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Plötzlich allein!

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Wie es im Kleingarten weitergeht, wenn der Partner stirbt


Garten zur TrauerbewältigungFoto: Leposa Der Garten half Ille, ihre Trauer zu bewältigen.


Er kümmerte sich um das Gemüse, sie pflegte ihr buntes, prachtvoll blühendes Blumenbeet. Über 20 Jahre bewirtschafteten Ille und ihr Mann Winfried gemeinsam ihre Parzelle in der Anlage „Fuchsberg“ des Kleingärtnervereins Elmshorn. Zusammen schufen sie sich eine kleine grüne Oase. Doch dann kam die Diagnose – Krebs. Damit begann die Zeit des Kämpfens, Bangens und Hoffens. Eine Woche kam er noch einmal zu ihr nach Hause. Dann schlief er friedlich im Krankenhaus ein. Nach den langen Jahren miteinander war auf einmal alles anders. Diese Zeit war schwer – aber Ille wusste, dass es irgendwie weitergehen muss.


Hilfe im Verein

Am Anfang fühlte sie sich von ihm im Stich gelassen. Auf ihrer Parzelle war doch so viel zu tun, die Hecke musste geschnitten oder das Gemüsebeet bestellt werden. Ille schimpfte mit ihrem ver­stor­be­nen Mann: „Kannst Du mir mal helfen? Ich schaffe das alles allein nicht!“ Ihre Parzelle ab­zu­ge­ben, kam für sie aber nicht infrage. Sie wollte beweisen, dass sie es doch alleine schafft.

Doch die gesamte Parzelle auf Dauer in Schuss halten? Eine Aufgabe, die für sie alleine nur schwer zu be­wäl­ti­gen war. Über 15 Jahre ist das jetzt her, und bis heute gärtnert Ille auf ihrer Parzelle. Das hat sie auch den Nachbarn und Bekannten aus ihrem Verein zu verdanken. Sie boten ihr damals Hilfe an und unterstützen sie bis heute.

„Mein Gartennachbar Erich übernahm es etwa, mein Kartoffelbeet umzugraben oder mähte mal den Rasen“, so Ille. „Ich dachte immer, wenn ich das alleine nicht mehr schaffe, muss ich aufhören. Aber nun will ich nicht aufhören, auch wenn ich mittlerweile 78 bin. Ich habe mich daran gewöhnt, um Hilfe zu bitten. Wenn man fragt, bekommt man immer Hilfe – der eine kann das, ein anderer kann etwas anderes. Das ist der Vorteil, wenn man zusammen im Verein gärtnert.“


Rechtliche Probleme bewältigen

Die Gartenfreunde halfen Ille aber auch, die rechtlichen Probleme anzugehen. „Nach dem Tod meines Mannes wiesen mich meine Nachbarn darauf hin, dass ich mich schnell mit dem Ver­eins­vor­stand in Verbindung setzen sollte, da nur mein Mann der Pächter des Gartens war.“ Der Pacht­vertrag wurde zum Glück problemlos umgeschrieben. „Wenn ein Paar so vie­le Jahre seinen Garten gemeinsam be­wirtschaftet, dann regeln wir das mit dem Umschreiben des Pachtvertrages ganz human. Wir lassen niemanden allein“, so Rüdiger Domnowskj, Obmann der Anlage.

Gärtnern gegen die TrauerFoto: Leposa Aufhören kam für sie nicht infrage: Nach dem Tod ihres Mannes gärtnert Ille alleine auf ihrer Parzelle weiter. Generell erlischt ein Pachtvertrag laut Bundeskleingartengesetz mit Ablauf des Kalendermonats, der auf den Tod des Pächters folgt. Gemeinschaftlich geschlossene Verträge werden fortgesetzt, wenn der Angehörige nicht innerhalb eines Monats schriftlich widerspricht. Für Angehörige, die nicht im Pachtvertrag stehen, müssen individuelle Lösungen gefunden werden. Sie sollten sich wie Ille deswegen nach einem Todesfall schnell mit ihrem Vorstand in Verbindung setzen.


Gärtnern gegen die Trauer

„Der Garten hat mir geholfen, meine Trauer zu be­wäl­ti­gen“, erinnert sich Ille, „denn der brauchte mich, um nicht zu verkommen.“ Sie schaute damals nach oben und sagte: „Guck mal, wie wunderschön die Blumen blühen und wie viele Kartoffeln ich geerntet habe.“ Ille empfiehlt allen in ihrer Situation, nicht aufzugeben. „Es ist zwar oft schwer, aber man tut sich etwas Gutes, bleibt z.B. gesundheitlich fit. Was für mich aber das Wichtigste am Gärtnern im Verein ist – man hat immer jemanden zum Schnacken. Alle freuen sich mit einem, wenn die Blumen im Garten üppig blühen oder man viel ernten konnte.“

Ihre kleine Oase gibt ihr Kraft, um den Alltag nun allein zu be­wäl­ti­gen: „Der Garten ist für mich ein ganz besonderer Ort. An sommerlichen Tagen sitze ich manchmal einfach nur da, schaue auf meine Blu­men und beobachte die Vögel an der Tränke. Dann kann ich meine Seele baumeln lassen. Es gibt einem so viel – ich kann es kaum in Worte fassen. Wenn ich dann nach Hause komme, bin ich zu­frieden.“

Corinna Leposa
Redaktion
Landesverband Schleswig- Holstein
der Gartenfreunde