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Umbau oder Neugestaltung?
Tipps für Neupächter eines Kleingartens
Foto: Wagner/BDG
Wenn sich in unseren Kleingärten die ersten Frühlingsboten wie Narzissen und Co. bemerkbar machen, dann dauert es nicht lange, bis die ersten Interessenten kommen, die einen Kleingarten pachten wollen. Euphorisch und voller Arbeitseifer suchen sie dann nach einem geeigneten Garten. Damit die Freude am „eigenen“ Kleingarten möglichst lange bleibt, sollte sich der Neupächter einige Fragen stellen, bevor er sich für einen Garten entscheidet:
- Wie viel Zeit habe ich für den Garten?
- Kann sich jemand in meinem Urlaub um den Garten kümmern?
- Kann ich, wie vom Bundeskleingartengesetz vorgeschrieben, auf einem Drittel der Fläche Obst und Gemüse anbauen?
Danach weiß der Neupächter möglicherweise, dass ein Garten mit einer Größe von maximal 450 m² am besten passt, da eine noch größere Parzelle zu viel Arbeit für ihn bedeutet. Schließlich will man ja auch Zeit für andere Hobbys haben. Weder dem Neueinsteiger noch dem Kleingärtnerverein ist damit geholfen, wenn eine zu große Parzelle gepachtet wird und der Pächter seine Freude am Gärtnern schnell wieder verliert. Außerdem sollte sich der Neupächter überlegen, ob er handwerklich so geschickt ist, dass er sich zutraut, auch eine Parzelle mit einer renovierungsbedürftigen Laube zu pachten.
Planungsphase
Hat der Neupächter einen Garten gefunden, sind die üblichen Auflagen der Wertermittlung (Schätzung) zu erfüllen. Wenn es der vorherige Pächter nicht schon erledigt hat, sind dann oft Sträucher und Bäume zu entfernen, Hecken zu schneiden oder versiegelte Flächen zu beseitigen. Um Kosten und Mühen für die Entsorgung zu sparen, können Grau- oder Waschbeton-Platten auch für den Bau von Kräuterspiralen oder Trockenmauern verwendet werden.
Foto: Breder
Vorher sollte der Neupächter allerdings einen „Plan“ haben, wie er den Garten langfristig nutzen will, um die Auflagen der Wertermittlung in die Umgestaltung einzubinden. Dafür kann sich der Garten-Einsteiger jederzeit Tipps und Tricks beim Fachberater seines Vereins holen.
Für eine sinnvolle Planung sind die Bedürfnisse aller Nutzer zu beachten: Kinder wollen Spielräume, Erwachsene wollen eine ertragreiche Ernte von Obst und Gemüse oder sich einfach an unterschiedlich gestalteten Gartenräumen erfreuen.
Dabei muss stets bedacht werden, wie viel Geld für die Gestaltung zur Verfügung steht. Ist das Budget eher knapp bemessen, sollte sich der Neugärtner überlegen, wann welche Ausgaben wirklich notwendig sind. Ist die Planung einschließlich der Bestandsaufnahme von Gehölzen, Stauden und Gestaltungselementen (z.B. ein Rosenbogen) gemacht, kann mit der Gestaltung angefangen werden.
Gemüse anbauen
Bevor Spaten und Co. zum Einsatz kommen, sollte sich der Neuparzellist überlegen, was im ersten Gartenjahr überhaupt machbar ist. Gerade im Frühling möchten viele Neupächter damit anfangen, ihre ersten Erfahrungen mit dem Gemüseanbau zu machen. Gibt es bereits Gemüsebeete, können sie beispielsweise ab Mitte April mit dem Anbau von Kartoffeln beginnen. Hier gibt es viele wenig bekannte Sorten, wie z.B. ‘Blauer Schwede’, ‘Ackersegen’ oder ‘Bamberger Hörnchen’, die es kaum im Supermarkt zu kaufen gibt.
Sind keine Gemüsebeete auf der Parzelle vorhanden, können Kartoffeln nach dem Umbruch einer Rasenfläche als Vorfrucht genutzt werden. Andere Kulturen unmittelbar nach einem Rasenumbruch anzubauen, empfehle ich nicht, sie wären gefährdet durch Drahtwürmer, Wiesenameisen oder Asseln.
Eine bessere Möglichkeit, um nach einem Rasenumbruch den Boden für Gemüsebeete zu bereiten, ist die Aussaat einer Gründüngung (Phazelien, Lupinen, Ackerbohnen oder Saatgutmischungen wie „Rotenburger Gemenge“). Danach kann man mit dem Anbau von Feingemüse beginnen.
Wer im ersten Gartenjahr viel Holz, Geäst und Rasensoden zur Verfügung hat, sollte sich überlegen, ob er vielleicht ein Hoch- oder Hügelbeet haben möchte. So lassen sich die überschüssigen Materialien praktisch und kostengünstig in die Beete einarbeiten.
Ist das Gemüse dann gepflanzt, ist es wichtig, sich um die Wasserversorgung zu kümmern: Regentonnen an den Fallrohren der Laube oder eine Grundwasserpumpe sind da am besten geeignet.
Den Garten strukturieren
Wege bauen, einen Sitzplatz anlegen, Gehölze und Stauden pflanzen …, so entstehen Gartenräume. Wann welche Gehölze und Stauden gepflanzt werden, erfahren Neupächter durch die Fachberater. Auch die Erfahrungen von Nachbarn können sehr hilfreich sein, denn sie kennen die Bodenbedingungen vor Ort und haben im Idealfall vielleicht sogar einige Stauden und Sommerblumen abzugeben.
Stecklinge, Samen oder Jungpflanzen bekommt der Neupächter ansonsten am besten auf Pflanzenmärkten, die regelmäßig von einigen Kleingärtnervereinen organisiert werden. Bei Gehölzen ist der Herbst die ideale Pflanzzeit, dann kann sich ballenlose Ware schnell an ihren neuen Standort gewöhnen. Außerdem sind wurzelnackte Ziersträucher oder Obstgehölze dann preiswerter.
Ist der Neupächter unerfahren im Pflanzen von Gehölzen und Stauden, sollte auch hier der Rat der Fachberater eingeholt werden. Sich etwas praktisch zeigen zu lassen, ist das Beste, außerdem fördert es den Gemeinschaftssinn. Andere Informationsquellen sind die grüne Schriftenreihe vom Bundesverband Deutscher Gartenfreunde (BDG) (www.kleingarten-bund.de > Publikationen) oder auch Merkblätter der Vereine.
Die Anpflanzungen können vielfältig sein, sie werden geprägt durch Größe, Farbe und Nutzen. Als Neupächter kann ich hier meinen Vorstellungen freien Lauf lassen, allerdings sollte ich nicht enttäuscht sein, wenn das Ergebnis nicht meinen Erwartungen entspricht. Aber auch wenn die ersten gärtnerischen Erfolge noch auf sich warten lassen: Der Neupächter sollte sich über seine ersten eigenen Erfahrungen freuen und sich durch jede weitere Blüte ermutigt fühlen.
Hartmut Clemen
Landesfachberater des Landesverbandes
der Gartenfreunde Bremen