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Steinobst - Sommerschnitt fördert Ernte und Vitalität
Foto: Buchter-Weisbrodt Unser Obst wird in zwei Arten eingeteilt: Kernobst und Steinobst. Die wichtigsten Vertreter des Kernobstes sind Apfel und Birne. Zum Steinobst zählen Kirschen, Pflaumen, Pfirsiche, Aprikosen, Mirabellen, Renekloden und Zwetschen. Während die Hauptschnittzeit von Kernobst im Winterhalbjahr liegt und im Sommer nur Korrektur geschnitten oder gerissen werden sollte (siehe dazu auch den Beitrag zum Kernobst-Schnitt), reagiert das Steinobst besser und vitaler auf einen Sommerschnitt. Im Winter sollte nur wenig korrigiert werden, da es dann vermehrt zu Gummifluss kommen kann, einer Störung, die die Bäume stark schwächt.
Pfirsich: Fruchtschnitt und Erhaltungsschnitt
Der wichtigste Schnitt beim Pfirsich ist kein Sommerschnitt, sondern ein Frühjahrsschnitt, der sogenannte Fruchtschnitt. Denn man muss dazu die „wahren“ und „falschen“ Fruchttriebe erkennen, und das geht erst, wenn die Knospen im Frühjahr treiben. Dann aber sollte auch sofort geschnitten werden! Blütenknospen zeigen eine runde und dicke Form, Blattknospen sind lang, schmal und zugespitzt. Ein „wahrer“ Fruchttrieb besteht aus drei Knospen: zwei dicken runden Blütenknospen und einer spitzen Blatt- oder Holzknospe in der Mitte. Hier entwickeln sich die besten Früchte. „Falsche“ Fruchttriebe sind kürzer und schwächer und weisen meist nur Blütenknospen auf. Diesen Trieben fehlen die Blattknospen und damit später die Blätter, die die Früchte ernähren. Sie sollten stark zurückgeschnitten werden, wenn möglich bis herunter auf einen Seitentrieb.
Auch nach der Ernte wird der Pfirsich stark zurückgeschnitten. Beim Schnitt des abgetragenen Fruchtholzes können Sie ganze Astpartien herausnehmen. Auf jeden Fall sollten die abgeernteten Zweige bis hinunter zu einem jungen Seitentrieb herausgeschnitten werden. Ein beherzter Rückschnitt verhindert, dass der Pfirsichbaum von innen verkahlt, wozu er stark neigt. Der Aufbau der einzelnen Seitentriebe ist beim Pfirsich sehr gleichmäßig und muss nicht weiter korrigiert werden. Grundsätzlich schneidet man außerdem alle kranken und verletzten Äste heraus und alle, die in eine falsche Richtung wachsen.
Da Pfirsich und Aprikose in vielen Teilen Deutschlands nur in sehr geschützten Lagen gesund bleiben und Früchte ausreifen, empfiehlt es sich, beide Südländer als Fächer entlang einer Laubenwand zu ziehen. Dort herrscht ein günstiges Kleinklima, und es lässt sich vergleichsweise einfach Winterschutz anbringen.
Aprikosen nur sparsam auslichten
Der Pflanz- und Aufbauschnitt im Herbst/Winter ist bei der Aprikose wichtig. Im weiteren Verlauf seines Lebens benötigt der Baum nur wenige Schnittmaßnahmen. Ein Auslichtungsschnitt ist nach der Ernte (Mitte August bis Mitte September) am besten. Zu dicht stehende Äste werden dann herausgenommen, und so wird für eine lockere Krone gesorgt.
Bei Zwetsche und Pflaume fallen ganze Zweige
Foto: Buchter-Weisbrodt Bei Zwetschen, Pflaumen und auch Mirabellen sind der Pflanzschnitt und der anschließende Erziehungsschnitt sehr wichtig. Nur so geben wir den Gehölzen schon frühzeitig den richtigen Aufbau. Vorteilhaft ist es, mit drei bis vier gut verteilt am Baum stehenden Leitästen eine Buschbaumkrone zu erziehen. Der Pflanzschnitt ist der kräftigste Schnitt, der darauf folgende Erziehungsschnitt wird nicht mehr so stark durchgeführt. Da die Pflaume zu kräftigen Langtrieben neigt, werden bei den nachfolgenden Schnittmaßnahmen nur einzelne ganze Äste entfernt, um eine offene Krone zu bekommen. Grundsätzlich schneidet man die verbleibenden Triebe nicht an, da sie sonst an den Seiten austreiben und die Krone zu dicht wird.
Süßkirschen im August verjüngen
Die meisten Süßkirschen wachsen sehr stark, darum ist der Schnitt sehr entscheidend. Die Süßkirsche bildet kräftige Langtriebe, an denen sich zunächst nur Blattknospen befinden. Im Jahr darauf bilden sich daran kurze Triebe und an deren Basis sowie auch an der Basis des Langtriebes einige rundliche Blütenknospen, die sogenannten Bukett-Triebe.
Die Leit-Äste sollten bei Süßkirschen weit auseinanderstehen, um eine offene Krone zu bekommen. Einen Verjüngungsschnitt führt man am besten im August nach der Ernte durch. Die Schnittwunden werden zu diesem Zeitpunkt optimal versorgt. Es sollte immer bis zum nächsten Jungtrieb geschnitten werden, der in die richtige Richtung wächst, um die Kraft besser und gezielter zu verteilen und dem Baum die Wuchsrichtung zu zeigen. Schnittarbeiten sollten etwa alle drei Jahre durchgeführt werden.
Sauerkirschen in jedem Jahr schneiden
Foto: Buchter-Weisbrodt Sauerkirschen werden nach der Ernte geschnitten. Verbleibt dies, entwickelt sich schnell eine Art „Trauerweide“: der Baum verkahlt von innen und treibt nur noch schwach. Die Sorten der Sauerkirsche unterscheiden sich im Wuchsverhalten. So verkahlt die ‘Schattenmorelle’ stärker als zum Beispiel die Sorte ‘Morellenfeuer’. Die ‘Schattenmorelle’ trägt fast nur an einjährigen Langtrieben, die im oberen Drittel bis zur Basis oft nur Blütenknospen oder vereinzelt auch Blattknospen als Seitenknospen aufweisen. Diese seitlichen Blütenknospen bringen nur Blüten und Früchte hervor, sie sind nicht austriebsfähig. Die Zweige hängen nach der Ernte unbelaubt herab und zeigen nur spärliches Dickenwachstum. Ein halbherziger Rückschnitt ist hier zwecklos, man muss die kahlen Peitschen stets bis auf ein austriebfähiges Auge oder einen einjährigen Seitentrieb herunterschneiden.
Wenn Sauerkirschbäume lange nicht gepflegt wurden, schneidet man sie nach der Ernte oder im Frühjahr stark zurück. Zu dicht stehende Triebe werden entfernt und Peitschentriebe auf neues, triebfähiges Material zurückgeschnitten, im Notfall bis zum Haupt-Ast. Im folgenden Frühjahr treibt der Baum dann kräftig aus.
Sven Wachtmann
Landesgartenfachberater Berlin