- Kleingartenwesen
- Gärten im Städtebau
Kleingärten im Herzen der Gesellschaft
23. Bundeswettbewerb „Gärten im Städtebau“
Foto: Thomas WagnerNur alle vier Jahre wird der Bundeswettbewerb „Gärten im Städtebau“ vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) und dem Bundesverband Deutscher Gartenfreunde (BDG) durchgeführt. Dass sich das lange Warten stets lohnt, wurde auch bei der 23. Auflage des Wettbewerbs deutlich. Unter dem Motto „Gemeinsam gärtnern – Gemeinsam wachsen“ zeigten die Gartenfreunde, wie facettenreich das Kleingartenwesen ist.
Wir möchten Ihnen drei Medaillengewinner vorstellen, die Vorbild für Ihren Verein sein können. Sie überzeugten die Jury in unterschiedlichen Bereichen, die den Kleingartenanlagen ihren Wert geben: dem Naturschutz, der Integration in das gesellschaftliche und städtebauliche Umfeld und der Kooperation mit anderen Vereinen.
Naturschutz und Biodiversität
Der ökologische Wert von Kleingartenanlagen wurde schon oft beschrieben. Er ist in den Großstädten genauso groß und wichtig wie im ländlichen Raum. Unsere Stadtlandschaften sind oft öde und unterliegen den Zwängen des Verkehrs, der Wirtschaft und des Wohnens. Der ländliche Raum ist oft geprägt von verstreuten Ortschaften und großen Monokulturen aus Raps oder Mais. Dies alles führt zu einem ständig wachsenden Artenverlust.
Die Pflanzenvielfalt in unseren Gärten und dem öffentlichen Grün der Kleingartenanlagen nimmt dagegen zu. Das betrifft nicht nur Obst- und Gemüsepflanzen, bei denen immer mehr auf alte und meist gegen unterschiedliche Schadorganismen resistente Sorten zurückgegriffen wird, sondern auch Stauden, Sommerblumen und Wildblumen. Besonderen Wert legen die Gartenfreunde dabei auf Nahrungspflanzen für Honigbienen, Wildbienen und Schmetterlinge. Die Kleingartenanlagen und vor allem auch die Einzelgärten bilden „Biotop-Trittsteine“ für Insekten und Kleintiere.
Hierzu zeigt uns der Bundeswettbewerb hervorragende Beispiele, so z.B. die Anlage des Vereins „Bebericher Grund“ in Viersen, der mit einer Goldmedaille ausgezeichnet wurde. In eine historisch gewachsene Struktur der Gesamtanlage wurden unterschiedliche neue Elemente eingepasst: etwa Pufferspeicher für das Regenwasser oder abwechselungsreiche Staudenpflanzungen, die das Begleitgrün an den Wegen bilden.
Foto: Thomas Wagner
Aber nicht nur das Rahmengrün, auch die liebevoll gestalteten Einzelgärten bilden mit ihrer Pflanzenvielfalt ideale ökologische Lebensräume. Ein Bauerngarten und ein mit der benachbarten Kita bewirtschafteter Garten vervollständigen diesen Gesamteindruck. Die Vielfalt an Gemüse und Obst dient dabei nicht nur dem Eigenverbrauch der Kleingärtner. Nein, damit nichts umkommt, arbeitet der Verein mit der Viersener Tafel zusammen. Die Ernteüberschüsse werden gespendet und finden dankbare Abnehmer.
Integration der Anlagen
In vielen Anlagen bildet die Einbindung in die Umgebung sowie die Teilnahme der Vereinsmitglieder am gesellschaftlichen Leben in ihrem Ort oder Stadtteil einen Schwerpunkt. Das ist aber nur möglich, wenn die Anlagen in unmittelbarer Nähe zu öffentlichen Einrichtungen und Wohngebieten liegen. Am besten ist es, wenn die Verbindungswege zwischen Anlage und Umfeld getrennt vom öffentlichen Straßenverkehr verlaufen, sodass ältere Menschen und vor allem auch Kinder gefahrlos die Gärten erreichen können.
