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Neue Vorstände gesucht!

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Viele Verbände und Vereine machen sich Sorgen. Sie befürchten, dass zu wenige Mitglieder bereit sind, ein Ehrenamt im Vorstand zu übernehmen. Der Verein wäre dadurch auf Dauer nicht mehr handlungsfähig. Diese Sorgen muss man ernst nehmen. Sie zu verdrängen, wäre falsch. Wer bis zum letzten Moment wartet, um die Nachfolge zu regeln, setzt sich damit unweigerlich unter Zugzwang.


Kleingartenwesen - Zusammenarbeit im VorstandFoto: Roemer Suzana Jager-Weigelt legt im Vorstand Wert auf eine gute Zusammenarbeit.


Dann bleibt keine Zeit, um in einem offenen Dialog einen neuen Vorstand zu suchen. Dabei ist das eine unverzichtbare Grundlage für eine erfolgreiche Amtsübernahme, denn jemand, der überlegt, ein Vorstandsamt zu übernehmen, muss das Gefühl haben, seine Ideen und Ziele gemeinsam mit anderen umsetzen zu kön­nen. Dann fällt die Entscheidung leichter, ja zu sagen.


Erfahrungen helfen am Anfang 

Ulla Strehlow, Steven Mortiers und Harald Schröder vom Kleingärtnerverein „In der Kiepe“ in Lü­ne­burg haben ihre Ämter getauscht. Harald, bis zum November ver­gangenen Jahres Vorsitzender des Vereins, wollte aus gesundheitlichen Gründen kürzer treten. Ulla, die erste Kas­siererin, fühlte sich für ihre Aufgabe weniger geeignet.

Man suchte nach einer gemeinsamen Lösung. Am Ende der Mitgliederversamm­lung war Steven Mortiers der neue Vorsit­zende. Er hatte schon ein Jahr als stellver­tretender Vorsitzender in die Vorstandsarbeit geschnuppert und traut sich das Amt nach der „Probezeit“ als Zweiter zu.

Ulla Strehlow ist nun seine Stellvertreterin. Die gelernte Sozialpädagogin fühlt sich bei dem Ge­dan­ken wohl, mit den Mitgliedern zusammenzuarbeiten. Ihr war drei Jahre nach Eintritt in ihren Verein klar, dass sie helfen wollte, die Vereinsanlage zu bewahren. Das Beste für sie: „Wir sprechen über viele Themen, aber nicht über den Beruf.“ Ihr Motto ist daher: Abstand vom Beruf – rein in eine neue, ganz andere Aufgabe.

Harald macht währenddessen die Kasse und hilft im Hintergrund mit seinen Erfahrungen. Allen drei ist eines wichtig: Sie arbeiten im Team zusammen. Das hilft beim Einstieg in die neue Position.


Alleine ist der Start schwierig

In der Anlage nebenan erinnert sich Suzana Jager-Weigel vom Kleingärtnerverein „Ilmenau“ daran, wie sie 2010 das Amt der Kassiererin in ihrem Verein antrat: „Es war am Anfang recht schwer“, er­zählt sie. Damals musste es einen Neuanfang geben. Sie sorgte sich um die Zukunft ihres Vereins und wollte helfen. „Das Amt als Kassiererin war eine Aufgabe, mit der ich mich kaum auskannte.“ Dabei war es so wichtig, die Kasse wieder auf die Reihe zu kriegen. Geschafft hat die Klein­gärt­ne­rin es, weil alle zusammenge­arbeitet haben. „Besonders geholfen hat mir der Bezirksverband Lü­ne­burg“, betont sie. „Ich weiß nicht, wie oft ich dort angerufen habe.“ Eine Hilfe, die sich auch für den Verband gelohnt hat – seit einem Jahr ist Suzana Jager-Weigel dort die stellvertretende Kas­sie­re­rin.

Im Vorstand legt sie Wert auf Zusammenarbeit: „Ich finde es gut, wenn es unterschiedliche Meinungen gibt, die wir ausdiskutieren. Schließlich wollen wir das Beste für unsere Mitglieder erreichen.“ Mit allen Mitgliedern reden, auch das sei ihr wichtig, betont sie. Musste sie sich am An­fang durchbeißen, so freut sie sich heute über ein Lob von den Mitgliedern, etwa darüber, dass der Vorstand so aktiv ist, tolle Feste organisiert und gemeinsame Projekte wie den neuen Spielplatz anpackt.


Warum ein Amt übernehmen?

