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Wenn Heilkräuter selbst Hilfe brauchen
Foto: Hoyer
Viele Gewürzkräuter dienen nicht nur zum Würzen von Speisen, sondern sie werden auch als Heilkräuter verwendet. Typische Beispiele sind Knoblauch, Fenchel, Anis, Kümmel, Thymian und Bohnenkraut. Da wundert es nicht, dass einige dieser Pflanzen oder ihrer Inhaltsstoffe nicht nur in Arzneimitteln der Human- und Veterinärmedizin Verwendung finden, sondern auch Eingang in die Phytomedizin gefunden haben.
In zugelassenen Pflanzenschutzmitteln finden ätherische Öle, Glycoside oder Saponine zwar bisher keine Verwendung, dafür sind sie aber häufig Bestandteil in Pflanzenstärkungsmitteln. Ob das als Pflanzenstärkungspräparat zugelassene ENVIRepel (Biodomo) durch seinen Knoblauchgeruch Blattläusen „stinkt“, sodass sie den damit gestärkten Dill gar nicht erst aufsuchen, ist nach wissenschaftlichen Standards bisher nicht geklärt.
Auch ist fraglich, ob homöopathische Produkte, wie sie von Neudorff unter dem Namen „Homöopathisches Rosen-Elixier“ oder „Homöopathisches Gemüse- und Obst Elixier“ angeboten werden, nennenswerte Wirkungen auf die Pflanzengesundheit haben. Was uns Menschen bei der Behandlung von Husten oder leichten Magen-Darm-Beschwerden hilft, muss nicht automatisch gegen Krankheitserreger und Schädlinge an Pflanzen wirken.
Oft ist keine Bekämpfung notwendig
An Heil- und Gewürzkräutern, die aus verschiedenen Pflanzenfamilien stammen, treten Krankheiten und Schädlinge ebenso häufig auf wie an vielen Gemüsearten. Meist kann man im Kräuterbeet jedoch auf eine Bekämpfung verzichten.
Wer seine Pflanzen im Kräuterbeet oder auf der beliebten Kräuterspirale genau beobachtet, wird feststellen, das regelmäßig Blattläuse an Dill und Petersilie vorkommen, der Echte Mehltau sich auf Ringelblume und Pimpinelle ausbreitet und Rostpilze und Falscher Mehltau die Schnittlauchernte beeinträchtigen. Tritt Echter Mehltau oder Rost auf, empfiehlt sich ein Rückschnitt, um die Krankheiten einzudämmen.
Auch Knoblauch und Zwiebel, deren schwefelhaltigen Senfölen antibakterielle und fast desinfizierende Wirkung nachgesagt wird, leiden bei anhaltender Bodenfeuchtigkeit leicht unter Fäulen.
Blattkäfer, wie sie im Frühjahr bei Minzearten und an Sauerampfer beobachtet werden können, lassen sich von einzelnen Pflanzen gut absammeln. Das gilt auch für gelegentlich auftretende Schmetterlingslarven.
Zugelassene Pflanzenschutzmittel
Wer dennoch Pflanzenschutzmittel einsetzen möchte, kann unter einigen wenigen Produkten wählen. Zur Bekämpfung von Echtem Mehltau und pilzlichen Blattfleckenerregern an frischen Kräutern ist ausschließlich „Duaxo“ (Compo) zugelassen. Das Produkt wird unter folgenden Namen vertrieben: „Duaxo Universal Pilzfrei“, „Duaxo Rosen Pilzfrei für alle Zierpflanzen“ und als anwendungsfertiges Produkt in der Spraydose „Duaxo Rosen-Pilz Spray“.
Foto: Hoyer
Gegen saugende Insekten ist „Neudosan Neu Blattlausfrei“ zugelassen, das es auch als anwendungsfertiges Produkt unter der Bezeichnung „Neudosan AF Neu Blattlausfrei“ gibt. Mit diesem Präparat lassen sich Blattläuse bekämpfen, gegen Zikaden und Wanzen, die auch zu den saugenden Insekten gehören, ist allerdings keine ausreichende Wirkung zu erzielen. Dies gilt auch für „Naturen Schädlingsfrei Obst & Gemüse“ (Celaflor), das im Handpumpsprüher angeboten wird. Bei der Anwendung von „Neudosan“ und „Naturen Schädlingsfrei“ ist keine Wartezeit zwischen Anwendung und Ernte einzuhalten.
Deutlich breiter in der Wirkung ist „Calypso Perfekt Spray“ (Bayer), das zur Bekämpfung von saugenden und beißenden Insekten an Kräutern zugelassen ist, allerdings mit einer langen Wartezeit von 14 Tagen nach der Spritzung, in der die Kräuter nicht geerntet werden dürfen.
Anfang 2013 wurde „Bio Schädlingsfrei Neem“ (Bayer) zur Bekämpfung von saugenden, beißenden und blattminimierenden Insekten an frischen Kräutern zugelassen. Die Wartezeit beträgt ebenfalls 14 Tage.
Christoph Hoyer