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Von Schreber, Hauschild und Gesell

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Kleingärtnermuseum eröffnet Sonderausstellung zur Schreberbewegung


GeradehalterFoto: Deutsches Kleingärtnermuseum Durch den von Dr. Schreber selbst entwickelten „Geradehalter“ sollten Schul­kinder eine aufrechte Haltung verinnerlichen

Sonderausstellungen sind unverzichtbar, um das Angebot eines Museums zu erweitern. Ein mo­der­nes Museum darf nicht nur mit einer „starren“ Dauerausstellung aufwarten, sondern sollte mög­lichst flexibel arbeiten, seine Rolle als „Wissensvermittler“ nach au­ßen hin öffentlich zeigen und somit neue Besuchergruppen ansprechen. Deshalb hat sich das Deutsche Kleingärtnermuseum (DKM) entschieden, in Zukunft jährlich wechselnde Sonderausstellungen anzubieten.

Anlässlich des Themenjahres „200. Geburtstag von Schreber und Hauschild“ wird zur Leipziger Museumsnacht am 26. April 2008 eine Sonderausstellung die Entwicklung der Schreberbewegung und das Leben von Dr. Daniel Gottlob Moritz Schreber, Dr. Ernst Innozenz Hauschild und Karl Gesell näher beleuchten.


Schreber nicht der „Erfinder“ der Schrebergärten

Obwohl Schreber nicht der „Erfinder“ der Schrebergärten war, sondern lediglich mit seiner For­de­rung, Spielplätze für Großstadtkinder anzulegen, als Ideengeber fungierte, wird ihm in der Son­der­aus­stel­lung des DKM ausreichend Platz gewidmet, um verschiedene Phasen seines Lebens und Wirkens darzustellen.

Weniger das Wirken Schrebers, als vielmehr das von seinem Sohn Daniel Paul geschriebene Buch „Denkwürdigkeiten eines Nervenkranken“ veranlasste seit der Veröffentlichung im Jahre 1903 viele Wissenschaftler zu teilweise unhaltbaren Interpretationen über das Zusammenleben in der Familie Schreber. Doch man sollte das Handeln von Dr. Schreber im Hinblick auf „seine“ Zeit betrachten. Er ist ein Kind seiner Zeit und lässt sich nicht nach heutigen Maßstäben in Bezug auf Pädagogik und Orthopädie beurteilen.


Ein schöner Geist in einem gesunden Körper

Schreber sah die moderne Kultur trotz der Fortschritte nicht im Gleichgewicht. Eine zu große Betonung des Geistes forderte den Kör­per zu wenig. Die Menschen sollten ein Bedürfnis nach einem gesunden Körper entwickeln und diesen durch Übungen stärken. Das Motto der Zeit lautete: Ein schöner Geist in einem gesunden Körper.

Seine strenge Erziehung und das Ausprobieren der selbst entwickelten Geräte an den eigenen Kindern kann man Schreber nicht als sadistisch oder tyrannisch aus­legen. Der dabei oft genannte „Ge­radehalter“ war auch nicht als Dau­ermaßnahme gedacht. Die Schulkinder sollten dadurch eine aufrechte Haltung verinnerlichen.

Im Laufe seiner weiteren Arbeit entfernte sich Schreber wieder von der Verwendung mechani­scher Geräte und sah die gymnastische Heilmethode als ein Novum zur Gesunderhaltung des Volkes.

Schreber erlangte trotz seines großen Ehrgeizes und der Anstrengungen zur Verbreitung seiner Schriften keine Anerkennung für die vertretenen Ideale. Erst posthum wurde er in ungeahntem Aus­maß als Namensgeber der Schreberbewegung geehrt. Im Jahre 1861 verstarb Schreber.


Hauschild und Gesell wesentlich an Entwicklung beteiligt

Schwieriger wird die Quellenlage bei Dr. Hauschild und Karl Gesell, obwohl diese wesentlich re­le­van­ter an der Entwicklung der Schreberbewegung mitwirkten.

Drei Jahre nach dem Tod von Schreber wurde seine Idee zur Anlegung von Spielplätzen in der Groß­stadt durch den Schuldirektor Dr. Ernst Innocenz Hauschild wieder aufgegriffen. Er gründete einen Eltern- und Lehrerverein, um darin einen Ort des Erfahrungs­austausches zu schaffen. Bei der Suche nach einem Namen fiel die Wahl auf „Schreberverein“.

Erst in der weiteren Entwicklung gewann die gärtnerische Komponente, angeregt vom Lehrer Karl Ge­sell, durch das Anlegen soge­nann­ter „Kinderbeete“ (1868) und die sich daraus entwickelnden Fa­miliengärten an Bedeutung.

Der am 14. November 1907 gegründete „Verband der Garten- und Schrebervereine“, der sich gleich­zei­tig als Landesverband für Sachsen, Anhalt und Thüringen verstand, achtete bei seinen Mit­glieds­ver­bän­den auf die Einhaltung bestimmter Kriterien: Die Erziehung von Kindern und Jugend­li­chen soll­te im Vordergrund stehen, während die Gartenarbeit diesem Hauptziel untergeordnet sein sollte.

Catherina Hildebrand,
Leiterin des Deutschen Kleingärtnermuseums in Leipzig

 

Auf nach Leipzig

Die deutsche Kleingärtnerbewegung hat eine fast 200-jäh­rige wechselvolle Geschichte, die in der Sammlung des Deut­­schen Kleingärtnermuseums in Leipzig dokumentiert wird. Die Dau­er­aus­stel­lung „Deutsch­­lands Kleingärtner vom 19. zum 21. Jahrhundert“ bietet einen an­schau­li­chen Überblick über diese interessante und spannungsreiche Entwicklung.

Das Museum befindet sich an historischer Stätte: im Ver­eins­haus des weltweit ersten Schre­­bervereins (gegründet 1864), des heutigen Kleingärtnervereins „Dr. Schreber“.

Das Museum ist dienstags bis donnerstags von 10.00 bis 16.00 Uhr geöffnet. Für Grup­pen sind nach Voranmeldung aber auch Führungen außerhalb der Öffnungszeiten mög­lich. Daneben bietet das Museum speziell für Kindergrup­pen und Grundschulklassen Kinderführungen an, welche die Kinder zum aktiven Erleben einladen (um Anmeldung wird gebeten).

Noch Fragen?

Für weitere Fragen wenden Sie sich bitte direkt an das Museum:
Deutsches Klein­gärt­ner­mu­se­um
Aachener Str. 7, 04109 Leipzig
Telefon: 03 41/2 11 11 94
www.kleingarten-museum.de