Messiebericht -- nicht MESSE!!

Begonnen von gino, 26. Februar 2011, 01:16:28

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gino

Letztens hatte ich mich hier im Forum nach der Vorgehensweise im Todesfall eines Vereinsmitgliedes erkundigt, für den es keine Erben gibt.
Nun hat nach einem halben Jahr der eingesetzte Nachlasspfleger zu uns Kontakt aufgenommen, weil er hoffte, diesen Garten für gutes Geld verkaufen zu können. Wir wären als Verein über diese Lösung sehr froh gewesen- nachdem aber unsere "Tatortfotos" bei ihm waren, hat er großzügig den Garten an unseren Verein abgegegen. ::)
Nach der 1. Sichtung wurde klar, was auf uns zukommt. MESSIE!!
Unsere Männer fühlten sich angesichts der Unmengen uralter Werkzeuge wie im Schrauben- Nagel- Mutternhimmel!! ;)
Nach etwa einer Woche und keinem sichtbaren Fortschritt bei der Räumung hab ich mir den Hut aufgesetzt und mit einigen weiteren Gartenfreunden/innen die Arbeit begonnen.
Eine Woche lang täglich haben wir Laube, Schuppen, Dachboden, Anbau, Gewächshaus... von Müll befreit. Farben, Lacke, Fliesen, Gift, Bauschutt Sperrmüll- unendlich viel Müll aus einem 300m² Garten und einer 24 m² Laube.
Am Ende hatten wir einen
10 m³Sperrmüllcontainer randvoll
7,5 m³ Bauschutt randvoll (zig m² Uraltfliesen, Ziegel, fester Zement...)
1 LKW- Ladung Schrott (z. T. VA- Platten, Schrauben, Werkzeug, was man sich nur denken kann.)
Nicht dass Ihr denkt, wir hätten die Laube abgerissen, nein, das alles war sicher in den Gebäuden verstaut.
Holz in Unmengen - ich habe sowas noch nie gesehen!! Möcht es auch nicht unbedingt wieder sehen.
Ich hatte Kostenvoranschläge eingeholt: eine Firma hätte uns roundabout 3000€ gekostet. So haben sehr viele Helfer ihre Zeit geopfert, die Container müssen natürlich bezahlt werden.
Der Garten selbst sieht natürlich immer noch schlimm aus, aber er ist eben entrümpelt, das andere wird über Pflichtstunden abgedeckt.
Die Konsequenz aus dieser Aktion: bei unserer nächsten Begehung werden wir nach Ankündigung auch in einzelne Gärten gehen, wir haben weitere ältere Gartenfreunde, bei denen es nicht viel besser aussieht. Die Kosten bei fehlenden Erben tragen letztendlich alle anderen Mitglieder und dem wollen wir vorbeugen.
Für mich wäre es interessant zu wissen, warum die Gärten aller unserer älteren Gartenfreundinnen nicht so aussehen??? ???
Ich musste das jetzt erst mal los werden, mich hat das auch wachgerüttelt, bei mir selbst noch regelmäßiger Dinge zu entsorgen, um so ein solches Chaos zu vermeiden. gino

Burchard

Hallo Gino,

was hat euch (als Verein) bewogen den Garten sowie das "fremde" Eigentum anzunehmen?

Gab es dafür eine rechtliche Grundlage?


gino

Der Hauptgrund für uns war der Zustand des Gartens, die Konsequenzen für die Nachbarn und natürlich für das Bild der Anlage.
Seit knapp 2 Jahren wurde dort nichts mehr gemacht, entsprechend sah es aus.
Wir konnten erst nach der Freigabe des Nachlassverwalters dort hinein, das Ausmaß dessen, was uns erwartete, war nicht abzusehen.
Nach Rücksprache mit dem Rechtsanwalt unseres Regionalverbandes hätte es noch ewig gedauert, bis alles in Sack und Tüten wäre, wenn wir auf die Kostenübernahme warten würden.
Deine Frage hat uns aber bewogen, darüber nocheinmal nachzudenken und die Rechnungen an den Nachlassverwalter zu schicken. Die Wohnung musste ja auch geräumt werden-- wer hat das wohl bezahlt?? Das Ding ist noch nicht ausgestanden.
Wobei im Endeffekt die Containerkosten für jedes Mitglied bei etwa 3 € liegen, wir hatten die Mehrheit der Mitglieder hinter uns (Mitgliederwahlvers. eine Woche vorher ergab eine deutliche Mehrheit für die Entrümpelung) gino

Burchard

Hallo,

ok - die Beweggründe sind verständlich - aber

der beschriebene "Müll" ist ja nicht erst nach dem Ableben des Pächters in den Garten geflogen. Die Nachbarn haben doch sich mit Sicherheit schon vorher gemeldet (melden müssen). Vieleicht hätte man bei Lebzeiten des Pächters mit einer ähnlichen (dann aber bestimmt nicht so aufwendigen) Aktion helfen können?

In der letzten Konsequenz hat hier der Vorstand versagt. Was bei vielen Gartenfreunden wie der lockere Umgang mit Vorschriften und Bestimmungen klingt - ist meist nur die Bequemlichkeit der Vorstände  Problem rechtzeitig zu erkennen und dann im Sinne des Vereins (und seiner Mitglieder) zu handlen.

