-ein Neo-sozialistischer Wettbewerb?
Wir alle kennen sie, die Wettbewerbe um die größte Zucchini, die längste Gurke und was den Gärtnern aus lauter Spass noch so einfällt. Doch um diese soll es hier nicht gehen.
Nein, reden wir doch mal über die großen, über die ganz großen Wettbewerbe. Am besten an einem Beispiel. Was böte sich da mehr an, als ein bereits vielfach prämierter Verein inmitten der Dresdner Heide, der auch im Online-Forum des "Gartenfreund" (doch auch in anderen Foren) schon mehrfach Thema war.
Nun, wir müssen zugeben, wir kennen die echten Bewerbungsunterlagen nicht! Also bemühen wir doch einfach mal unsere Phantasie (da können wir so richtig aus dem Vollen schöpfen) und stellen uns die Bewerbungsunterlagen -auch als Anregung für eventuelle und Mitwettbewerber- fiktiv anhand des Sichtbaren zusammen.
Da wäre
DAS PUPPENTHEATER. Private, und wirklich nur private Initiative eines Gartenfreundes. Er spielt seit Jahrzehnten (sechziger Jahre?) auf der Festwiese des Vereins. Weder inhaltliche noch formale Zusammenarbeit zwischen Kasperle-Theater und Verein "und das ist auch gut so!".
Wirklich löblich. DER Gartenfreund hätte jeden Preis verdient, wirklich jeden! Das muss aber als hervorzuhebende Leistung des Vereins[!] an vorderster Wettbewerbsfront Erwähnung finden.
Regelmäßig werden Kindergärten zu den Vorstellungen geladen. Die Kindergruppen laufen zuvor/danach 1 mal durch die wirklich weitläufige Anlage und besuchen dabei auch den
SPIELPLATZ. Wie lange sich die Kinder dort aufhalten können, -Beginn der Vorstellung ist idR 9:30- das kann sich jeder leicht selbst ausrechnen. In den Wettbewerbs-Unterlagen wird sich das in etwa so lesen: 1.986 (Okay, die wirklich hier zu nennenden Zahlen kennen wir nicht, errechnet sich aber aus den Besuchern der o.g. Vorstellungen) besuchten im Jahr 2008 unseren Spielplatz.
Jeder ahnungslose Politiker stellt sich nun ein Gewimmel und Gewusel vor! Doch ehrlich, auf dem Spielplatz herrscht, da kaum Kinder im Verein vorhanden sind, selbst in den Schulferien eine von den zumeist älteren Gartenfreunden sehr angenehm empfundene STILLE.
Der neben der Stadtverwaltung ebenfalls an der Wettbewerbsausschreibung beteiligte Stadtverband sollte das eigentlich wissen, ist doch einer von denen auch Vereinsmitglied. Doch die vom Verein genannten Zahlen sind auch nicht wirklich zu widerlegen. Ob und inwieweit mitten im Wald ein Spielplatz mit Tischtennisplatten, Sandkasten, Rutsche und Klettergerüst wirklich sinnvoll ist, das mag auch jeder selbst entscheiden. In den neo-sozialistischen Wettbewerbsunterlagen macht sich so etwas halt gut.
Dass der Spielplatz direkt neben dem
PARKPLATZ angelegt wurde, das wird den Juroren freundlichst entgehen. Gelangen sie doch durch ein sich elektrisch öffnendes Tor mit dem Auto ganz ohne auszusteigen in die Kleingartenanlage. Da staunt nicht nur der Kleingärtner, manch Eigenheimsiedler erblasst vor Neid. Doch nicht genug damit: Carports säumen den Parklatz, damit die rings um den Parkplatz abgestellten Gartenkarren nicht etwa nass werden.
Boah ey!
Carports für die Gartenkarren!
LUXUS PUR!
Was das alles kostet (schon allein die regelmäßige Wartung des elktr. Schiebetores) wird sich in den Wettbewerbsunterlagen nicht finden, erfahren das doch nicht einmal die Betroffenen. Echt! Da wird von den Parkplatznutzern eine Parkplatzgebühr erhoben, doch weder die eingenommenen Gelder noch die Ausgaben erschienen in den Jahresabschlüssen.
Doch weiter im Kampf um den Preis "Schönster Kleingarten der Stadt"! Da wäre noch der
KINDER-GARTEN für den Kindergarten "Am Hochwald e.V.". Eine schöne Idee, 150 Kinder aus den staubigen Häuserschluchten Dresdens, aus den sozialen Brennpunkten der Stadt, aus der, nennen wir es doch beim Namen, "Unterschicht" mit einem kleinen Stückchen Grün zu beglücken! (Fürs Protokoll:) Lachende Kinderaugen! Beinahe wie das Berliner "Arche-Projekt"! Eine Kleingärtner-Arche! Beinahe...
Oder doch nicht? Wurde schon wer stutzig? (Hier sind vor allem die Eingeborenen gefragt!) Nein? Dann wollen wir doch in Stichpunkten noch einige Infos nachreichen: Ein Kindergarten in privater Trägerschaft. Direkt am Wald. In Bühlau (ehem. Kurort). In einem Villenviertel nur fünf Fußminuten oberhalb des durch Uwe Tellkamps Roman "Der Turm" bekannt gewordenen "Weißen Hirsch". Im Speckgürtel Dresdens mit einer eher zur gehobenen Mittelschicht zählenden Bevölkerungsstruktur...
