- Kleingartenwesen
Gesundes Grün für alle
Foto: Gloszat
Seitdem es Kleingärten gibt, gab es immer wieder Initiativen, die Anlagen in ein stadtplanerisches Gesamtkonzept zu integrieren und ihre Anlagen für die Bevölkerung zu öffnen. So wurden bereits in den 20er und 30er Jahren des letzten Jahrhunderts im Rahmen moderner Geschosswohnungsplanungen in Berlin und in Hamburg Kleingartenparks angelegt.
Die Grundidee bestand darin, das Konzept des Kleingartens mit der Idee der öffentlichen Parklandschaft zu verbinden. Daher wurden die parzellierten Flächen von großzügigen Grünflächen und Wegen durchzogen, sodass die Anlage eine harmonische Einheit bildete und dadurch den Kleingärtnern sowie der Öffentlichkeit gleichermaßen einen hohen Freizeitwert und Nutzen bot.
Naturnah und „urban“
Während die Kleingärten bis Ende der 90er Jahre weniger gefragt waren, ist seit Anfang des Jahrtausends Gärtnern wieder voll im Trend. Parallel dazu entwickelte sich bei vielen Menschen der Wunsch, gesundes und unbelastetes Obst und Gemüse selbst anzubauen. Inzwischen steht so das Thema „naturnahes Gärtnern“ selbstverständlich auf der Agenda der Kleingärtner. Schon Anfang der 90er Jahre wurden hierzu von den Fachberatern erste Konzepte ausgearbeitet, und bis heute hält der Trend an. Der Generationenwechsel in den Kleingartenanlagen hat diese Entwicklung verstärkt.
Neben dem Trend zu ökologischem Gärtnern prägt auch eine andere Bewegung die Kleingärten: „Urban Gardening“ hat seinen Ursprung in den USA und trug in den vergangenen zehn Jahren dazu bei, dass Brachflächen in den Städten von den Bewohnern zum Anbau von Obst und Gemüse aktiviert wurden. Viele Menschen haben so Lust aufs Gärtnern bekommen – besonders junge Familien mit Kindern, für die gerade der Anbau von eigenen Nahrungsmitteln wichtig ist.
Schnupper- und Mikrogärten
Immer mehr Kleingärtnervereine reagieren auf diese Trends. Sie legen Hochbeet- und Gemeinschaftsgärten an, verwandeln Parzellen in Schul- und Kitagärten oder stellen Geflüchteten und Senioren Gärten zur Verfügung. Wie in den 20er und 30er Jahren des letzten Jahrhunderts öffnen auch sie ihre Anlagen.
So hat der Kleingärtnerverein „Döhrnkamp“ in Hamburg-Eimsbüttel beschlossen, verschiedenen Formen des Gärtnerns auf seiner Anlage einen Platz einzuräumen. Der Verein stattete freie Parzellen mit mehreren Hochbeeten aus, die von den Anwohnern der Anlage als „Schnuppergärten“ gemietet werden können. So wird hier eine Parzelle gemeinschaftlich genutzt.
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Darüber hinaus hat der Verein in Zusammenarbeit mit einer Schule aus der Nachbarschaft ein umfangreiches Schulgartenprojekt gestartet. Der Schulgarten erstreckt sich über zwei Parzellen und kann so von ganzen Schulklassen besucht werden.
Die Initiative für Veränderungen kann aber auch von den Hauptpächtern (Stadt-, Bezirks- oder Landesverband) ausgehen. So werden in Hamburg verschiedene Konzepte entwickelt, die in Zusammenarbeit vom Landesbund und der Stadt umgesetzt werden. Dazu gehört ein Modellprojekt, dass „Urban Gardening“ mit dem Kleingartenwesen verbindet.
Es handelt sich um mehrere kleine „Mikrogärten“, die zusammen ca. 300 m² groß sind. Diesen „Mikrogärten“ werden ein gemeinsamer Wasseranschluss und eine kleine Laube als Geräteschuppen mit Terrasse zur Verfügung gestellt.
Ein weiteres Projekt sieht vor, dass Mietergärten einer großen Wohnungsgesellschaft in Hamburg zu wohnortnahen Kleingärten umgewandelt werden. An dieser Stelle ist die Kooperation von Landesbund, Wohnungsgesellschaft und Stadt wichtig.
Insgesamt wird deutlich, dass unter dem Dach des sehr bewährten Bundeskleingartengesetzes neue Gartenformen ihren Platz finden können. Die Kunst besteht darin, Strategien und Konzepte zu entwickeln, die sowohl den sich verändernden Bedarfen der Bevölkerung als auch den Regeln des Bundeskleingartengesetzes gerecht werden. Möglich ist das auf jeden Fall!
Dirk Sielmann
Präsident des Bundesverbandes Deutscher
Gartenfreunde, Vorsitzender des Landesbundes
der Gartenfreunde in Hamburg