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Warum Kleingartenverbände organisiert sind

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Von der Notwendigkeit der Interessenvertretung und -bündelung


Mehrgenerationengarten der Kleingartenanlage OntarioFoto: Werner Heidemann Hier gedeiht nicht nur Gemüse, sondern auch die Basis einer guten Zusammenarbeit: Interessenvertreter aus Politik und Kleingartenwesen beim Ortstermin im „Mehrgenerationengarten“ der Kleingartenanlage „Ontario“ (Hamm).

Auf nahezu allen Ebenen bezeichnen wir uns als „kleingärtnerische Organisation“. Was aber ver­birgt sich dahinter? Und warum sind wir eigentlich organisiert?

Um diesen Fragen nachzugehen, betrachten wir zunächst den Ursprung des Begriffs „Organisation“. Er leitet sich ab von dem Tätigkeitswort „organisieren“. Es bedeutet „planmäßig ordnen, gestalten, aufbauen“. Schnell haben die Menschen erkannt: „Wenn wir etwas erreichen wollen, schließen wir uns am besten zusammen!“, denn gemeinsame Interessen können so erfolgreicher durchgesetzt werden. Alltäglich erfahren wir dies schon in der Familie: Teilen wir uns z.B. die Gartenarbeit, ist sie schnel­ler und leichter erledigt. Was liegt also näher, als auch in anderen Lebensbereichen gemeinsame Ziele mithilfe einer guten Organisation zu verfolgen?

So entstanden die Vereine, freiwillige Zusammenschlüsse von Menschen mit gleichen Interessen. Ihre Geschichte reicht zurück bis in das 15. Jahrhundert. Eine Organisationsform, die schon so lange besteht, muss wohl erfolgreich sein.


Stadt und Gemeinde

„Gemeinsam sind wir stark!“ – das hören wir immer wieder. Kleingärtnervereine verwalten die Flächen, pflegen ihre Anlagen, leisten Beiträge zur Integration und Öffentlichkeitsarbeit. Sie setzen sich für soziale Belange ein, fördern das Vereinsleben und vieles mehr. All dies funktioniert nur, wenn sich die Mitglieder entsprechend engagieren und finanzielle Mittel zur Verfügung stehen.

Unsere Vereine sind mit dem Leben in den Städten und Gemeinden verwoben. Sie leisten ihren Beitrag zum Wohl und zum Zusammenleben der Menschen. Sie bündeln und formulieren gemeinsame Interessen und setzen sie in Gesprächen und Verhandlungen mit Politikern und Amtsträgern um. Unsere Arbeit erhält auf dieser Ebene Aufmerksamkeit und Wertschätzung.

Solche Gespräche erfordern eine angenehme Arbeitsatmosphäre. Hierzu gehören kleine Speisen und Getränke. Geeignete Räumlichkeiten müssen zur Verfügung stehen. Die Partner sollten sich gegenseitig kennen und akzeptieren. In der Regel sind dies aufseiten der Vereine die Vorstände.

So weit, so gut. Unsere Einbindung ins Stadt- und Gemeindewesen ist also geglückt. Die Ent­wick­lung muss aber weitergehen. Wenn wir unser schönes Hobby ausüben wollen, müssen wir – ebenso wie Sport-, Gesangs- oder Schützenvereine – über den Tellerrand hinaussehen.

Hier kommt wieder der Begriff „planmäßig ordnen“ ins Spiel: Verbündete mit gleichen Interessen müssen gesucht werden, um auch auf der nächst höheren „Organisationsebene“ wirkungsvoll vertreten zu sein. Wir sind eingebunden in Kreise, Bezirke und Länder. Alle wirken durch Gesetze, Verordnungen und Regeln auf uns ein. In diesem Zusammenleben ist es wichtig, für gemeinsame Interessen geeignete Vertreter zu haben.


Unsere Landesverbände

Lehr- und Lerngarten in LünenFoto: Werner Heidemann Im Gespräch bleiben – Lan­des­ver­bands­vor­sit­zen­der Wilhelm Spieß (links) und Land­tags­ab­ge­ord­ne­ter Norwich Rüße im Lehr- und Lerngarten in Lünen. Daher haben sich unsere Vereine zu Stadt- und Be­zirks­ver­bän­den und diese wiederum zu Lan­des­ver­bän­den zusammengeschlossen. Ein Ansprechpartner für jede Landesregierung ist der Idealfall. In NRW haben sich deshalb die Landesverbände Rheinland und Westfalen-Lippe zur Arbeitsgemeinschaft der Lan­des­ver­bän­de der Kleingärtner NRW zu­sam­men­ge­schlos­sen. Der Vorsitz in der Arbeitsgemeinschaft wechselt jährlich.

