- Kleingartenwesen
Neue Wege in der Fachberatung
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Gerade in der heutigen Zeit ist die Fachberatung mehr denn je gefragt, ihr Wissen über das Gärtnern weiterzugeben – mit neuen Formen und auch mit neuen Inhalten. Die Ansprüche der Kleingärtner haben sich schließlich geändert: Wo vor 40 Jahren noch ein Schnittkurs und ein paar Tipps zum Pflanzenschutz ausreichten, fragen die Mitglieder heute nach den Grundlagen des naturnahen Gärtnerns und deren zeitgemäßer Vermittlung.
So liegt die Aufgabe der Fachberater nicht mehr nur darin, Gartenfreunden bei der ordnungsgemäßen Bewirtschaftung ihres Gartens mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Ebenso müssen sie etwa die Belange des Naturschutzes beachten und sich Gedanken darüber machen, wie sie ihr Wissen auf neuen Wegen transportieren.
Neue Gärten und neue Wege
Eine Möglichkeit dafür ist der Aufbau von Lehr-, Schau- und Schulungsgärten, um Gartenthemen noch stärker an die Gartenfreunde und interessierte Bürger zu bringen. Dort ist es möglich, die Aus- und Weiterbildung in Theorie und Praxis an einem zentralen Punkt durchzuführen. Ein neuer wichtiger Bestandteil davon könnten „Klimagärten“ sein. Das sind naturnah und klimagerecht gestaltete Gärten, die zeigen, wie klimaangepasstes Gärtnern künftig aussehen könnte.
Ebenso wichtig wäre es, die Kanäle der digitalen Wissensvermittlung zu nutzen. Über sie können wir uns einfach und schnell austauschen – ein enormer Zeitgewinn für uns alle. Möglich wäre es etwa, Online-Foren zu schaffen, Newsletter herauszugeben, soziale Medien zu nutzen oder über die elektronischen Medien Serviceleistungen anzubieten (z.B. Untersuchung von Pflanzenkrankheiten: Ein Gartenfreund schickt ein Bild, und der Fachberater bestimmt die Krankheit oder den Schädling).
Naturnah als neuer Standard
Neue Methoden der Wissensvermittlung sind aber nur eine Herausforderung für die Fachberatung. Ebenso wichtig ist es, die bekannten Grundsätze des naturnahen Gärtnerns zu leben und weiterzugeben. Die AG Fachberatung des Landesverbandes Berlin hat dazu Richtlinien entwickelt, mit denen das naturnahe Gärtnern als neuer Standard in den Kleingärten gesetzt werden soll.
Dazu gehören etwa der Verzicht auf leicht lösliche, synthetische und mineralische Dünger sowie Torf, die mögliche Vermeidung von chemischen Pflanzenschutzmitteln, die Kompostwirtschaft und die schonende Bearbeitung des Bodens, das Pflanzen von Nahrungspflanzen für Insekten, der Einsatz von Mischkulturen und Gründüngung, die Schaffung von Biotopen (z.B. Totholzhaufen oder Trockenmauern) und Nistmöglichkeiten oder der Einsatz von umweltfreundlichen Materialien ebenso wie die effektive Bewässerung und die Eindämmung der Lichtverschmutzung.
Machen Sie mit!
Die Fachberatung ist das Rückgrat des Kleingartenwesens. Sie ist Multiplikator, Werbeträger und oft Bindeglied innerhalb der Vereine. Sie berät Vorstände und Mitglieder über naturnahes Gärtnern, organisiert Wettbewerbe und Gartenbegehungen, unterstützt bei der Wertermittlung und arbeitet etwa in „grünen Gremien“ wie Umweltschutzorganisationen mit.
Ihre Bedeutung ist mit Blick auf Klimaschutz und Nachhaltigkeit nochmals gestiegen. Für eine erfolgreiche Arbeit der Fachberatung ist es daher von großem Vorteil, wenn sie Teil des Vorstandes ist. Laut Bundeskleingartengesetz ist sie immerhin auch die Voraussetzung für den Nachweis der Gemeinnützigkeit unserer Vereine.
Um die Fachberatung in den Vereinen zu intensivieren und Fachkompetenz beim Kampf um den Erhalt von Kleingartenflächen zu demonstrieren, wäre es wünschenswert, dass sich noch mehr engagierte Gartenfreunde für dieses Ehrenamt finden. Für die Ausbildung zum Fachberater bieten die Landesverbände ein umfangreiches Angebot an, um die Qualität der Fachberatung in den Vereinen und Verbänden dauerhaft zu sichern. Helfen Sie mit, das naturnahe Gärtnern weiter zu stärken und unsere Vereine zukunftssicherer zu machen! Wenn wir die Zukunft gestalten wollen, müssen wir die Grundlagen unserer Fachberatung auch leben!
Sven Wachtmann
Vorstandsmitglied für Fachberatung des
Landesverbandes Berlin der Gartenfreunde