Hier ist "Abwarten und Tee trinken" gründlich in die Hose gegangen. Ich beglückwünsche euch aber zu euren toleraten Mitgliedern. Ich hätte mit Sicherheit keine Gemeinschaftsstunden für diese Aktion genehmigt.

In unserer Anlage haben wir einen ähnlichen Fall. Da wurde ein Garten  zwansggeräumt unter Aufsicht unseres Stadtverbands - natürlich wurde díe Laube (40 m²) und Schuppen etc. im Garten belassen. Unser Vorstand hat diesen Garten dann so übernommen und jetzt versuchen die schon seit zwei Jahren eine Dummen zu finden der den Garten übernimmt. Kein vernünftiger Wasseranschluß, kein Kanalanschluß, aber die Laube muss verkleinert werden, ein gemauerter Schuppen sowei etliche Waldbäume müssen entsorgt werden - natürlich auf Kosten des neuen Pächters.

Um es klar zu stellen, ich plädiere nicht für einen konsequenten und sofortigen Abriss aller übergroßen Lauben - die Rodung aller Waldbäume etc. Der Pächter soll sich solange daran erfreuen wie er mag.

Was ich beführworte ist, daß diese Missstände nicht zu Lasten der Vereine beseitigt werden müssen.

Jeder Pächter hinterlegt die zu erwartenden Entsorgungs- Rückbaukosten - ähnlich der Mietkaution. Wenn die "Beanstandungen" beseitigt wurden, gibt es das Geld plus Zinsen zurück - wenn nicht werden damit die anfallenden Kosten bestritten.

Gruß
Burchard



 

gino

Tja, Burchard, ich gebe dir insofern Recht: wir haben uns in den letzten Jahren bei der Gartenbegehung damit begnügt, von außen die Gärten anzusehen, "loddrige" Mitglieder schriftlich aufzufordern, den Garten aufzuräumen. Haben auch Fristen gesetzt, bis zu denen das zu erledigen ist. Wir haben auch kontrolliert und spez. dieser Gartenfreund hat dann immer den "Markt" aufgeräumt, so dass wir erst mal zufrieden waren. Der gesamte "Müll" stammt vorwiegend aus der Laube, den Schuppen usw.
Unsere Konsequenzen habe ich ja oben schon beschrieben: der ganze Fall war eine Lehre für uns.
Zu der genannten Kaution:das wäre bei uns wohl nicht durchzusetzen, wenn man speziell diese Entsorgungskosten im o.g. Fall sieht, lägen wir wohl bei ca. 500€, wer soll dieses Geld bei 130 Mitgliedern verwalten? Den bürokratischen Aufwand wage ich mir nicht vorzustellen. Ich denke, das hätte viel Ähnlichkeit mit einer Schwarzen Kasse.
Nein, wir machen das über stärkere Kontrollen mit Einbindung unbeteiligter  Gartenfreunde, die nicht im Vorstand sind. Somit werden bestimmt weitere Mitglieder wachgerüttelt. gino

Hans

Hallo Gino,

zuerst mal: der Nachlassverwalter war ein cleveres Kerlchen und Ihr seid darauf hereingefallen und habt so den Zweiten gemacht. Das wird Euch eine Lehre sein. Benutzt diesen Vorfall, um Eure Mitglieder selbstkritisch darauf aufmerksam zu machen, welche Folgen nachlässige Vorstandsarbeit (im Hinblick auf zu viel Nachsicht) haben kann.
Den möchte ich dann sehen, der sich noch über die Notwendigkeit von Gartenbegehungen (auch mit einem Blick hinter und in die Laube, Schuppen o.ä.)mokiert und dem Vorstand den Zutritt zum Garten verwehren will.
Die Zecke zahlen alle, wenn der Vorstand in Unkenntnis oder zu nachsichtig handelt.
Zuletzt noch: Wer ein Geschenk annimmt, der trägt auch die Folgen.
Aber: Niemand  m u s s  ein Geschenk annehmen.
Die Erben hat´s gefreut.

Grüße von Hans

gino

Hans, davon kannst du ausgehen: gelernt haben wir jede Menge aus dieser Aktion!! Morgen kommt der letzte Container, wir haben den Komposthaufen
(sprich Müllhalde) entsorgt und letzte Müllreste aus der Erde gebuddelt. Wir brauchen nochmal 3,5 m³ Container, dann fällt aber der Hammer. Meine Stunden kann ich gar nicht zählen, aber auch viele andere Gartenfreunde waren sehr hilfsbereit.
Unser "Schwarzes Brett" ist voll von Fotos, Rechnungskopien ..., um es allen Gartenfreunden zu dokumentieren, was dort geleistet wurde.
Ich denke, es hat schon Wirkung gezeigt, viele Gärtner räumen bei sich auf. Wir sehen es immer wieder, wenn Container vor der Anlage stehen usw.
Mein Problem ist unser neuer Vorsitzender, der immer noch der Meinung ist, der Garten und sein Zustand wären absolute Privatsache. Meinen Vorschlag, jetzt im Frühjahr schon mal einige kritische Gärten genauer zu betrachten, findet er gar nicht gut. Für mich die Konsequenz: beim nächsten Fall ihm die gesamte Organisation zu überlassen!! Da er aber noch berufstätig ist, hab ich das für ihn übernommen.
Das Beste aber: wir haben für den (nun ordentlichen) Messiegarten einen neuen Pächter!!
Was anderes : Hans,dein Kommentar zur extremen Pachterhöhung ist 100%ig zutreffend!!
gino

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