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Artenschutz im Kompost: Nashornkäfer als kapitale Helfer
Natur- und Umweltschutz sind für den aktiven Gärtner Bestandteil seines täglichen Wirkens. Als Beispiel dafür sei hier nur das Anbringen von Nistkästen genannt. Höhlenbrüter wie Meisen und Baumläufer werden hiermit gefördert und danken es mit fleißigem Absammeln ungeliebter Raupen.
Dass der Komposthaufen wesentlich dazu beiträgt, die Bodenqualität einer Gartenanlage stetig zu verbessern und gleichzeitig die Biotonne (und möglicherweise den Geldbeutel) zu entlasten, sind bekannte Tatsachen. Darüber hinaus lässt sich im Kompost auch aktiver Artenschutz betreiben, z.B. durch gezielte Förderung des Nashornkäfers.
Gelegentlich findet man in der Presse Berichte über Funde des eher seltenen „Gemeinen Nashornkäfers“ (Oryctes nasicornis). Er gehört zur Familie der Blatthornkäfer (Scarabaeidae), zu der auch Maikäfer, Mistkäfer und Rosenkäfer gehören. Mit bis zu 4 cm Körperlänge zählen die glänzend kastanien- bis schwarzbraunen Käfer zu den größten Käferarten Europas.
Charakteristisch ist das etwa 1 cm lange, namensgebende „Horn“ auf dem Kopf des männlichen Tieres. Die weiblichen Tiere tragen dort allenfalls einen kleinen Höcker.
Ursprünglich stammen die Käfer aus dem Mittelmeerraum und sind dementsprechend wärmebedürftig. Mittlerweile sind sie auch in Europa, Vorderafrika und Teilen Asiens anzutreffen.
Der Handel mit Eichenlohe zum Gerben von Leder hat vermutlich wesentlich zur Verbreitung der Tiere beigetragen. Die Larven besitzen nämlich eine spezielle Darmflora, die es ihnen gestattet, Holzmaterial aufzuschließen und zu verdauen. Diese Eigenschaft macht sie zu idealen Helfern im Kompost.
Trotz enormer Größe der Larven – sie werden bis zu 12 cm groß – und der Verwandtschaft mit dem Maikäfer verschmähen sowohl die Käfer als auch die Raupen lebendes Pflanzenmaterial und beschränken sich auf abgestorbenes Pflanzengewebe.
Foto: Augustin Die Käfer schlüpfen erst bei höheren Temperaturen etwa Anfang Juni. Sie sind dämmerungsaktiv und werden trotz ihrer Größe und des deutlich zu vernehmenden Fluggeräusches nur selten entdeckt. Die Eier legen sie an Orten ab, die eine ausreichende Wärme für die schlüpfenden Larven versprechen (Rindenmulch, Komposthaufen).
Je nach Temperatur benötigen die Tiere zwischen zwei und fünf Jahre für den vollständigen Entwicklungskreislauf. Die ausgewachsene Larve baut aus Erdkrümeln, Rinden- und Holzmaterial einen etwa pflaumengroßen Kokon, in dem sie sich verpuppt und aus dem später der Käfer schlüpft.
Wer Gelegenheit hat, einige Larven und Käfer zu bekommen, kann sie relativ leicht in seinem Kompost ansiedeln. Damit Artenschutz und die Kompostierhilfe der Larven dauerhaft gesichert sind, müssen Sie einige Dinge beachten:
- Die Kompostanlage sollte geteilt sein:
1. Jahr: Material sammeln, anschließend umschichten
2. Jahr: Material ablagern. - Der Kompost muss etwa 20–30 cm in das Erdreich hineinreichen. Sowohl die Käfer als auch die Engerlinge sind sehr grabungsaktiv. Bei Kälte und Trockenheit ziehen sie sich bis auf den Kompostboden zurück!
- Neben grobem Schreddermaterial sind die Tiere für reichliche Zufuhr an Sägemehl, Hobelspänen (oder auch für unbeschichtete, mit Wasser vollgesogene Reste von Pressspanplatten) dankbar. Dabei ist unbedingt darauf zu achten, dass das Material frei ist von Farbresten oder Borsäure und Kupfersalzen, wie sie bei der Verarbeitung von Bauholz üblicherweise eingesetzt werden!
- Kompost feucht halten!
- Kompost umsetzen:
- nicht vor Anfang bis Mitte Mai,
- durch grobes Kompostsieb absieben,
- Larven sammeln und auf frischen Kompost umsetzen,
- Käfer sammeln und am Rande des frischen Kompostes auf abgesiebter Erde absetzen, wo sie sich eingraben und zum Flugzeitpunkt leicht befreien und ausfliegen können.
Dr. Bernd Augustin