Seit Beginn der 80er Jahre häufen sich die Meldungen über Vorkommen dieses Schädlings (aus Nordamerika beheimateten Rhododendrenzikade (Graphocephala fennahi) ) in Deutschland, der zur Ordnung der Pflanzensauger (Homoptera) und zur Familie der Zwerkgzikaden (Cicadellidae) gehört.
Larvenhäute an Blattunterseiten
Bei Betrachtung der Unterseite von Rhododendronblättern, die Befall durch die genannte Zikadenart aufgewiesen haben, sind die zumeist gut erhaltenen Häute, die sogenannten Exuvien, verschiedener Larvenstadien und somit von unterschiedlicher Größe über einen langen Zeitraum hinweg zu finden.
Die Rhododendrenzikade legt ihre Eier in die Herbstknospen von Rhododendren ab. Im Hinblick darauf sind an Pflanzen mit Exuvien zum richtigen Zeitpunk auch die Larven zu erwarten. Diese schlüpfen in der Regel Anfang Mai.
Fünf Larvenstadien werden unterschieden
Insgesamt durchläuft die Rhodondendronzikade fünf Larvenstadien, jeweils durch eine Häutung voneinander getrennt. Grünlichgelb ist die Färbung der sehr beweglichen Larven, die springen und sowohl vorwärts als auch seitwärts laufen können.
Das letzte Larvenstadium erreicht annähernd die Größe des Vollinsekts. Ausgewachsene Rhododendrenzikaden sind im allgemeinen zum Beginn des Juli zu erwarten, und bis zum Ende Juli sind alle Larven zu reifen Tieren gehäutet.Vollinsekt sind auffällig gefärbt
Bei den Imagines der Rhododendronzikade handelt es sich um recht ansehnliche, auffällig grün gefärbte und mit roten Streifen versehene Insekten. Ihre Körperlänge wird mit 8,0-9,5 mm angegeben, wobei die Weibchen etwas größer als die Männchen sind.
Durch die Saugtätigkeit der Rhododendronzikaden und ihrer Larven kommt es offensichtlich nicht zu auffallenden Schäden. Die Vollinsekten wurden häufig dabei beobachtet, wie sie oberseits an den Hauptadern der Blätter saßen und dort saugendâ€" oft für mehrere Stundenâ€" verbleiben; dabei gaben sie in kurzen Abständen Tropfen einer klaren Flüssigkeit ab.
Eiablage unter Knospenschuppen
Nach der Paarung der Rhododendronzikaden werden die Eier zur Überwinterung unter den Schuppen der Rhododendron-Herbst-Knospen abgelegt. Sie sind oval und abgeflacht, nach oben ein wenig zugespitzt, gelblich und ca. 1,8 mm lang.
Zum Schlüpftermin schwellen die Eier in den Knospen an, sie zeigen dann eine deutlich gelbe Färbung. Schon beim Ausschlüpfen erfolgt die erste Larvenhäutung, wobei die weißen Häutchen an der Knospe verbleiben.
Mit der Eiablage ist ab erster Septemberwoche etwa zu rechnen; erste Larven schlüpfen dann Anfang Mai. Daraus ergibt sich eine Überwinterungsdauer von 8 Monaten.
Wenn diese Zeit nicht eingehalten wird, können keine Larven schlüpfen. Eine solche Situation kann beispielsweise dann eintreten, wenn die Zikadeneier in die Herbstknopspen frühblühender Rhododendren abgelegt werden, die ihre Knospenschuppen bei Blühbeginn abwerfen.
Übertragung des Knospensterbens
Rhododendronzikaden werden „bezichtigt“, Überträger des Pilzes Pycnostysanus azaleae zu sein, der an Rhododendren insbesondere ein Knospensterben hervorruft. Durch ihre Eiablage unter die Knospenschuppen ermöglicht die Rhododendronzikade dem Schadpilz die Infektion.
Braunwerden und Absterben der Blüten-, mitunter auch der Blattknospen, sind die Folgen der Pilzkrankheit, die weiterhin in Zweige einzudringen und sie abzutöten vermag. Selbst an Blättern sollen Krankheitssymptome im Form von Randnekrosen entstehen können.
Wichtig im Hinblick auf das Erkennen der Krankheit ist der Schaden an den Knospen. Sie erhalten durch die sich bildenden Pilzfruchtkörper mit der Zeit ein schwarzes , auffallend stacheliges Aussehen.
Handauslese erkennbar kranker Knospen
Bei Auftreten von Erscheinungen des Knospensterbens â€"wobei angemerkt werden muss, dass Rhododendronknospen noch von weiteren Pilzarten wie z.B. dem Grauschimmel (Botrytis cinerea) angegriffen werden können â€"sollte frühzeitig eine sorgfältige Handauslese absterbender sowie abgestorbener Knospen und die Vernichtung derselben erfolgen.
Falls an eine wiederholte Anwendung von Fungiziden (Pilzbekämpfungsmittel) nach der Rhododendronblüte und besonders im Herbst gedacht wird, ist eine vorherige Abstimmung mit dem zuständigen Pflanzenschutzdienst unbedingt anzuraten.
Alain Hamm
Gartenfachberater