So wie Suzana Jager-Weigel, Ulla Streh­low und Steven Mortiers geht es vielen neuen Vor­stands­mit­glie­dern. Das ergab auch eine Umfrage eines Seminars des Bezirksverbandes Wolfsburg. Wenn sie gefragt werden, warum sie ein Amt übernommen haben, dann steht das Wohl des Vereins an erster Stelle: „Ich möchte in meinem Verein etwas gestalten, die Gemeinschaft fördern, einen Beitrag zur Weiterentwicklung der Anlage leisten. Ich will das Vereinsleben fördern, Verantwortung über­neh­men, denn ich fühle mich mit meinem Verein verbunden“, lautet eine typische Antwort. Vielen ist aber auch das Mit­ein­ander wichtig: „Ich möchte meine Vorstellungen mit Gleichgesinnten umsetzen.“ 

Steven Mortiers ist auch der offene Um­gang im Verein wichtig. Der 41-Jährige, selbst erst seit vier Jahren im Verein, möch­te, dass alle im Vorstand selbstständig und im Team zusammenarbeiten. Auch die Stärkung der Fachberatung ist ihm wichtig. Das sind alles wichtige Voraussetzungen, um mit dem notwendigen En­ga­ge­ment an die Aufgabe zu gehen.

Viele Gartenfreunde, die ein Amt neu übernommen haben, erzählen, dass sie quasi überredet wurden. Freuen Sie sich, wenn es Ihnen auch so geht. Die Mitglieder trauen Ihnen die Aufgabe zu. Sie haben Vertrauen, dass Sie auf dem Posten richtig sind. Das sollte Sie in Ihrem Entschluss bestätigen, ja zu sagen.


Neues zulassen

Viele nehmen ein Ehrenamt an, wenn sie aus dem Berufsleben ausscheiden. „Dann habe ich mehr Zeit für mein Hobby, kann Erfahrungen weitergeben und selber dazulernen“, ist oft zu hören. Für viele Ältere ist es wichtig, im Alter noch aktiv zu sein.


Kleingartenwesen - Umgang im VereinFoto: Roemer Steven Mortiers wünscht sich einen offenen Umgang im Verein.


Ältere Vorstandsmitglieder müssen aber akzeptieren, dass Veränderungen normal sind. „Ich suche einen Nachfolger, der in meinem Sinne meine Arbeit fortführt“, das wird es kaum geben. Wichtig ist es, loszulassen, die Neueinsteiger Erfahrungen sammeln zu lassen. Wer hier bremst, verhindert eine Weiterentwicklung im Verein. Junge – oder besser gesagt Neue – in den Vorstand aufzunehmen, gelingt am besten, wenn auch im Vorstand Platz ist für neue Ideen.

Neue Vorstandsmitglieder lassen sich auch leichter finden, wenn Aufgaben klar verteilt sind. Jeder möchte, dass er im Team gebraucht wird.  Alle gestalten und entscheiden mit, fühlen sich an Entscheidungen aber auch gebunden. Das war für Suzana der Grund, ein zusätzliches Amt beim Verband anzunehmen: „Dort wird viel strukturierter gearbeitet. Dort habe ich gelernt, wie es richtig funktioniert.“


Informationen für alle

Um neuen Vorständen den Einstieg zu erleichtern, sollten ihnen alle Informatio­nen zugänglich sein. Im Vorstand des Be­zirksverbands Lüneburg etwa können alle alles wissen. Die Post ist für jeden zugänglich und wird erst weg­sortiert, wenn alle abgezeichnet haben. Niemand fühlt sich gleichwertig, wenn andere mehr wissen oder die Post beim Vorsitzenden zu Hause liegt. Im Zeitalter von E-Mail und WhatsApp ist es kein Problem, alle gleich zu unterrichten. Das bedeutet auch, dass alle Vorstände sich den heutigen Mög­lichkeiten öffnen. Gemeinsame E-Mail-Zugänge sind ebenso möglich wie die Datenspeicherung auf für alle zugäng­lichen Datenträgern.


Jeder verdient Respekt

Die Entscheidung für ein Ehrenamt fällt nicht immer leicht. Häufig wird die Sorge geäußert, zu wenig Zeit dafür zu haben, es nicht mit Beruf und Familie vereinbaren zu können. Manche be­fürch­ten, in ver­härteten Strukturen kein Gehör zu finden oder nicht die erforderliche Qualifikation mitzubringen.

Die Gründe muss man ernst nehmen. Jeder muss für sich selbst beurteilen, kann oder will ich die erforderliche Zeit aufbringen? Vorstandsarbeit muss man sich zutrauen. Für alles Weitere gibt es Schulungen. Kaum jemand bringt genug Erfah­rung mit, dass alle Aufgaben im Vorstand gleich mit Amtsantritt erledigt werden können. Wer sich zur Wahl stellt, der verdient dann aber unser aller Respekt. Jemanden zu wählen, um ihn dann zu kritisieren, ist nicht die Lösung. Wer ein Ehrenamt übernimmt, verdient Unterstützung. Im Übrigen: Keiner der Befragten hat geäußert, dass ihm das Ehrenamt eine Last sei. Vielmehr lautete die Antwort: „Es macht Spaß!“

Joachim Roemer
Präsident des Landesverbands
Niedersächsischer Gartenfreunde