Ein gutes Beispiel dafür ist die Anlage des „Gartenvereins Lütgendortmund-Nord“ in Dortmund, der ebenfalls mit einer Goldmedaille ausgezeichnet wurde. Die Anlage liegt eingebettet in ein Landschaftsschutzgebiet direkt an der städtischen Wohnbebauung, einem Seniorenheim und einem Park. Seit Jahren unterstützen die Gartenfreunde dort die Ferienspiele der benachbarten Jugendfreizeitstätte.
Ein Garten wurde außerdem einem Kindergarten und einer Schule zur Verfügung gestellt. Dort steht auch eine Laube mit einer Küche, in der die Kinder das geerntete Obst und Gemüse auch vor Ort verwerten können. Daran angrenzend befindet sich der Bienen-Lehrgarten, in dem Imker Anschauungsunterricht geben können. Die Mitglieder engagieren sich auch auf Stadtteilfesten, Informationsveranstaltungen und auch in einem Stadtteil-Bündnis gegen Rechts. Der Verein bildet so einen unverzichtbaren Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens vor Ort.
Partnerschaften
In einigen Vereinen existieren Partnerschaften mit anderen Organisationen. Besonders viele gibt es im Natur- und Artenschutz. Gerade diese Organisationen haben einen ähnlichen Aufbau wie die Verbände und Vereine des Kleingartenwesens. So bestehen auf allen Organisationsebenen Möglichkeiten der Zusammenarbeit. Unser kleingärtnerisches Fachwissen kann dabei höchst effizient das Know-how aus den jeweiligen Partnerorganisationen ergänzen.
Foto: Thomas Wagner
Dies geschieht z.B. in der Kleingartenanlage „Alte Brook“ in Wilster, Schleswig-Holstein. Die Kleingärtner dieser Anlage entwickeln gemeinsam mit Mitgliedern des örtlichen NABU Ideen zum Naturschutz. So ist neben einem Schmetterlingsgarten auch ein Lehrgarten für den naturschutzfachlichen Unterricht entstanden. Aus leer stehenden Parzellen wurde ein Feuchtbiotop. Das gemeinsame Fachwissen wird so gebündelt und an eine breite Öffentlichkeit weitergegeben.
Es werden auch gemeinsame Aktionen durchgeführt, z.B. Vogelbeobachtungstage in der Kleingartenanlage. Um die Tiere besser schützen zu können, wird dabei die Wechselwirkung zwischen dem Nahrungsangebot der Pflanzen und den Bedürfnissen der unterschiedlichen Vogelarten beobachtet. Die Jury des Wettbewerbs zeichnete dieses Engagement mit einer Silbermedaille aus.
Ehrung der Sieger
Insgesamt wurden 30 Kleingärtnervereine mit einer Medaille ausgezeichnet. Zusammen mit anderen 900 Gästen warteten deren Vertreter am 22. November im Hotel Maritim ProArte in Berlin ungeduldig auf die Verkündung der Sieger.
Nach der Begrüßung durch den Präsidenten des BDG, Peter Paschke, folgten die Grußworte: Staatsekretär Florian Pronold (BUMB) sprach über die Bedeutung der Kleingartenanlagen. „Kleingartenanlagen sind Heimat, Verwurzelung, Ökologie und Natur. Große Städte brauchen kleine Gärten.“ Und weiter: „Kleingärten gehören in die Stadtgesellschaft.“ Er lobte das Engagement der Kleingärtner in den Vereinen. Das habe Bundesumweltministerin Barbara Hendricks dazu bewegt, zusätzlich fünf Sonderpreise für vorbildlichen sozialen und ökologischen Einsatz auszuloben.
Malou Weirich, die Generalsekretärin des Office International du Coin de Terre et des Jardins Familiaux, stellte in ihrem Grußwort fest: „Kleingartenanlagen müssen auf allen Ebenen und in allen Verbindungen in der Öffentlichkeit präsent bleiben. Sie müssen erhalten bleiben, um die Qualität und Attraktivität unserer Städte und Gemeinden zu gewährleisten.“
Der Vorsitzende der Jury, Bundesfachberater Jürgen Sheldon, betonte nochmals die Wichtigkeit der ehrenamtlichen Leistungen der Gartenfreunde für die Bevölkerung und Gesellschaft. Er wies darauf hin, dass Kleingartenanlagen die Städte aufwerten. Im Beisein der Gäste aus allen Bundesländern, unter ihnen viele Bürgermeister, Gartenamtsleiter und Kommunalpolitiker, ehrten dann Florian Pronold und Peter Paschke unter begeistertem Beifall die Gewinner.
