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Gesundheit wächst im eigenen Garten

Schlagworte zu diesem Artikel:
  • Selbstversorgung
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Obst und Gemüse frisch auf den Tisch


Farbenfroh und gesundFoto: Vetter Farbenfroh und gesund: Fast das ganze Jahr über können sich Kleingärtner mit Produkten aus dem eigenen Garten versorgen

Die jüngste Vergangenheit hat gezeigt, wie mit Lebensmitteln allerorts umgegangen wird. Zum einen ist es die Schad­stoffbelastung in unseren Nahrungsmitteln, deren Grenzwerte hin und wieder über­schritten werden und die sich mit un­angenehmen Folgen nachteilig auf unsere Gesundheit auswirkt. Zum anderen machen wir uns bei der Erzeugung und Vermarktung vieler Nahrungsmittel über ihre Verwertung und ihren Verbleib keine Gedanken.


Kommerzielle Überproduktion für den Müll

Landwirtschaftliche Produkte werden im Übermaß produziert und importiert, in vie­len Ländern der Welt – auch in Deutschland. Über die Medien erfährt man, dass auch bei uns mehr als 50 % un­se­rer leicht verderblichen Obst- und Gemüseerzeugnisse auf dem Müll landen.

In Deutschland gibt es Lebensmittel im Überfluss, und dennoch haben nicht al­le Menschen ihr tägliches Brot. Besonders die Zahl schlecht ernährter Kinder steigt. Die Tafeln bemühen sich, einen Ausgleich zu schaffen, sie sammeln „über­schüssige“, aber qualitativ einwandfreie Lebensmittel und geben diese an Bedürftige weiter.


Bedarfsgerechte Nutzgarten-Bewirtschaftung

Wir Kleingärtner können durch bedarfsgerechten Anbau von Obst und Gemüse diesem Ver­schwen­dungs­trend entgegenwirken. Die Nutzung unserer Kleingartenfläche, die in der Regel als Pachtland be­wirtschaftet wird, muss laut Gesetzgeber der Gewinnung von Gartenbauerzeugnissen für den Eigenbedarf dienen. Der Anbau von Obst und Gemüse muss den Cha­rakter der Kleingartenanlage mit prägen. Man spricht hier von dem Begriff der „Kleingärtnerischen Nutzung“, die auch den Anbau von Zierpflanzen mit einschließt.

Auf unserer Kleingartenparzelle haben wir die Möglichkeit, nach unseren eigenen Bedürfnissen Gartenbauerzeugnisse anzubauen. Eine Überproduktion lässt der Kleingarten aufgrund seiner Größe in der Regel nicht zu. Sollte es doch einmal Erntemengen geben, die man selbst nicht verwerten kann, kann im Verein das überschüssige Obst und Gemüse an die Nachbarn verteilt werden. Grundsätzlich ist im Kleingarten bei den Gartenbauerzeugnissen nicht so sehr Quantität, sondern guter Geschmack, optimale Qualität und Vielfalt gefragt.


Kein Qualitätsverlust durch Lagerung und Transport


Kein Qualitätsverlust durch Lagerung und Transport


Fast das ganze Jahr über können wir Kleingärtner uns mit Produkten aus dem eigenen Garten versorgen. Die Qualität können wir selbst steuern: Auch ohne den Einsatz von Pflan­zen­schutz­mit­teln lässt sich bei optimaler Pflege der Kulturen gesundes Obst und Gemüse erzeugen. Nach dem Slogan „Frisch aus dem Garten auf den Tisch“ können wir Gartenprodukte anbauen, auch solche, die nicht im Super­markt zu bekommen sind. Zudem besitzt das saisonal frisch geerntete heimische Obst und Gemüse viele wertvolle Inhaltsstoffe, die nicht durch weite Transportwege und lange Lagerung verloren gehen.

Indem wir die Pflanzen mit Kompost und organischer Düngung versorgen, können wir die In­halts­stof­fe unseres Erntegutes positiv beeinflussen. Und was brauchen wir, um fit und gesund zu blei­ben? Neben Eiweiß und Fett sind das vor allem die in Früchten und Gemüse enthaltenen Vitamine, Mineralien und Ballaststoffe. Die positiven Wirkungen der Nahrungsbestandteile sind wichtig für Geschmack, Wohlbefinden und unser Im­munsystem. Man sagt ja auch: „Der eigene Garten ist die beste Apotheke.“

Die Zeit zwischen Ernte und Verzehr bestimmen wir selbst, es ergeben sich somit auch keine Probleme mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum. Hier gilt anzumerken, dass dieses Datum auf den zum Verkauf angepriesenen Waren oft von der Bevölkerung falsch interpretiert und mit einem Verfallsdatum gleichgesetzt wird.

