- Kleingartenwesen
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Quo vadis? – Kleingärten im ländlichen Raum
Foto: LV Schl.-Holstein der Gartenfreunde
Schleswig-Holstein ist ein Bundesland mit viel Perspektive. Im Moment gehört es zwar noch zu den stärksten „Nehmerländern“ im Länderverbund, das soll sich aber bald ändern. Als Flächenland ist es geprägt durch Agrarwirtschaft: Der Anbau von Mais in Monokultur zur Gewinnung von Biogas nimmt stark zu. Ölfrüchte wie Raps z.B. bilden weitere starke Kulturen in unserem Bundesland. Im südwestlichen Teil befindet sich eins der größten zusammenhängenden Baumschulgebiete der Welt. An der Westküste wird viel Gemüse, in erster Linie Kohl in verschiedenen Sorten, angebaut.
Dennoch haben Kleingartenanlagen in Schleswig-Holstein eine echte Chance. Und das nicht nur in der Stadt oder in der Nähe von Städten. Hier ist es natürlich einfacher, denn eine Kleingartenanlage lebt von den Menschen, die diese bewirtschaften und pflegen.
Was passiert aber, wenn diese Menschen alt werden und ihren Kleingarten nicht mehr bewirtschaften können? Was passiert, wenn nicht ausreichend neue Gartenfreunde gefunden werden, um die frei gewordenen Parzellen neu zu besetzen? Wo ausreichend Arbeitsplätze angeboten werden und das Wohnungsangebot entsprechendes Klientel zulässt, wird das Gärtnern sicher eine Zukunft finden.
Kleingärten im ländlichen Bereich oft kein Thema
In Potsdam ergab 2009 ein Kleingärtnerkongress viele brauchbare Hinweise zum Erhalt und zur Festigung des Kleingartenwesens in der Stadt. Was aber mit den Kleingärtnervereinen und deren Flächen im ländlichen Bereich passieren wird, wurde nicht angesprochen.
Nicht nur für Schleswig-Holstein sind die Begriffe „Entleerung der Fläche“ oder „Landflucht“ von Bedeutung. Gerade in den östlichen Bundesländern sind diese Probleme wirklich schwerwiegend. Und so fand im November 2010 ein Expertengespräch in Berlin zum Thema: „Umbau von Kleingartenanlagen mit umweltbildendem Hintergrund“ statt. Hier konnten die teilnehmenden Landesverbände ihre Probleme ansprechen und Erfahrungen dazu austauschen: Was bleibt, wenn kein Kleingärtner mehr da ist? Was kommen noch für Probleme, wenn nicht rechtzeitig gehandelt wird?
Mehr Öffentlichkeitsarbeit
Foto: Kleinworth
Eine Generallösung gibt es nicht. Das Wichtigste für alle Parteien ist es, mit Weitsicht zu agieren und nicht nur zu reagieren. Wenn durch die demografische Entwicklung ein Verein überaltert und nicht ausreichend junges Kleingärtnervolk nachrückt, reicht es nicht aus, die Anzahl Stunden für Gemeinschaftsarbeit zu erhöhen, um dennoch alle Arbeit zu schaffen. Es müssen nachhaltige Konzepte für die Mitgliedergewinnung erarbeitet werden: Öffentlichkeitsarbeit, die neuen Medien nutzen, einmal etwas wagen!
Warum soll nicht auch ein Verein, der eher ländlich geprägt ist, am Wettbewerb „Gärten im Städtebau“ teilnehmen? Der Kleingärtnerverein Lägerdorf, Kreisverband Steinburg, hat dieses gewagt. Er ist mit einer Silbermedaille und viel Aufmerksamkeit der ansässigen Gremien belohnt worden. Toll!
Wichtig: Zusammenarbeit mit Verwaltung und Politik
Warum wird das, was geschaffen worden ist, nicht als sehr positiv in den Fokus der Stadtverwaltung und der Politik gestellt? Denn hier ist eine Zusammenarbeit für die Anpassung einer zukunftsgerechten Nutzung gefragt. Eines darf nicht vergessen werden: Gegenstand des Pachtvertrages ist der nackte Boden. Ohne eine gemeinschaftliche gütliche Regelung mit den Vertragspartnern kann die Auflösung eines Kleingärtnervereines – mit allen Konsequenzen – eine sehr teure Angelegenheit werden.
Sollte solch eine Auflösung erforderlich werden, ist es wichtig, effektiv mit den übergeordneten Organisationen zusammenzuarbeiten. Die Erfahrungen aus der gesamten Kleingärtnerorganisation und die Stärken, die daraus erwachsen, helfen bei schwierigen Situationen.
Auch Wachstum ist möglich
Dieses gilt auch für den Fall, dass das Kleingartenwesen wächst. Mit der Anbindung durch Brücken oder Tunnel an Skandinavien oder einer weiteren Elbquerung soll der Wirtschaftsstandort Schleswig-Holstein gestärkt werden. Durch die Ansiedlung neuer Industrie werden auch mehr Bürger in die Region kommen. Das sind dann potenzielle „Kunden“ für den Hobbybereich Kleingarten, die Nachfrage an die Vereine könnte steigen. Schließlich ist der Kleingarten das Gegenteil von der hochtechnisierten Welt und dient den Menschen als Ausgleich zur Arbeitswelt.
Schleswig-Holstein wird sicher nicht nur als Urlaubsland fortbestehen, sondern auch als Wirtschaftsstandort. und damit hat auch das Kleingartenwesen eine Zukunft.
Thomas Kleinworth,
Landesgartenfachberater des Landesverbandes
Schleswig-Holstein der Gartenfreunde