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Unkraut biologisch bekämpfen?

Schlagworte zu diesem Artikel:
  • Unkraut
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Unkraut hackenFoto: Themenbild Unkraut hacken ist lästig, doch wohl auch zukünftig nicht zu umgehen Das Jäten und Hacken von Unkräutern in Gemüsebeeten, unter Sträu­chern und in Rabatten gehört sicherlich nicht zu den beliebtesten Arbeiten im Garten.

Die chemische Unkrautbekämpfung spielt zwar in der Land­wirtschaft und im Produktionsgartenbau eine große Rolle, im Haus- und Kleingarten aber gibt es hier kaum Mög­lichkeiten und vielerorts ein striktes Anwendungsverbot für diese Grup­pe von Pflanzenschutzmitteln (Her­bizide). Da wundert es nicht, dass immer wieder nach Alternativen ge­sucht wird.

Schon seit vielen Jahren beschäf­tigen sich Forscher mit der Frage, ob Unkräuter auch biologisch zu bekämpfen sind. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um die Bekämpfung eingeschleppter Pflanzenarten, wie z.B. des Riesen­bärenklaus, die sich in ihrer neuen Heimat massiv ausgebreitet haben.


Mit Insekten und Pilzen gegen Schädlinge und Unkräuter

Forscher versuchen daher (Stand 2010), na­türliche Gegen­spieler aus der Grup­pe der Insekten oder auch der Pilze im natürlichen Verbreitungsgebiet des Unkrautes zu finden und sie in den Ländern freizulassen, in de­­nen das Unkraut bekämpft werden soll.

Das bekannteste Beispiel für biologische Unkrautbekämpfung stammt aus Australien. Dort hatte man den aus Amerika stammenden Feigenblattkürbis eingeführt, der sich vor ungefähr 100 Jahren massiv auf Weideland verbreitet hatte. Durch die Einbürgerung der aus Argentinien stammenden Kaktusmotte konnte er, nach anfäng­li­chen Misserfolgen, stark reduziert werden.

In den vergangen Jahrzehnten wurden in verschiedenen außereuropäischen Ländern immer wieder Versuche zur biologischen Un­krautbekämpfung unternommen. So setzte man beispiels­weise Gras­karpfen zur Unkrautregulierung in Gewässern ein, oder auf Hawaii wurde eine Vielzahl von Insekten freigelassen, um das Wandelröschen in seiner ungebremsten Vermehrung ein­zu­dämmen.

In einigen Fällen konnten mit dieser Methode zwar gewisse Erfolge erzielt werden, insgesamt gestaltete sich diese Art der Bekämpfung eingeschleppter Unkrautarten aber als problematisch und nicht ausreichend wirksam.


In der Praxis teuer und schwer zu handhaben

Kreuzkraut von Rostpilz befallenFoto: Hoyer Ein Kreuzkraut, das von einem Rostpilz befallen ist In Europa konzentrierten sich die Forscher in den vergangenen 20 Jahren darauf, Ackerunkräuter mit ihren heimischen Gegenspielern in Schach zu halten. So kann man im Frühjahr z.B. beobachten, wie auf Wiesen der Ampfer von Tausenden von Käferlarven und Käfern zerfressen wird oder das Gemeine Kreuzkraut, das auch in unseren Gärten häufig anzutreffen ist, durch den Befall mit einem Rostpilz stark im Wachstum behindert wird.

Aufgrund dieser Beobachtungen versuchte man, Sporen der Schadpilze im Labor und später in biotechnischen Anlagen zu produzieren, um so beispielsweise das Kreuzkraut oder die Melde auf dem Gemüse- oder Erdbeeracker gezielt bekämpfen zu können.

Die Pilzsporen aus dem Labor werden dabei mit einer Spritze auf die Pflanzen gesprüht. Da sie nur ihren Zielorganismus, also das ent­sprechende Unkraut, infizieren können, hätte man hier eine sehr selektive Methode der Unkrautbekämpfung zur Verfügung.

Die Idee dieser Art der biologi­schen Unkrautbekämpfung ist sicherlich sehr überzeugend. In der Praxis ist sie aus folgenden Gründen bisher leider immer wieder gescheitert.

  • Die Produktion großer Pilzsporenmengen ist zu teuer.
  • Pflanzenschutzmittel, auch wenn sie biologischen Ursprungs sind, unterliegen in Deutschland der amtlichen Zulassung. Dieses Ver­fahren, das dem Schutz der Ver­braucher und der Natur dient, ist sehr kostspielig.
  • Unter Praxisbedingungen sind mit diesen „Bioherbiziden“ keine ausreichenden Wirkungen zu erzielen.
  • Solche „Bioherbizide“ wirken sehr selektiv, nämlich nur gegen eine Unkrautart.


Im Garten wird daher auch in Zukunft die Unkrautbekämpfung weiterhin mechanisch erfolgen, durch Hacken, Jäten und Mulchen.

Christoph Hoyer