War wohl leider nix mit "Arche". Nun ja, der Wille zählt und Papier ist geduldig! Weiter im Wettbewerb, wir haben noch viel vor! Kommen wir also zum
LEHR- UND KONSULTATIONSGARTEN. Wer jetzt denkt, da könne man einfach mal so vorbeischaun, sich Anregung holen, vielleicht in einem alten oder nagelneuem Gartenbuch schmökern oder mit anderen Besuchern fachsimpeln, weit gefehlt. Da ist nicht offen. Da man muß sich schon anmelden.
Das dort in klassischer Manier "gekleingärtnert" wird (also nix mit Bio oder so) muß nicht weiter erwähnt werden. Dass das Gemüse z.T. in versenkten Mörtelkisten angebaut wird, das übersehen wir genauso freundlichst wie die "Unkrautbekämpfung" auf den Wegen mit ausgestreutem Kochsalz.
Trotzdem, so ein Lehrgarten darf in keinen Wettbewerbs-Bewerbungsunterlagen fehlen! Immerhin. Ganze drei mal im Jahr (2009) finden dort Vorträge statt. Durchgeführt von den
FACHBERATERN. Zumeist auch nur für die (6+?) Fachberater, ggf. 1-2 Vorstände und, wenns hochkommt, einen oder zwei Gartenfreunde. Die sich dann jedoch selten wieder sehen lassen. (Woran das wohl liegen mag? Ist aber auch nicht wichtig!)
Schätzungsweise benötigt man, um den Wettbewerb zu gewinnen, 6 Fachberater auf 350 Gärten bzw. einen pro 58 (besser pro 50) Gärten. Der Landesverband übernimmt die Qualifizierung, die wirklich nicht von schlechten Eltern (Gartenakademie Pillnitz) ist. Das dann so wenig unten ankommt?...
Doch keine Angst, DAS wird in einem neo-sozialistischem Wettbewerb garantiert nicht nachgefragt. Und übers Papier haben wir schon gesprochen. Also weiter!
Was auch nicht fehlen darf ist
DIE TRADITION. Eine bunte Chronik, in Hochglanz gedruckt, ist absolutes Muss! Und wenn da noch eine alte "historische" Gartenlaube umgesetzt oder zumindest erhalten werden kann, das bringt Punkte. Die steht da jetzt so in der Landschaft, den Wettbewerbspapieren sowie auf der Web-Site rum. Mit einem klangvollen Namen wie "Schöller-Laube"- sowas ist nicht unwichtig! In echt von außen wirklich nett anzusehen.
Ein Nutzungskonzept? Wer fragt denn nach sowas?
Pfui aber auch!
Und weiter! Nett anzusehen sind auch die unzähligen
HANDGESCHNITZTEN NANENS-SCHILDER an jedem Weg, jedem Abzweig, jeder Kreuzung. Nicht etwa, daß da ein Rudel Gärtner im Winter mit dem Messerchen auf dem Ofen saß und schnitzte, nein! Warum selber machen wenn man es auch kaufen kann? Der Verein hat es doch. Nur mit ausreichend hohen Mitgliedsbeiträgen und ominösen Umlagen kann man Siege einfahren!
Nett anzusehen auch die
WEGE. professionell hergerichtet. Wen interessiert es, dass auch das (zumindest im Vorjahr) nicht die Gärtner waren sondern dass sich Ein-Euro-Jobber für den Ruhm und die Ehre des GröVaZ krumm machen durften? Wen interessierts...
Mit diesen neuen (1-€-)Kräften rauschen wir nun ins 21-te Jahrhundert, kommen wir zur Moderne und hängen dem Verein noch das schmückende Mäntelchen "zeitgemäß" um:
TAFELGÄRTEN! Dazu morgen(?) in einem Extra-Thread ausführlicher. An dieser Stelle nur soviel. Weil die Konkurrenz in DD jeweils einen Tafelgarten "betreibt" müssen es schon zwei TafelGärten sein (eventuell 3 - in 2010 ?) die die Wettbewerbsunterlagen krönen. Eingerichtet nicht etwa, weil Bewerber fehlten. Nein, die Gärten sollen doch gefälligst erst mal von 1-€-Jobbern als sogenannte Tafelgärten "auf Vordermann" gebracht werden, gehen dann (nach zwei Jahren) an den Verein zurück. Jetzt bringen sie Punkte im Wettbewerb und später können sie besser an den (zahlungskräftigen?) Mann gebracht werden.
Sicher haben wir noch einiges vergessen! (Alte Seilschaften? Ein bisschen Klüngel? Schneebesen oder sonstiges Gerät, Schaum zu schlagen?)
Den Stadtverband Dresdner Gartenfreunde als (Mit-)Initiator und Juror sollte man fragen: Merkt ihr noch was? Habt ihr hier, und der "Gartenfreund ist doch euer Zentralorgan, nie mitgelesen? Mußte es wirklich DER Verein sein der hier schon für so manche Irritation gesorgt hat? Oder ist es in anderen Vereinen noch schlimmer, brannten dort noch mehr Lauben von Problemgärtnern ab, gehen die Vorstände noch übler mit ihren Mitgliedern um?
Die Politiker, die diese Entscheidung mitgetroffen haben, halte ich in diesem Falle ausnahmsweise mal für wirklich unschuldig. Die mußten sich wohl oder Übel auf die Fachkompetenz der Gartenfreunde verlassen.
Heute möchte ich meinen Text mal dem Thema angemessen mit:
Ruhm und Ehre dem Größten-Vorsitzenden-aller-Zeiten!
beenden.