Für eine abwechslungsreiche gesunde Kost empfehlen Ernährungsexperten, täglich ca. 250 g Obst, das sind z.B. zwei bis drei Äpfel, und 400 g Gemüse zu essen. Die Auswahl an eigenem Ge­mü­se ist saisonal unterschiedlich, aber trotzdem sehr umfangreich.


Ganzjährig frisch ernten oder konserviert genießen

PflaumenFoto: Vetter Pflaumen können z.B. frisch vom Baum genascht, zum Backen verwendet oder als Mus und Kompott konserviert werden Kühl gelagerte Winteräpfel und in Gefrierbeuteln portioniertes Beerenobst können in den Win­ter­mo­na­ten den Bedarf an Obst erfüllen. Auch spät geerntetes und haltbar gelagertes Wintergemüse – mit selbst gezogenen und getrockneten Kräutern gewürzt – bereichern den Speiseplan bis zum Frühjahr. Und wer freut sich nicht über die eigene Kartoffelernte, die – mit etwas Glück – bis zur Ernte der ersten Früh­kar­tof­feln reichen kann?

Ab April beginnt dann wieder die neue Gemüseernte: Verschiedene Salatsorten können im Gewächshaus oder im Freiland unter Vlies geerntet werden. Es fol­gen Erbsen und Bohnen, Spinat, Kohlrabi und an­schlie­ßend das Sommergemüse mit Gurken, Tomaten, Mangold, Zwiebeln, Möhren, Sellerie, Porree und den vielen verschiedenen Kohlarten.


Im Juni werden die ersten Erdbeeren geerntet

Im Obstgarten werden im Juni die ersten Erdbeeren geerntet, unter einem Frost­schutzvlies ist eine Ernteverfrühung mög­lich. Je nach Sorte kann bis in den Ok­tober genascht werden. Stachelbeeren, Johannisbeeren, Himbeeren, Heidelbeeren, Brom­beeren folgen ab Juli, sodass den ganzen Sommer über Beerenobst zum Naschen, zum Einfrieren, zur Marmelade- und Geleeherstellung, für Kuchen und Nach­tisch zur Verfügung steht.

Mit den Süß- und Sauerkirschen, Mirabellen, Pflaumen, Zwetschen und den Som­mer-, Herbst- und Winteräpfeln sowie den wärmeliebenden Birnen, Pfirsichen und Aprikosen schließt sich der Reigen des Obstanbaus. Liebhaber bauen zudem Obst- und Gemüse-Spezialitäten an. Hier spiegelt sich der persönliche Geschmack wider, gleichzeitig wird die Arten- und Sortenvielfalt erhöht.


Schadstoffe lassen sich bei Eigenproduktion minimieren

Wir lesen leider zu häufig von Schadstoffen, die direkt oder über Umwege indirekt in unsere Lebensmittel gelangen und unsere Gesundheit gefährden. Beim Dioxin-Skandal in 2011 hatte ein Futtermittelhersteller technische Fette für Tiernahrung genutzt. Mit Dioxin belastete Eier und krank machendes Schweinefleisch waren die Folge.

Und wer erinnert sich nicht noch an die EHEC-Epidemie mit dem gefährlichen Darmerreger, an dem viele Menschen in Deutschland starben? Verunreinigter Bockshornklee-Samen aus Ägypten, der für die Sprossenproduktion genutzt wurde, ist lt. SPIEGEL ONLINE (29.11.2011) als EHEC-Verursacher bestätigt.

Solche Geschehnisse verlangen eine lückenlose Lebensmittel-Überwachung durch die Behörden. Wir Gartenfreunde hingegen sind durch die Eigenproduktion in unseren Gärten unsere eigenen Qualitätskontrolleure. Wir erzeugen gesunde Nahrungsmittel und haben deren schonen­den Transport, optimale Lagerung und einwandfreie Beschaffenheit zum Zeitpunkt des Verbrauchs selbst in der Hand. Giftskandale und Krankheitserreger sind Probleme, die uns fremd sind, dies sollte auch so bleiben.

Helmut Vetter,
ehemaliger Landesfachberater
des Landesverbandes
Braunschweig der Gartenfreunde