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Ein Netzwerk für die Naturerziehung
In Sachsen arbeiten Kleingärtnervereine eng mit Kommunen, Kindergärten, Schulen und den Ministerien zusammen
„Es ist toll, selbst etwas im Garten anzubauen und wachsen zu sehen, es zu ernten und frisch zu essen“, sagte der sächsische Umweltminister Frank Kupfer bei seinem Besuch im Grünen Klassenzimmer der Kleingartenanlage „Eilenburger Straße“ in Torgau. „Doch die Mädchen und Jungen müssen an solche Naturerlebnisse herangeführt werden. Deshalb bin ich froh, dass sich in vielen sächsischen Kleingärtnervereinen Gartenfreunde engagieren und es Kindern und Jugendlichen ermöglichen, in Schulgärten oder anderen Kinderprojekten Erfahrungen zu sammeln. Das werden vielleicht die Gartenpächter von morgen sein.“
Nicht nur die Schüler der benachbarten Grundschule „Am Rodelberg“ tauschen ihr Klassenzimmer in der Schule gern mit dem in der Kleingartenanlage. Insgesamt besuchen fast 100 Kinder wöchentlich „ihren“ Garten. Um die Nachhaltigkeit des Projekts zu gewährleisten, wurde hier ein Kooperationsvertrag über zehn Jahre abgeschlossen.
Jugend erforscht die Artenvielfalt
Im Rahmen der 5. Sächsischen Landesgartenschau in Reichenbach 2009 war die Kinder- und Jugendarbeit ein zentrales Thema und das kindgerecht gestaltete Grüne Klassenzimmer besonderer Besuchermagnet. Aber auch der Kletterwald und eine Höhle am Ende des Gartenschaugeländes lockte die Jugend an.
Derzeit nimmt der Landesverband der sächsischen Schreberjugend unter der Leitung seines Vorsitzenden Tommy Brumm ein Projekt für die etwas älteren Jugendlichen in Angriff. In der Aktion „Jugend forscht“ wird mit Hilfe der PC-Technik die Artenvielfalt von Pflanzen, Tieren und Insekten der Gegend untersucht. Dabei wird den Jugendlichen nicht nur die Pflanzen- und Tierwelt nahegebracht, sondern auch ein sinnvoller Einsatz des PC. Sie lernen, dass ein Computer nicht nur zum Spielen geeignet ist. Für dieses Projekt arbeitet die Schreberjugend eng mit dem Landesverband Sachsen der Kleingärtner e.V. zusammen.
Neugier wecken im Kindergarten-Alter
„Mit unserem Gartenkinder-Projekt für Kindergarten-Kinder haben wir eine Vorreiterrolle übernommen. Wir begeistern einerseits die junge Generation für das Wachsen und Gedeihen im Garten und nutzen andererseits sinnvoll braches Gartenland“, so Jürgen Thierfelder, Vorsitzender des KGV „Frisch Grün“ in Oelsnitz/Erzgebirge. Seit 2008 gibt es die Zusammenarbeit mit dem evangelischen Kindergarten „Kastanie“, 2009 wurde diese mit einem Vertrag untermauert. „Neugier wecken, Natur zu erleben“, steht darin – und neugierig sind die Kleinen allemal.
Beteiligt sind Kinder, die im Folgejahr zur Schule kommen. Dienstag ist ihr Gartentag, acht bis zehn Kinder kommen dann mit ihrer Erzieherin in die Gartenanlage, oftmals fröhlich singend. Erst gibt es ein Obstfrühstück, frisch gestärkt geht es anschließend an die Arbeit. Die Kinder bringen z.B. die selbst gezogenen Pflanzen in den Boden oder erforschen unter Anleitung von Jürgen Thierfelder die Pflanzen- und Insektenwelt der Kleingartenanlage. Zum Abschluss der Gartensaison findet jeweils ein Grillfest statt, und jedes Kind erhält ein „Gärtnerdiplom“, das voller Stolz zu Hause gezeigt wird.
Projekte erfolgreich präsentieren
Am Tag der Sachsen 2010 in Oelsnitz wurde das Projekt der Öffentlichkeit vorgestellt. Studenten der Fortis-Akademie erstellten eine Abschlussarbeit zum Thema „Kinder und Natur“ in Form einer Endlos-CD und einen Flyer zur Information an Interessierte. Im Mai 2011 führten die Geschäftsführer des Landesverbandes Sachsen im Rahmen ihrer Tagung eine Besichtigung durch. Ziel war es, im direkten Gespräch mit den Initiatoren die gesammelten Erfahrungen weiterzuvermitteln, Probleme auszuwerten und Erfolge zu würdigen.
Fördern mit Geld und fachlicher Unterstützung
Die Naturerziehung der Jugend ist seit Langem ein Schwerpunkt der Arbeit des Landesverbandes Sachsen. Vor allem die Projektarbeit ist eine feste Größe im Haushaltsplan, für die auch jährlich finanzielle Mittel bereitgestellt werden.
Im Durchschnitt sind das jeweils etwa 5000 Euro, die Verteilung legt der Vorstand auf Grundlage der eingereichten Projekte fest. Wichtige Faktoren sind dabei Nachhaltigkeit, Eigenanteil und Unterstützung der Verbände und Kommunen.
Beim jährlich stattfindenden Gespräch mit dem Sächsischen Landwirtschaftsminister zeigt der Landesverband Ergebnisse, legt Erfahrungen dar und nennt künftige Vorhaben. Das Ministerium förderte im Jahr 2010 neun Kinder- und Jugendprojekte. Gleiches wurde auch für das Jahr 2013 avisiert.
Die sächsischen Schulgartenwettbewerbe sind ein weiterer Baustein der Naturerziehung. Weit über 200 Grund-, Förder- und Mittelschulen sowie Gymnasien beteiligen sich an diesen Wettbewerben. Dem Landesverband (gleichzeitig Jurymitglied dieser Einrichtung) ist es gelungen, den Gedanken der Förderung der Schulgartenarbeit als gemeinsames Anliegen von Schulen und Kleingärtnervereinen schrittweise umzusetzen.
Gutes tun und darüber reden
Dieser Grundsatz gilt nach wie vor. Wie schreibt Thomas Kleinworth in dieser Ausgabe? „Vereine und Verbände haben sich vernetzt, um Kräfte zu bündeln, um sich den anstehenden Aufgaben zu stellen.“ Ohne diese Vernetzung werden wir unsere anspruchsvollen Ziele niemals erreichen. Und dafür sind auch Fördergelder wichtig!
Lothar Fritzsch
Vizepräsident des Landesverbandes
Sachsen der Kleingärtner e.V.