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Hereinspaziert! Offene Kleingartenanlagen laden ein

Schlagworte zu diesem Artikel:
  • Kleingartenanlagen
  • Grünanlagen
  • Gemeinschaftsarbeit
  • Gestaltung

Es ist Sonntagnachmittag. Gartenfreundinnen und -freunde sitzen beim Kaffeetrinken, interessierte Spaziergänger blicken neugierig in die bunten Gärten. Christa Weiß kommt seit einigen Jahren her. „Es ist hier so einladend. Seit der Verein den Eingang und die Wege umgestaltet hat, fühle ich mich hier willkommen“, schwärmt sie. „Früher war das anders. Ich stand vor der verschlossenen Koloniepforte und wusste nicht, ob ich eintreten darf. Und die Kleingärtner hatten sich oft hinter hohen Hecken ver­steckt.“ Heute ist der Zugang stets offen und die breiten Wege sind von blühenden Rabatten ge­säumt.


Freude an Blatt und BlüteFoto: Roemer Christa Weiß geht gern in Kleingartenanlagen spazieren und freut sich an Blatt und Blüte.


So wie dieses Beispiel sind in den vergangenen Jahren viele Vereine ihrer städtebaulichen Aufgabe nachgekommen, als öffentliche Grünanlage allen Besuchern zugänglich zu sein. Im kommunalen Grün bilden die Kleingartenanlagen eine Besonderheit. Sie sind öffentlich, haben aber zugleich befriedete, private und von den Pächtern individuell gestaltete Bereiche. Während Grünflächen in Städten und Gemeinden meist von den Kommunen unterhalten werden, sind es in den Kolonien die Kleingärtner, die sie im Rahmen der Gemeinschaftsarbeit ge­stalten und pflegen.


Gemeinsam planen und entscheiden

Das war nicht immer so. Früher waren die Anlagen meist verschlossen und teils nur für Mitglieder zugänglich, vielerorts wurden Öffnungszeiten festgelegt. Inzwischen haben jedoch immer mehr Vereine die Zu­gangssperren beseitigt, die Wege attraktiver gestaltet, begleitende Blumen­rabatten angelegt und Bänke zum Verweilen aufgestellt.

Nicht immer stößt das auf ungeteilte Zustimmung. Gartenfreunde bangen um ihre Ruhe, klagen über Hundekot und fürchten eine Zunahme der Einbrüche. Viele Beispiele zeigen aber, dass diese Sorgen meist unbegründet sind. Und ­Untersuchungen beweisen, dass eine abgeriegelte Anlage nicht einbruchs­sicherer ist als eine offene.

Bei der Gestaltung der öffentlichen Räume sind der Kreativität kaum Grenzen gesetzt. Eine mit allen Mitgliedern abgestimmte Planung hilft aber, später Ärger zu vermeiden. So ist zu klären, wie mit Fahrrädern und Motorfahrzeugen umgegangen wird. Das betrifft auch Mitglieder, die gern bis vor den Garten fahren. Für Hundekot gibt es Beutelspender, und für Abfälle sollte ein Papierkorb nicht fehlen. Das bedeutet für den Verein Arbeit, denn die Entsorgung muss geregelt werden. Auch bei der Umgestaltung der Wege und der Anlage von Rabatten ist die spätere Pflege zu be­rück­sich­ti­gen. Welche Arbeiten können den Mitgliedern im Rahmen der Gartenordnung auferlegt werden?


Kreativität kennt keine Grenzen

Besonders wichtig ist die Entscheidung über den Wegebelag. Zwar müssen wir bei einer zu­neh­mend älteren Bevölkerung auch an barrierefreie Wege mit fester und glatter Oberfläche denken. Aber auch Schot­terrasen, auf dem sich unterschiedliche Strukturen entwickeln, ist durchaus ge­eig­net. Fast vegetationsfrei sind die häu­fig begangenen Flächen. Daneben entwickelt sich Trittrasen mit ­nie­drigen Kräutern wie Gänseblümchen, We­gerich, Kleiner Brau­nelle, Kamille oder Ehrenpreis. In den weniger begangenen Randbereichen wächst das Gras üppiger, muss aber nur gelegentlich gemäht werden. Der Übergang zu den ­Rabatten sollte klar begrenzt werden. Kantensteine oder andere Einfassungen vermeiden, dass Boden auf den Weg abschwemmt oder Gras vom Weg ins Beet hineinwächst. Ein fließender Übergang mit Bodendeckern ist eine Alternative.


