Oi Fellhund,
das langsame Sterben des Vereinslebens macht sich leider auch bei uns im Kleingartenverein bemerkbar. Zwar ist bei uns die Nachfrage noch höher als das Angebot, die beschriebenen Probleme haben wir aber teilweise auch: Party- und Kinderbelustigungsgärten statt kleingärtnerischer Nutzung, oft ist die Drittelbewirtschaftung schon ein Problem. Bei verwilderten Gärten und Bruchbuden sind wir ziemlich hinterher inzwischen. Gründe sind entweder schwindendes Interesse oder die Tatsache, dass die Leute einfach komplett überfordert sind mit ihrer Parzelle. Viele haben sich einen Garten zugelegt, weil es gerade Mode ist, haben aber im Leben noch keine Schaufel in der Hand gehabt und fallen dann aus allen Wolken, wieviel Arbeit sowas macht.
Wir fahren zweigleisig was das Problem angeht:
1) Gartenvergabe: Wenn eine Parzelle frei wird, laden wir die vordersten 3 bis 5 Leute auf der Warteliste zu einer Begehung ein und geben denen einen groben Plan des Gartens mit. Bis zu einem zweiten Termin sollen die die geplante Gestaltung des Gartens grob skizzieren. Beim zweiten Termin gehen wir das einzeln mit denen durch. Zweck ist weniger, der schönsten Idee den Zuschlag zu geben, sondern festzustellen, wer Ahnung vom Gärtnern hat und wer nicht. Das hat sich insbesondere bei verwilderten Gärten sehr bewehrt. Leute die weniger gärtnerische Vorkenntnisse mitbringen kommen dann eher bei der Übergabe einer gepflegten oder kleineren Parzelle zum Zuge und werden bei Bedarf anfangs auch noch beraten und unterstützt. Und Leute bei denen klar ist, dass es nur ein Partygarten oder ein Lockdown-Kindergartenersatz werden soll kommen gar nicht erst auf die Warteliste.
2) Vereinsleben: Das hat bei uns leider auch die letzten 10-20 Jahre gelitten. Die Vereinsgaststätte ist inzwischen fremdverpachtet und zu den Arbeitsstunden kommen auch immer nur die selben Leute. Wie immer wenn es was zu schaffen gibt. Ein Patentrezept gibt es nicht und alle wird man auch nicht abholen können. Was wir aber machen sind kleinere Veranstaltungen wo man zumindest die interessierten Leute zusammenbringt. Ablegertauschaktion, Baumschnittkurs, etc. Außerdem versuchen wir unsere Jahreshauptversammlung attraktiver zu machen, indem wir dort immer noch einen kleinen Vortrag zu irgendwelchen Themen organisieren, z.B. wie man den Garten an die immer heißeren und trockeneren Sommer anpasst. Zusätzlich kann man noch mit gut kommunizierten Anträgen und langfristigen Entscheidungen mehr Leute auf die JHV locken. Das ganze ist ein etwas zäher Prozess, aber zumindest haben wir so den Verfall der Vereinsstrukturen aufhalten und wieder etwas verbessern können.
Es ist halt wie immer, die Arbeit bleibt immer an der selben Truppe Leute hängen. Aber mit bisschen Sitzfleisch und einem dicken Fell kriegt man das zumindest ein Stück weit verbessert.
Viel Erfolg.