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Gartenfreunde auf Partnersuche
Strategische Kooperationen im Kleingartenwesen
Foto: Heike Schneider
Damit wir Gartenfreunde nicht als Randgruppe wahrgenommen werden, bedarf es einer ständigen Darstellung unserer selbstlosen ehrenamtlichen Arbeit in der Öffentlichkeit. Viele der engagierten Funktionäre machen immer wieder die Erfahrung, dass sie gerade bei Medienvertretern ein schlechtes Image haben – Vorurteile über das Kleingartenwesen und dessen Strukturen sind eben weit verbreitet.
Um diesen Vorurteilen etwas entgegenzusetzen, reicht es nicht, dass wir uns in unserem Verbandsorgan, dem „Gartenfreund“, darstellen. Denn wir wissen, was uns auszeichnet, die Mehrheit der Gesellschaft aber nicht. Um die Menschen außerhalb der Kleingärten zu erreichen, brauchen wir Kooperationspartner, denen das Grün in den Städten wichtig ist und die uns direkt oder indirekt helfen können, der Gesellschaft zu zeigen, wer wir wirklich sind.
Gartenspaziergänge
Ein gutes Beispiel für die Kooperation mit anderen Akteuren ist die Zusammenarbeit des Landesverbandes Bremen mit der Bremer Umweltberatung. Zusammen mit der Bremer Volkshochschule und der gemeinnützigen Klimaschutzagentur „Energiekonsens“ lädt die Umweltberatung zu gemeinsamen Veranstaltungen ein, die im Beratungszentrum der Bremer Gartenfreunde „FlorAtrium“ stattfinden.
Zuletzt gab es im Oktober einen gemeinsamen Spaziergang durch den Lehrgarten unter dem Motto „Alles aufgeräumt? Mein Garten im Winter“. Je nach Jahreszeit gibt es aber auch Spaziergänge zu anderen Themen. So kann man sicher sein, dass Gäste in das FlorAtrium kommen, die ansonsten nie den Weg dorthin gefunden hätten. Bei solchen Terminen können wir Gartenfreunde wunderbar Vorurteile ausräumen, und die Besucher lernen etwas über die Pflege Ihres Gartens.
Ein weiterer Vorteil ist, dass die Spaziergänge ausschließlich von der Bremer Umweltberatung beworben werden. Der Aufwand, um Interessierte zu erreichen, ist für den Landesverband deswegen minimal.
Tiere schützen
Dass solche Kooperationen nicht nur beim Landesverband direkt angesiedelt sein müssen, zeigt ein weiteres Beispiel: Um dem Gartenrotschwanz in Bremen geeignete Lebensräume zu bieten, suchte der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) 2012 einen Partner. Es fand sich schnell ein Kleingärtnerverein, auf dessen Anlage Gehölze gepflanzt werden konnten, die dem Gartenrotschwanz Futter bieten. Außerdem hingen die Kleingärtner in Bremen Nistkästen auf, die gegen eine Spende vom BUND bereitgestellt wurden.
Begleitet wurde diese Aktion nicht nur vom „Gartenfreund“, sondern auch von der Lokalzeitung. Deren Leser wurden so ganz nebenbei darauf aufmerksam gemacht, wie hoch die Artenvielfalt in den Kleingartenanlagen ist. Angesprochen durch die Berichterstattung fand sich außerdem ein Bremer Gartenfreund, der seine Unterstützung bei der Pflege der Gehölze anbot. Mittlerweile ist er ein aktives Mitglied beim BUND – einen besseren Synergieeffekt kann man sich kaum wünschen.
Zusammenarbeit mit Imkern
Seit über 25 Jahren gibt es den Lehr- und Erlebnisgarten des FlorAtriums jetzt schon. Zum damaligen Start war es dem verantwortlichen Landesfachberater Heinrich Leumer wichtig, den Garten sprichwörtlich täglich befruchten zu lassen. So entstand schnell eine Partnerschaft zwischen dem Landesverband der Gartenfreunde und dem „Imkerverein Bremen 1875“.
Diese innige Bindung, gelebt durch den unermüdlichen Imker Herbert Krinninger, hält bis heute an. Ihm ist es zu verdanken, dass im Garten des FlorAtriums ein Bienenlehrstand mit einem Schaukasten errichtet wurde.
