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Verdrängt Asiatischer Marienkäfer Artgenossen?
Foto: Hommes Immer häufiger finden Gartenliebhaber eine für Deutschland neue Marienkäferart in ihren Gärten. Es handelt sich dabei um den Asiatischen Marienkäfer (Harmononia axyridis), der, wie der deutsche Name schon sagt, ursprünglich aus dem asiatischen Raum stammt (vgl. Bild 1). Der Käfer wurde in Deutschland erstmals 1999 in der Nähe von Frankfurt in der freien Natur entdeckt. Vermutlich handelte es sich um Nachkommen von Käfern, die im Rahmen der biologischen Bekämpfung von Blattläusen im Gewächshaus oder Freiland ausgesetzt wurden.
Innerhalb weniger Jahre hat sich der Asiatische Marienkäfer mehr oder weniger in ganz Deutschland ausgebreitet. Auch in vielen anderen europäischen Ländern wurde die Art mittlerweile nachgewiesen.
Käfer sammeln sich im Herbst
Auffällig wird der Neubürger vor allem in den Herbstmonaten, wenn sich zahlreiche, erwachsene Käfer an Wänden von Häusern, Garagen, Schuppen oder Ähnlichem sammeln und bisweilen über offene Türen oder Fenster in Wohnungen eindringen. Diese Verhaltensweise brachte den Käfer in den vergangenen Jahren wiederholt in die Schlagzeilen von Tageszeitungen.
Darüber hinaus kann der Asiatischen Marienkäfer im Herbst auch als Schädling in Erscheinung treten, wenn die erwachsenen Käfer an reifem Obst fressen. Bei einem Befall an Weintrauben kann das außerdem zu einer negativen Beeinträchtigung des Geschmacks im Wein führen. Das ist in erster Linie darauf zurückzuführen, dass der Käfer bei Stress oder Gefahr eine unangenehm riechende, gelbliche Flüssigkeit absondert.
Variable Anzahl an Punkten
Foto: Schrameyer Der Asiatische Marienkäfer hält sich bevorzugt an Sträuchern sowie Bäumen auf und ist auf den ersten Blick leicht mit unseren einheimischen Marienkäferarten, wie z. B. dem Siebenpunkt, zu verwechseln. Erst bei genauerem Hinsehen fallen die Unterschiede auf.
Der Asiatische Marienkäfer ist, was seine Färbung und die Anzahl der Punkte auf den Flügeldecken betrifft, außerordentlich variabel. Neben den normal gepunkteten Formen kommen sowohl fast rein schwarze als auch fast rein rötliche Formen vor (vgl. Bild 1).
Die Anzahl der Punkte auf den Flügeldecken schwankt bei dieser Art jedoch zwischen Null und 21, während sie bei unserem Siebenpunkt-Marienkäfer z.B. immer sieben Punkte beträgt (vgl. Bild 5). Ein charakteristisches Kennzeichen des Asiatischen Marienkäfers ist eine W- bzw. M-förmige Zeichnung auf dem Halsschild. Die Art gehört mit 6-8 mm Größe zu den größten bei uns vorkommenden Marienkäfer-Arten.
Entwicklungszyklus Asiatischer Marienkäfer
Foto: Hommes
Foto: Hommes
Foto: Hommes
Im Unterschied: Larve des Siebenpunkt-Marienkäfers
Foto: Landw. Technologiezentrum Augustenberg
Wie andere Marienkäfer-Arten überwintert der Asiatische Marienkäfer an geschützten Stellen. Im Laufe der Vegetationsperiode treten mehrere Generationen auf. Ein einzelnes Weibchen kann bei ausreichendem Nahrungsangebot bis zu 3800 Eier in seinem Leben ablegen.
Gewöhnlich werden die Eier in Gelegen von 10-50 Stück an die Blattunterseiten von mit Blattläusen besiedelten Pflanzen abgelegt. Die Eier haben eine glatte, glänzende Oberfläche und sind zunächst gelb-orange gefärbt. Kurz vor dem Schlüpfen der Larven wechselt die Farbe der Eier in Richtung dunkelgrau.
Eine Artunterscheidung der Käfer anhand der Eier ist nicht möglich. Nach einer Entwicklungszeit von ca. einer Woche schlüpfen die Larven aus den Eiern. Die Larven des ersten Entwicklungsstadiums sind einheitlich grauschwarz gefärbt (vgl. Bild 2).
Nach der ersten Häutung erscheinen auf den beiden Seiten des Körpers typische orangenfarbene Streifen (vgl. Bild 3), während die Larven der bei uns häufig vorkommenden Zwei- und Siebenpunkt-Marienkäfer nur einzelne orangenfarbene Flecke aufweisen (vgl. Bild 6). Die größeren Larven des Asiatischen Marienkäfers können lediglich mit den Larven des bei uns heimischen Vierpunkt-Marienkäfers verwechselt werden, der jedoch deutlich seltener auftritt.
Im letzten und vierten Larvenstadium verfärben sich beim Asiatischen Marienkäfer auch zusätzlich ein Teil der Rückenborsten orange (vgl. Bild 4). Größere Larven und Käfer sind sehr gefräßig und können bei ausreichendem Nahrungsangebot bis zu 150 Blattläuse pro Tag vertilgen.
Sehr vermehrungsfreudig
Aufgrund des ungewöhnlichen großen Vermehrungspotentials sowie seiner Aggressivität gegenüber anderen Artgenossen oder anderen Blattlausfeinden wird die Art sich vermutlich in den nächsten Jahren in Europa zu einer der dominantesten Marienkäfer-Arten entwickeln. Eine Ausrottung des Asiatischen Marienkäfers in Europa ist nicht mehr möglich. Interessant wird jedoch sein, wie schnell und wie stark sich der Neubürger in unserer Umwelt etabliert.
Dr. Martin Hommes