- Kleingartenwesen
Generationengarten für alle
Foto: Stadtverband Herne
Immer wieder müssen wir Kleingärtner uns Veränderungen und Weiterentwicklungen stellen. Wir tun das gern und im Wissen um unsere Wirkung in Stadt und Gesellschaft. So hat der Stadtverband Herne im Landesverband Westfalen und Lippe einen Generationengarten eingerichtet. Er ist nicht „von oben“ entstanden, sondern durch gemeinsame Planung und viel Engagement unterschiedlicher Interessengruppen.
Ein bestehender vernachlässigter Schulgarten im Schulungszentrum des Stadtverbandes Herne bildete den Ausgangspunkt. Der Verein überlegte: Was kann mit dieser Fläche geschehen?
Ein Garten für alle
Während dieser Überlegungen trat der bestens vernetzte Lokalpolitiker Roberto Gentilini (SPD), Mitglied des Stadtrates Herne sowie Leiter des Senior-Campus Herne, mit seiner Idee auf den Plan: Ein Garten für alle, für Gesunde, Behinderte, Demente, Junge, Alte und sozial benachteiligte Menschen sollte aus dem Schulgarten werden.
Nun ging es um die Beteiligung verschiedener Gruppen: Der Stadtverband mit seinem Kleingärtnerverein und der Imkerverein Herne waren dabei. Der Senior-Campus, eine 2017 entstandene Wohn- und Pflegeeinrichtung für Senioren, das Montessori-Kinderhaus St. Marien und die Grundschule Forellenstraße bezeugten ihr Interesse. Zu guter Letzt kam noch die Wewole-Stiftung, eine gemeinnützige Einrichtung für Menschen mit Behinderung, hinzu.
Diese unterschiedlichen Partner, zu denen auch der Fachbereich Stadtgrün der Stadt Herne, der städtische Bauhof und die „Gruppe Fachberatung“ des Stadtverbandes gehörten, gründeten eine WhatsApp-Gruppe, um alle Beteiligten auf dem Laufenden zu halten.
Im Projekt zeigte sich auch, wie wichtig Verbindungen in die Kommunalpolitik sind. Roberto Gentilini kannte Mitstreiter und Hintergründe, öffnete Türen und schaffte Verbindungen zu vielen Einrichtungen.
Von Wildwuchs zu barrierefrei
Dann wurden die verwilderten Flächen in Angriff genommen. Dazu krempelten Mitarbeiter des städtischen Bauhofs und eine Gruppe des Stadtverbandes gemeinsam die Ärmel hoch – der Fachbereich Stadtgrün und der Bauhof stellten kostenlos Material zur Verfügung. Weiteres Material, etwa zum Bau der Hochbeete, eine Pumpe für den Brunnen und eine Bewässerungsanlage erwarb der Stadtverband.
Foto: Stadtverband Herne So entstand ein vielfältiger Garten mit Beeten und Hochbeeten – viel Raum für den Anbau von Obst, Gemüse und Kräutern. Bänke und Tische laden zum Verweilen ein. Der Generationengarten ist barrierefrei – mit 1,50 m breiten, rollstuhlgerechten Wegen. Ein Rundgang ohne Sackgassen erspart Demenzkranken unnötige Ängste. An den Hochbeeten können Kinder im Stehen, Erwachsene im Sitzen hantieren.
Gärtnern und genießen
Im inklusiven Garten gärtnern Klein und Groß, Jung und Alt, Menschen mit und ohne Handicap gemeinsam. Die Kinder aus dem Kinderhaus St. Marien können Kontakt zu Pflanzen und Tieren aufbauen. Schulkinder aus der Grundschule Forellenstraße lernen die Natur kennen und sie zu erhalten. Jugendliche und junge Erwachsenen der Wewole-Stiftung bauen ihre Kräuter für den Hauswirtschaftsunterricht im Garten an.
Auch die Bewohner des etwa 2 km entfernten Senioren-Campus besuchen regelmäßig den Garten gemeinsam mit Betreuern – eine willkommene Abwechslung zum Alltag im Seniorenheim.
Der Stadtverband kann mit dem Generationengarten Interesse am Gärtnern wecken und positive Erlebnisse ermöglichen. So stellt sich unser Kleingartenwesen in seiner ganzen sozialen und ökologischen Breite öffentlich dar.
„Man darf nur das planen, was man auch schaffen kann. Vertretungen müssen organisiert und Nachfolgepersonen müssen aufgebaut werden. Alle Beteiligten müssen an einem Strang in eine gemeinsam entwickelte Richtung ziehen. Nur dann hat ein derartiges Projekt Zukunft“, so der Fachberater des Stadtverbandes, Uli Gartmann. Dem ist nichts hinzuzufügen.
Wilhelm Spieß
Vorsitzender des Landesverbandes
Westfalen und Lippe der Kleingärtner