Unzähligen Gartenfreunden und Kindern hat Krinninger dort sein Wissen über Bienen vermitteln können. Durch die Anwesenheit seiner Bienenvölker werden außerdem höhere Ernten eingebracht, und sogar Honig gewonnen. Eine wertvolle Partnerschaft nicht nur zwischen den Gartenfreunden und den Imkern, sondern auch zwischen Mensch und Tier!
Angebote für Kinder
Seit 2003 bietet der Landesverband Bremen auch spezielle Angebote in der Umweltbildung für Schulklassen und Kindergärten an. Den Kindern wird der umweltschonende Umgang mit unseren Ressourcen in einem biologisch bewirtschafteten Garten aufgezeigt. Die Kinder betreuen z.B. eigene Beete und erleben so, was es heißt zu säen und zu ernten.
Im Jahr 2008 wurde dieser Bereich um Freizeitangebote und offene Naturerlebnisveranstaltungen für Kinder und Familien erweitert. Betrachtet man allein das Angebot von September bis Dezember 2014, hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, an einer Bauernhofführung teilzunehmen („Wo kommt die Milch her?“), bei einem Abendspaziergang die Welt der Fledermäuse kennenzulernen oder die Kunst des Färbens mit Pflanzenfarben zu erlernen. Dass dafür Partner notwendig sind, ist nachvollziehbar: Neben Bauernhof, Umweltbildungseinrichtungen, einer Stiftung („Nordwestdeutsche Stiftung für Tier- und Naturschutz“) und dem Elternverein einer Schule sind viele weitere Aktive mit dabei.
Besuche auf dem Bauernhof
Foto: Heike Schneider
Die Kooperationspartner unterstützen vor allem die Bauernhofbesuche, durch die Familien mit Kindern einen Bezug zu regionalen, landwirtschaftlichen Betrieben bekommen. Ein Bewusstsein für die Herkunft und die Bedeutung von regional erzeugten Lebensmitteln sowie der Kontakt zu den Menschen, die diese Arbeit leisten, werden so möglich.
Das bringt Vorteile für alle Beteiligten: Die Erzeuger haben die Gelegenheit, ihren Arbeitsalltag darzustellen, wir Gartenfreunde gewinnen an Profil. So berichten Reporter der Lokalzeitung oft positiv über die Besuche der Gartenfreunde im Land Bremen – ein enormer Imagegewinn.
Selbstverständlich müssen solche Kooperationen gepflegt werden. So gab es am „Tag des Gartens“ 2013 für sechs landwirtschaftliche Betriebe die Gelegenheit, ihre Produkte im FlorAtrium zu präsentieren.
Zusätzlich verwöhnten die Bremer Landfrauen die Gäste und Gartenfreunde mit selbst gebackenen Kuchen. Eine Ausstellung zur Lebensmittelverschwendung rundete die gemeinsame Veranstaltung ab. Auch der Kontakt zum Bauernverband Bremen sowie der Landwirtschaftskammer Bremen soll weiter ausgebaut werden, um weitere Kooperationen und Vernetzungen mit landwirtschaftlichen Bereichen zu realisieren.
Partner gesucht
Um unsere eigenen Interessen vertreten zu können und unser Image in der Öffentlichkeit zu korrigieren, brauchen wir Partner aus vielen gesellschaftlichen Bereichen. Die vorgestellten Beispiele könnten Vorbilder für mögliche Kooperationen in anderen Landesverbänden sein.
Wir sollten dabei selbstbewusst unsere Interessen gegenüber anderen Organisationen, Medienvertretern sowie Politik und Verwaltung verdeutlichen und versuchen, Möglichkeiten der Zusammenarbeit zu finden, von denen alle etwas haben. Mit der Bereitschaft, über strategische Partnerschaften aktiv Einfluss auf unsere Gesellschaft zu nehmen, sollte es uns Gartenfreunden weiterhin möglich sein, unserem schönen Hobby, dem Gärtnern, nachzukommen und das Kleingartenwesen zu bewahren.
Hartmut Clemen
Landesfachberater des Landesverbandes der Gartenfreunde Bremen