Alle Gesprächsrunden auf Landesebene werden gemeinsam bestritten – so bilden die Ver­hand­lungs­part­ner auf beiden Seiten eine Konstante. Man lernt sich persönlich kennen, Vertrauen wächst, Kontinuität und Verlässlichkeit prägen die Gespräche und die Zusammenarbeit. Der richtige Rahmen also, um Ver­hand­lun­gen erfolgreich zu führen und zu einem für alle Seiten positiven Ergebnis zu bringen.

Ein weiterer Vorteil der Landesverbände für alle Beteiligten ist eine schnelle und unkomplizierte Kommunikation. Gemeinsam werden Schulungen kostengüns­tig durchgeführt. Gemeinsam werden Probleme besprochen und ihre Lö­sungen als Musterbeispiele in die Verbände und Vereine ge­tra­gen. Dabei ist es wichtig, dass der Gesprächsfaden nicht abreißt, auch wenn einzelne Personen wechseln (z.B. nach Wahlen).

Gerade auf der Ebene der Regional- und Landesverbände hat die vertikale Durchlässigkeit der Organisation eine große Bedeutung: Wünsche und Sorgen auf einer Ebene müssen an die nächst höhere kommuniziert werden können. Das muss auch auf dem umgekehrten Weg funktionieren.
Auch Versicherungsfragen können in einer großen Gemeinschaft kostengünstiger, effizienter und solidarischer geklärt werden. Die Öffentlichkeitsarbeit kann besser koordiniert und gegenüber der Bevölkerung im gesamten Land einheitlich zur Geltung gebracht werden. So entsteht eine kraft­vol­le Solidargemeinschaft. Sicher gibt es noch weitere Vorteile, die für die jeweiligen Landesverbände spezifisch sind.

 

Gespräche auf der Internationalen Grünen WocheFoto: Hauptmann/Verlag W. Wächter Interessenvertretung auf Bundesebene bei Gesprächen auf der Internationalen Grünen Woche (v.l.): Florian Pronold (Bun­des­um­welt­mi­nis­te­rium), Peter Paschke (BDG-Präsident), Günter Landgraf (Präsident LV Berlin) und Stefan Grundei (BDG-Geschäftsführer).

Die Bundesebene

Zu einem föderalen System gehört auch eine Klam­mer, die alles zusammenhält. Diese Klammer ist die Bundesrepublik Deutschland mit dem Bundestag und der Bundesregierung. Hier werden Gesetze entwickelt und erlassen, die auf unsere Kleingärten Einfluss haben. Beispiele hierfür sind das Bun­des­klein­gar­ten­ge­setz, das Bundesnaturschutzgesetz, das Bo­den­schutz­ge­setz und weitere Verordnungen, die zudem auf der europäischen Ebene abzustimmen sind. Auch dabei ist es wichtig für alle Beteiligten, kompetente Ansprechpartner zu haben.

Hier wirkt unser Bundesverband der Gartenfreunde (BDG). Mit seinen Entscheidungsorganen, der Verbandsversammlung, dem Gesamtvorstand und dem Präsidium, bündelt und vertritt er die Belange des Kleingartenwesens in Deutschland gegenüber der Bundesregierung und den Mi­nis­te­rien. Er führt für seine Mitgliedsverbände Schulungen und Wei­ter­bil­dun­gen durch. Er bündelt unsere Interessen für die Diskussion auf Bundesebene und ist ein zuverlässiger An­sprech­part­ner für politische Ent­schei­dungs­gre­mien. Die Öffentlichkeitsarbeit wird bundesweit koordiniert.

Der Bundesverband hat sich dank der guten Zu­sammenarbeit aller Organisationseinheiten zu ei­nem Meinungsführer im Gesamtbereich „Garten“ entwickelt. Zu allen grünpolitischen Themen auf Bundesebene nimmt er Stellung und sorgt für Auf­merksamkeit und Anerkennung in der Öffent­lich­keit.

Die Wahrnehmung der Aufgaben auf allen Ebenen erfordert auch finanzielle Mittel in Form der Vereins- und Verbandsbeiträge. Nur mit einer soliden finanziellen Ausstattung können wir auch selbstbewusst und „auf Augenhöhe“ Gespräche führen, ohne in Abhängigkeiten zu geraten.


Relevanz auf allen Ebenen

Die Vertretung und Bündelung von Interessen auf allen Ebenen ist für den Fortbestand des Klein­gar­ten­we­sens lebensnotwendig – und hier kehre ich zum Ausgangspunkt meiner Ausführungen zurück: Nur gemeinsam und geschlossen werden wir von der Bevölkerung und den Regierungen als eine kraftvolle Organisation wahrgenommen.

In seiner Festrede zum 7. Verbandstag der Niedersächsischen Gartenfreunde sagte Willi Wächter vom Verlag W. Wächter: „Politische Relevanz auf allen Ebenen ist Stärke.“ Mit dieser Aussage trifft er genau den Kern unseres Handelns als kleingärtnerische Organisationen.

Wilhelm Spieß
Vorsitzender des Landesverbandes
Westfalen und Lippe der Kleingärtner