Foto: Verlag W. Wächter/Hauptmann
Wirkung von Wettbewerben
Wettbewerbe, auf welcher Ebene auch immer, wirken in zwei Richtungen. Sie haben Außen- und Innenwirkungen. Bei der Außenwirkung auf die Öffentlichkeit hatte der Bundeswettbewerb eine positive Resonanz. Viele Medien haben über die Bereisung und die Siegerehrung umfangreich und immer positiv berichtet. Eine solche intensive Berichterstattung führt zu öffentlichem Interesse und rückt die Anerkennung der Leistungen des Kleingartenwesens in das Bewusstsein der Gesellschaft. So zeigt sich die Wichtigkeit unserer Arbeit für die Städte und Gemeinden, und der Wert der Anlagen wird erhöht.
Aber auch die Innenwirkung darf nicht vergessen werden. Die Leistungen der Mitglieder werden gewürdigt und das Zusammengehörigkeitsgefühl gestärkt. Alte Ideen können weiterentwickelt und neue Ideen ausgearbeitet werden. Wenn wir dies alles berücksichtigen, können wir feststellen: Der hinter uns liegende Bundeswettbewerb hat die Erwartungen mehr als erfüllt! Er war ein voller Erfolg und muss auch in der Zukunft einen festen Platz haben. Hierzu sagte auch Staatssekretär Florian Pronold ohne Wenn und Aber die Unterstützung seines Hauses für den 24. Bundeswettbewerb zu.
Weitere Informationen, auch zu den anderen Gewinnern im Bundeswettbewerb, finden Sie auf www.kleingarten-bund.de
Wilhelm Spieß
Vorsitzender des Landesverbandes Westfalen und Lippe
der Kleingärtner
Medaillenspiegel
Gold
- Berlin – Bachespe e.V.
- Bayern – Nürnberg – Kuhweiher e.V.
- Hessen – Kassel – Mattenberg e.V.
- Niedersachsen (LV Niedersachsen) – Hildesheim – Gartenfreunde Bockfeld e.V.
- Nordrhein-Westfalen (LV Westfalen und Lippe) – Dortmund – Gartenverein Lütgendortmund-Nord e.V.
- Nordrhein-Westfalen (LV Westfalen und Lippe) – Herne – Sorgenfrei e.V.
- Nordrhein-Westfalen (LV Rheinland) – Viersen – Bebericher Grund e.V.
- Sachsen – Leipzig – Frohe Stunde e.V.
- Thüringen – Altenburg – Bauhof I e.V.
Silber
- Baden-Württemberg (LV der Gartenfreunde B.-W.) – Donaueschingen – Haberfeld e.V.
- Baden-Württemberg (Verband der Kleingärtner B.-W.) – Karlsruhe – Im Albgrün e.V.
- Berlin – Wickenweg e.V.
- Hamburg – Wühlmäuse 2000 e.V.
- Mecklenburg-Vorpommern – Rostock – Dahlie e.V.
- Mecklenburg-Vorpommern – Rostock-Warnemünde – Am Waldessaum II e.V.
- Niedersachsen (LV Bremen) – Langen – Gartenfreunde Langen e.V.
- Rheinland-Pfalz – Kaiserslautern – Licht-Luft e.V.
- Sachsen – Roßwein – Gartengruppe Weinberg e.V.
- Sachsen – Delitzsch – Delitzsch Ost e.V.
- Sachsen – Zwickau – Südhang e.V.
- Sachsen-Anhalt – Aschersleben – Froser Straße e.V.
- Sachsen-Anhalt – Merseburg – Ulmenweg e.V.
- Schleswig-Holstein – Wilster – Wilster e.V.
- Thüringen – Altenburg – Tagessonne e.V.
Bronze
- Brandenburg – Brandenburg – Zur Insel e.V.
- Brandenburg – Cottbus – Nowinka e.V.
- Saarland – Saarbrücken – Am Füllengarten e.V.
- Sachsen-Anhalt – Bitterfeld-Wolfen – Vergißmeinnicht e.V.
- Sachsen-Anhalt – Halle – Fasanenhain e.V.
- Sachsen-Anhalt – Querfurt – Fortschritt e.V.