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Nützlinge fürs Freiland
Fotos: schadbild.com
Im Laufe der letzten drei Jahrzehnte hat sich das Angebot an Nützlingen aus sogenannten Massenzuchten deutlich vergrößert. Als Nützlinge werden in der Regel Tiere bezeichnet, die sich von bestimmten Pflanzenschädlingen ernähren. Am bekanntesten sind sicherlich Marienkäfer, Florfliegen und Ohrwürmer. Etwas weiter gefasst ist der Begriff Nutzorganismen, der auch Vertreter von Viren, Bakterien und Pilzen einschließt.
Waren anfänglich nur Schlupfwespen gegen Weiße Fliegen, Raubmilben zur Spinnmilbenbekämfpung und einige wenige weitere Nützlinge zur Anwendung in Gewächshäusern erhältlich, ist heute das Angebot deutlich größer und bietet auch Nützlinge für die Freilandanwendung. Dabei gibt es Grenzen für den Einsatz von Nützlingen, nicht immer sind sie sinnvoll einsetzbar.
Was gibt es?
Räuberische Nematoden: Schon vor mehr als 30 Jahren wurden die winzigen Fadenwürmer (Nematoden) der Gattung Heterorhabditis und Steinernema zur Bekämpfung des Dickmaulrüsslers bzw. von Trauermücken eingesetzt. Inzwischen sind weitere Anwendungsgebiete hinzugekommen. So lassen sich die Nützlinge z.B. auch gegen Engerlinge des Junikäfers und des Gartenlaubkäfers sowie zur Bekämpfung von Schnaken- und Haarmückenlarven einsetzen. Sogar der Einsatz gegen Apfelwickler, Kohlerdfloh und Erdraupen wird empfohlen.
Gute Erfahrungen liegen für den Einsatz von Heterorhabditis-Nematoden gegen den Dickmaulrüssler vor. Zusätzlich wird der Fadenwurm Steinernema kraussei für die Anwendung bei kühleren Temperaturen unter der Handelsbezeichnung „Nemasys L“ angeboten. Geliefert werden die Nützlinge in Pulverform. Mit Wasser aufgeschwemmt werden sie dann in die Erde oder das Substrat gegossen.
Etwas schwieriger gestaltet sich die Bekämpfung von Engerlingen, die vor allem auf Rasenflächen Probleme bereiten können. Hier bietet der Handel verschiedene Produkte an. Gegen Larven von Junikäfer, Gartenlaubkäfer und Purzelkäfer gibt es entsprechende Produkte. Eine genaue Bestimmung der Engerlinge ist also Voraussetzung für die Auswahl des richtigen Nützlings.
Verlockend klingt der Einsatz von Steinernema-Nematoden gegen den Apfelwickler, Erdraupen, Spargelhähnchen, Buchsbaumzünsler oder Lauchmotte. Wirklich verlässliche Ergebnisse zur Wirksamkeit liegen allerdings kaum vor. Außerdem ist der Einsatz gegen oberirdisch fressende Larven, wie Apfel- und Pflaumenwickler, nur im Spritzverfahren mit einem zusätzlichen Quellmittel möglich, das die Nematoden vor Austrocknung schützen soll.
Florfliegenlarven, Marienkäfer und Co. gegen Blattläuse: In der Natur sind Florfliegenlarven, Marienkäfer, Schwebfliegen, Räuberische Gallmücken und Blattlausschlupfwespen regelmäßig vorkommende Blattlausgegenspieler. Sobald sich im Frühjahr die ersten Blattlauskolonien an jungen Trieben von Obst- und Ziergehölzen entwickeln, kann man auch ihre natürlichen Feinde beobachten.
Besonders auffällig sind der invasive Asiatische Marienkäfer, der Siebenpunkt und der Zweipunkt bzw. ihre gefräßigen Larven. Mehr im Verborgenen sind die orangefarbenen Larven der Räuberischen Gallmücke und die Larven der Schwebfliegen unterwegs auf Blattlausjagd. Mit zunehmender Blattlausvermehrung sind dann im Frühsommer auch die von Blattlausschlupfwespen parasitierten Blattlausmumien zu finden.
Verschiedene Onlineshops bieten diese Nützlinge, die aus speziellen Massenzuchten stammen, zur Bekämpfung von Blattläusen im Garten an. Ob der gezielte Einsatz der käuflichen Nützlinge aus Massenzuchten einen Befall von Gehölzen, Gemüse und Blumen mit Blattläusen verhindern oder zumindest deutlich reduzieren kann, ist allerdings unklar. Belege in Form von seriösen Versuchsergebnissen fehlen in der Regel, und da in Deutschland keine amtliche Prüfung der Wirksamkeit von Nützlingen erforderlich ist, kann auch angeboten werden, was wenig oder gar keine Wirkung zeigt.
Natürlich wird auch ein Siebenpunktmarienkäfer oder eine Florfliegenlarve aus einer Massenzucht die eine oder andere Blattlaus vertilgen, die natürlich vorkommenden Nützlinge dürften allerdings deutlich in der Überzahl und wesentlich effektiver sein.
Welchen Nutzen die Ausbringung von ca. 150 Marienkäfereiern à 15 Cent oder von 500 Florfliegenlarven zum Stückpreis von 3,4 Cent gegen die Schwarze Kirschenlaus in einem Süßkirschbaum hat, ist völlig unklar. Eine Unterstützung der natürlich vorkommenden Blattlausfeinde lässt sich nicht leugnen, ist allerdings mit exakten Methoden kaum zu messen.
Der Einsatz von käuflichen Blattlausgegenspielern aus Massenzuchten kann im Gewächshaus oder auch im Wintergarten in einigen Fällen sinnvoll sein, im Freiland und auch auf dem Balkon und der Terrasse ist aus praktischer Sicht davon abzuraten.
Wo kaufen?
Nützlinge lassen sich in den meisten Fällen nicht gut lagern. Aus diesem Grund werden sie normalerweise nicht im stationären Gartenfachhandel angeboten. Der Verkauf erfolgt i.d.R. über diverse Onlineshops, deren Seriosität sich schlecht überprüfen lässt. Seit mehreren Jahrzehnten gibt es aber spezialisierte Firmen im Nützlingsgeschäft, die auf ihren Internetseiten auch sinnvolle Informationen zu den Nützlingen anbieten (siehe Kasten).
Abgesehen von Spezialanwendungen gegen Engerlinge und Dickmaulrüsslerlarven ist es besser, die heimischen Nützlinge zu fördern, statt im Freiland auf den Einsatz von Nützlingen aus Massenzuchten zu setzen, da eine ausreichende Wirkung, anders als im Gewächshaus oder im Wintergarten, unter Freilandbedingungen nach wie vor nicht erwiesen ist.
Christoph Hoyer
Bezugsquellen
Katz Biotec
www.katzbiotech.de
Sautter & Stepper
www.nuetzlinge-shop.de
e-nema
https://shop.e-nema.de/
W. Neudorff GmbH
www.neudorff.de/produkte/nuetzlinge.html