannt.


InsektenhotelFoto: Bolder Nisthilfen wie dieses Insektenhotel sind in Kleingartenanlagen und – in kleinerer Bauweise – auch auf ein­zelnen Parzellen längst zur Selbst­verständlichkeit geworden Ansiedlungshilfen, wie z.B. Nist­hilfen für Vögel, Ohrwurmtöpfe, Nisthilfen für Wildbienen und Wes­pen, sind auf vie­len Parzellen ge­nauso zu finden wie bunte Blumen­wiesen anstelle des kurz geschorenen Rasens.

Die Lehrgangsteilnehmer verste­hen, warum Klein­gar­ten­an­la­gen als Frisch­luft­schnei­sen für Bal­lungsgebiete wichtig sind. Sie können nach­voll­zie­hen, wie wichtig ihre Klein­gar­ten­an­la­ge, ihre Parzelle für ein gutes Stadt­kli­ma ist. Sie setzen sich auch mit der ne­gativen Wirkung der Ver­sie­gelung des Bodens auseinander und überzeugen z.B. ihren Gar­tennach­barn davon, von der Betonierung seines Gartenweges abzusehen.


Kleingärtner sind Klimaschützer

Von Natur aus halten Wolken, Kohlendioxid (CO2) und Methan (Kli­magase) gleich einem Ge­wächs­haus die Wärme in der Atmosphäre und sorgen so dafür, dass wir auf der Erde leben können. Ohne diesen natürlichen Treibhauseffekt würde die Sonnenenergie wieder zurück ins Weltall strahlen, und die globale Durchschnittstemperatur betrüge gerade einmal frostige –18 °C.

Die Klimagase bewirken aber, dass die Durchschnittstemperatur auf der Erde nicht –18 °C, sondern +15 °C beträgt. Das Phänomen wird daher auch „natürlicher Treib­hauseffekt“ genannt. Ein weit­ge­hend konstanter Gehalt dieser Stoffe in der Atmosphäre gewährleistet seit Tausenden von Jahren ein ausgeglichenes Klima.

Weil aber die Menschheit den Anteil an CO2, Methan usw. kontinuierlich erhöht, wird immer mehr Wärme zurückgehalten, die Durchschnittstemperatur unseres Planeten steigt, das Klima verändert sich dramatisch negativ.

Klimaforscher gehen davon aus, dass die durchschnittliche Temperatur bis zum Ende dieses Jahr­hun­derts um 3 °C bis 5 °C ansteigen wird, wenn wir keine Gegenmaßnahmen ergreifen. Als besonders nachteilig zeigt sich die Erhö­hung der Konzentration der Kli­ma­gase durch Verbrennung von Koh­le, Erdöl und Erdgas.

Wir Gärtner wissen, dass Gehöl­ze und andere Pflanzen das Treibhausgas CO2 für ihr Wachstum be­nötigen. Alles, was in unseren Gär­ten gedeiht, ist klimaneutral, jede von uns für Pflanzen genutzte Fläche trägt nicht zur Vergrößerung der Treibhausgas-Konzentration bei.

Weil wir frische Lebensmittel aus dem Garten nutzenFoto: BrederWeniger bekannt ist, dass ein Sechstel unserer Klimabilanz allein durch die Produktion von Le­bens­mit­teln ver­ur­sacht wird. Jetzt zeigt sich, warum wir Gartennutzer Klimaschützer sind: Weil wir frische Lebensmittel aus dem Garten nutzen.

Durch die Verarbeitung der Le­bens­mit­tel und durch das Ver­packen, Kühlen und Lagern wird Ener­gie verbraucht, was wiederum zu höheren Treib­haus­gas-Emis­sio­nen führt. Die Verwendung möglichst frischer Lebensmittel aus dem Garten vermeidet daher viele Klimagase. Außerdem enthalten frische Lebensmittel oft mehr Vitamine und Mineralstoffe als unreif geerntete, lang gela­gerte oder stark verarbeitete Produkte.

Kleingärtner essen außerdem Gemüse und Früchte der Saison. Saisonprodukte, also das, was ge­rade auf unserer Parzelle wächst, müssen nicht in beheizten Treibhäusern produziert oder aus fernen Ländern importiert werden. Das wirkt sich besonders günstig auf das Klima aus.

Kleingärtner sind zudem Klimaschützer, weil sie oft den Weg zur Parzelle mit dem Fahrrad zu­rück­le­gen oder öffentliche Verkehrsmittel nutzen. Das Auto bleibt in der Garage, es sei denn, es muss einmal etwas Schweres transportiert werden.

Viele Kleingärtner verbringen den Urlaub außerdem gerne im Garten und vermeiden damit Flüge. Nach wie vor stoßen Flugzeuge eine hohe Menge an Schadstoffen aus.

Durch all die hier aufgeführten Aspekte wird deutlich, wie sehr Kleingärtner aktiv zum Natur-, Umwelt- und Klimaschutz beitragen.

Werner Bolder,
ehemaliger Vorsitzender des Landesverbandes
Westfalen und Lippe der Kleingärtner