Blühende Stauden und Rosen am WegesrandFoto: Roemer Blühende Stauden und Rosen am Wegesrand genießen nicht nur die Besucher.


Abwechslung auf den Beeten

Für die Gestaltung der Beete gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten. Niedrige Sträucher wie Finger­strauch (Potentilla) und Kriechspindel (Euonymus) sind auf die Dauer zwar pflegeleicht, bieten aber nur wenig Abwechslung im Jahresverlauf. Ist die Gehölzdecke nicht geschlossen, wachsen zwischen den Gehölzen Kräuter und Gräser, die vielleicht stören. Das ist eine Frage des Geschmacks. Für mich harmonieren wild wachsende Gräser und Kräuter mit heimischen Gehölzen. Zusammen mit Ziergehölzen wie Rosen oder Rhododendren finde ich sie unpassend.

Bepflanzungen oder Aussaaten mit einjährigen Pflanzen wie Stiefmütterchen, Tagetes, Malven, Mohn, Zinnien oder Goldlack sind aufwendig, ermöglichen aber eine Grundsäuberung der Beete im Frühjahr und dabei zugleich ein bequemes Instandsetzen der Zäune. Muss der Verein Pflanzen erwerben, kommen Kosten auf die Mitglieder zu.

Genau wie die Beete im Garten können Rabatten entlang der Wege abwechslungsreich mit Zier­ge­höl­zen, Stauden und Zwiebelgewächsen begrünt werden. Wenn der Verein die Pflege ein­ver­nehm­lich mit den Pächtern geregelt hat, spricht nichts dagegen, dass die Parzelle einen halben Meter vor und nicht erst am Zaun beginnt. Jeder gestaltet diese Fläche dann so, wie er möchte. Für die Pflege von Staudenrabatten mit Phlox, Grasnelke, Steinkraut, Blaukissen usw. muss aber ein er­höh­ter Pflegeaufwand und eventuell die Säuberung von Unrat berücksichtigt werden.

Wie wäre es, die Beete nach den Namen der Wege zu begrünen? Der Rosen-, Rhododendron-, Nel­ken-, Astern- oder Tulpenweg bekommt dann eine ganz neue Bedeutung.

Natürlich dürfen auch Johannisbeeren, Stachelbeeren, Erdbeeren und andere Nutzpflanzen den Weg zieren. Bitte denken Sie dann aber daran, dass auch Kinder auf den Wegen spielen und zum Naschen verlockt werden. Verwenden Sie daher keine giftigen oder ungenießbaren Pflanzen. Wer Kräuter vor dem Garten pflanzt und erntet weiß natürlich, dass hier und da ein Hund sein Beinchen hebt.


Attraktive Anlagen locken Interessenten

Offene Zugänge und gestaltete Wegränder gehören heute ganz selbstverständlich zum Bild von Kleingartenanlagen. Wo die Bevölkerung zurückgeht und der Anteil älterer Menschen immer größer wird, ist es schwierig, neue Pächter zu finden. Hierfür bieten offene Anlagen zwar nicht die Lösung, sie tragen aber dazu bei, dass die Akzeptanz der Kleingartenanlagen als Bestandteil des öffentlichen Grüns zunimmt und sich das Bild von den Kleingärtnern wandelt. Das sind wichtige Voraussetzungen dafür, neue Mitglieder zu gewinnen. Attraktive Wohnumfelder sollen Menschen in die Städte und Gemeinden locken. Davon können wir lernen und dafür sorgen, dass auch unsere Vereine an Attraktivität gewinnen.

Joachim Roemer
Vizepräsident des Landesverbandes
Niedersächsischer Gartenfreunde


Anregungen finden Sie z.B. auf diesen Internetseiten:

www.gartendatenbank.de
www.bodendeckerrosen.com
www.gartenfreunde.de
www.gartenarbeit.tv
www.naturimgarten.at
(Handbuch der Grünraumpflege, 160 Seiten; als download)