- Kleingartenwesen
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Frische Ideen für das Kleingartenwesen
Agieren, nicht reagieren
Foto: Hübner Wenn das Kleingartenwesen künftig Bestand haben soll, müssen wir uns als Aktive auf allen Organisationsebenen noch heute und nicht erst übermorgen den sich ständig verändernden gesellschaftlichen Bedingungen stellen. Wer auf Problemfelder nur reagiert, z.B. auf Leerstände in Kleingartengebieten, hat fast schon verloren. Und schließlich macht es allen Beteiligten mehr Freude, Ideengeber zu sein, als sich als „Feuerwehr“ im Verein betätigen zu müssen.
Gemeinsam denken, gemeinsam handeln
Die Vorstände der Kleingärtnervereine sollten sich nicht ausschließlich mit dem Alltagsgeschäft des Vereins befassen, sondern Visionen entwickeln, die zukunftstauglich sind und mit denen es gelingt, neue Mitglieder langfristig an den Verein zu binden. Selbstverständlich dabei ist, dass der Vorstand als oberstes Gremium den Mitgliedern seine Vorstellungen nicht aufdiktiert, sondern alle Akteure an der Entscheidungsfindung beteiligt.
Hierbei sei auf ein Instrument hingewiesen, das praxistauglich ist: Die Ausgabe einer Wunschliste an die Mitglieder, nach dem Motto „Was Ihr wollt“. Hierbei stellt sich sehr schnell heraus, wer als „Nichtfunktionär“ im Verein den Vorstand als Ideengeber unterstützen kann. Und gerade die jüngeren Gartenfreunde –eingebunden in ein anderes soziales Umfeld als die älteren – wissen genau, was die potenziellen „Neuen“ wollen.
In dieser Phase spielen die „alten Hasen“ eine besonders wichtige Rolle, wenn es darum geht, sozial kompetent das „rüberzubringen“, was nach Bundeskleingartengesetz auch möglich ist. Wir sind alle Gartenfreunde und sollten nicht ausschließlich Paragraphen als Argumentationshilfe gebrauchen, die keinen Gestaltungsspielraum zulassen.
Organisation ist die „halbe Miete“
Sind genug Ideen zusammengetragen worden, geht es an die Umsetzung. Auch hier sind alle Beteiligten gefordert, und Anmerkungen wie „Das haben wir aber immer so gemacht“ sollten wirklich der Vergangenheit angehören!
Dass die Aufgaben auf möglichst viele Schultern verteilt werden sollten , ist klar. Und klar sollte auch sein, dass bei allen Planspielen der Finanz- und Vermögensverwalter Einblick erhält, damit gute Ideen später nicht an nicht vorhandenen Geldmitteln scheitern.
Damit auch die nicht aktiven Vereinsmitglieder Einsicht in die Aktivitäten des Vereins bekommen, ist es sinnvoll, solche Projekte und Vorhaben auf den alljährlichen Hauptversammlungen vorzustellen. Vielleicht kommt der eine oder andere Gartenfreund ja „auf den Geschmack“ und bekommt Lust, mitzumachen?
Ein paar Beispiele von vielen
Dass der alljährlich stattfindende „Tag des Gartens“ ein Muss für die Selbstdarstellung eines Kleingärtnervereins ist, sollte mittlerweile bei allen Vereinen und ihren Mitgliedern angekommen sein. Solche Aktionstage bieten auch die Gelegenheit für Kooperationen mit anderen Interessensverbänden. So könnte z.B. der lokale Sportverein eingeladen werden und über die Veranstaltung hinaus wöchentlich seinen Mitgliedern und uns Gartenfreunden einen Gesundheitskurs in der Gemeinschaftsanlage anbieten.
Oder wie wäre es damit, freistehende Gärten als Schulgärten für Kindergärten und Grundschulen zu nutzen? Der Landesverband der Gartenfreunde Bremen hat damit sehr gute Erfahrungen gemacht, und auch die Medien waren sehr interessiert und haben berichtet.
Erwähnenswert sind auch die so genannten „Tafelgärten“, über die in der Märzausgabe 2008 vom „Gartenfreund“ (S. 43, S. 56) berichtet wurde. Hier profitieren sozial Benachteiligte vom Kleingartenwesen und vor allem vom Miteinander der Kleingärtner im Verein.
Der Begriff „Neue Medien“ ist in aller Munde, und auch wir Kleingärtner könnten und sollten das Internet nutzen, um neue Mitglieder zu gewinnen. Viele Kleingärtnervereine haben eine eigene Website, auf der sie sich und ihre Aktivitäten vorstellen, und wer sich mit diesem Medium schon einmal befasst hat, weiß, wie grenzenlos es ist und welche Chancen es bietet.
Und auch hier, im „world wide web“, bieten sich Kooperationen mit anderen Institutionen und Organisationen an: Warum nicht einmal eine Krankenkasse ansprechen und anregen, dass sie auf ihrer Website unter dem Motto „Prävention gegen Krankheiten durch Gärtnern im eigenen Garten“ auf den örtlichen Kleingärtnerverein hinweist? Daneben könnten sich auch Hinweise über das Kleingartenwesen vor Ort auf städtischen Websites wiederfinden, denn schließlich sind unsere Kleingartenanlagen Teil des städtischen Grüns und erhöhen die Lebens- und Wohnqualität aller Bürger.
Im Mai 2009 wird in Bremen der Deutsche Kirchentag stattfinden, zu dem etwa 100.000 Besucher erwartet werden. Wer diese Plattform nicht nutzt, verpasst die Möglichkeit, einen großen Kreis von Außenstehenden auf sich aufmerksam zu machen – der Landesverband der Gartenfreunde Bremen wird sich darum bemühen, in diese Großveranstaltung mit einbezogen zu werden.
Fazit
Es gibt viele Möglichkeiten, unsere Kleingartenanlagen zu öffnen und durch Aktivitäten die Aufmerksamkeit auf uns und unsere Arbeit zu lenken. Für gute Ideen ist Fantasie unumgänglich, Querdenken ist erlaubt, sogar erwünscht.
Auch wenn eine Kooperation mit einer anderen Organisation einmal keinen Erfolg hat, sollten wir uns nicht entmutigen lassen und das unter „Erfahrungen“ verzeichnen. Mit dieser Einstellung können wir Gartenfreunde auch in Zukunft unsere wichtige gesellschaftliche Aufgabe wahrnehmen: ein Zuhause für viele Gartenfreunde zu sein und für die zu werden, die noch keine Kleingärtner sind.
Hartmut Clemen,
Landesfachberater des Landesverbandes der Gartenfreunde Bremen