Soziale Standards in den KGVs

Begonnen von lutz, 22. März 2009, 18:39:00

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lutz

Hallo zusammen

Ein Beitrag im Forum der Gartenzeitung ("Plaka", Sebastian F.) läßt mich an dieser Stelle mal eine Gretchenfrage stellen: Wie haltet ihr es mit den sozialen Standards, mit der Vereinsethik in eurem Umgang mit Menschen mit Handicap, mit Geistigen Behinderungen, psychischen Erkrankungen?

In o.g. Beitrag war Tante von S, bedingt durch Depressionen, nicht in der Lage, den Garten (ordentlich) zu pflegen. Wer eine derartige Erkrankung schon mal bei Freunden, Verwandten oder gar selbst erlebt hat, der wird das auch nachempfinden, zumindest verstehen können.
Sie wurde abgemahnt, dann wurde ihr gekündigt und nun hat sie gar die Auflage bekommen, den Garten zu beräumen.
Was glaubt ihr, wird sie dazu in der Lage sein oder wird sich durch den Druck ihr Zustand eher verschlimmern?

Okay, das war nur eine rhetorische Frage...

Als zweites Negativbeispiel möchte ich nochmal (sorry die Wiederholung, doch mancher hat eventuell noch nicht so lange hier mitgelesen) kurz den Vorfall bei mir im Verein schildern. "Unserem" geistig Behinderten, der im Garten schon mit seiner Mutter arbeitete und sich erholte, starb dieselbe irgendwann weg und nun bewirtschaftet er den Garten allein, baut mE sogar recht ordentlich Gemüse an. Dennoch stand er (und steht wahrscheinlich immer noch) auf der Liste der "Problemgärtner", die unser Vorstandvorsitzender zu führen pflegt. Ihm, also nicht dem Vorsitzenden! brannte eines späten feuchten Novembertages die Laube ab. Selber schuld, so die Meinung des Vorstandes. Und: Eine neue Baugenehmigung bekommt DER nicht! Aber die Auflage: Beräumung der Trümmer (ehemals Steinlaube von ca. 24 qm) bis März, was angesichts der Lage nur möglich war, weil der Winter damals extrem scheearm war.
Hilfe vom Verein: Null, Nada, Tipota, Niente, Nothing, Rien und Nix! Wie scheinbar auch im ersten Beispiel.

Zwei Ansatzpunkte sehe ich.
Erstens: Die Satzung/Gartenordnung.=> Ordentlicher Pflege-Zustand, Drittelnutzung etc.pp. Muß ich hier nicht weiter ausführen.
Klar, alle berufen sich auf das BKleinG, doch dort steht nur etwas vom Charakter der gesamten Anlage. Ausnahmen sind gar bewußt zugelassen. Sollte hier nicht mal über die (ggf. nur vereinzelten) starren Auslegungen / Bestimmungen in den o.g. Papieren  nachgedacht werden? Und wenn nicht da, dann doch spätestens beim Paragraphenreiten?
Verträgt ein KGV nicht auch ein wenig "Abnormität"?

Zweitens: Das von Landesgesetzen bis zu EU-Verordnungen vielfach geregelte Diskriminierungsverbot nach Rasse, Gesellschaftsklasse, ... Körperbehinderung, Gewerkschafts- oder politischer Zugehörigkeit, das doch gerade eben auch für diesen Personenkreis gelten sollte. Nur weil jene selten (bis nie) in der Lage sind, ihre Rechte einzuklagen ist es doch trotz alldem nicht so, daß diese Rechte nicht bestehen. Oder?
Könnte in der Satzung geregelt werden, doch soviel soziale Verantwortung sollte in einem Verein Norm sein.
Meine ich in aller Bescheidenheit.

Wie haltet Ihr\'s?
Habt Ihr solche Fälle in euren Vereinen und wenn ja, wieviele? Und, wie geht Ihr mit ihnen um?
Bin gespannt auf Eure Meinungen.

Mit Grüßen aus Dresden

Lutz

falbe

KGV-Vorstände reagieren i.a. holzschnittartig und verstecken sich gerne hinter der KGO bzw den Bezirksverbänden.



Hans

Hallo Lutz,

der von Dir geschildete Fall ist sicher nicht alltäglich, obwohl es Mobbing hier und da geben soll. Ich kann es nur als Visitenkarte eines unfähigen Vorstandes bezeichnen, wenn Mitglieder, die aus nicht selbstverschuldeten Gründen am Rande unserer Gesellschaft stehen (müssen !), wie Kranke, Alte, Behinderte, Angehörige religiöser Minderheiten und Migranten, auch noch im Verein ausgegrenzt und z.T. regelrecht gemobbt werden, obwohl sie gerade dort Zuwendung und Verständnis erwarten könnten.
Ich habe aber (gottseidank !) andere Erfahrungen machen dürfen.
Der Vorstand hat die Aufgabe, in solch einem Falle integrierend und vermittelnd zu wirken, sobald sich derartige Tendenzen abzeichnen.
Natürlich muss man sich auch von Mitgliedern trennen, die aufgrund ihrer Verhaltensweise(Vorsatz oder nur schlampig)  gemeinschaftsschädigend wirken.
Aber dafür gibt es Satzung, Pachtvertrag und Gartenordnung).

@ Falbe:

Wo nimmst Du denn Deine Weisheiten her ? Hast Du etwa schon Vereinsarbeit geleistet ?
Kennst Du außer dem Verein, der Deine Anwesenheit duldet, noch andere Vereine ?
Was berechtigt Dich zu solch einer Verallgemeinerung im Urteil über "Vorstände" ?
Das passt gut zu dem Müll, den Du auch schon in anderen Threads abgesondert hast.

Gruß an alle von

Hans

falbe

Wieso "Hans" ? es sind doch bereits 3 Kleingartenvereine gefunden, wo nach Herzenslust die Unterpächter gemobt, gestriezt und respektlos behandelt werden. 3zu1 , wenn ich richtig gezählt habe !

Hans-Dieter Flemmig

nochmal dazu:

Lutz nennt Ross und Reiter, Falbe aber drückt sich so aus, dass man annehmen muss, derartige Vorgehensweisen der Vorstände seien typisch für die Verhältnisse in Kleingartenvereinen. Dagegen verwahre nicht nur ich mich (seit 1969 bis Februar 2009 Vorsitzender und Stellvertreter), denn in unserem Verein gab und gibt es solche Erscheinungen nicht, deshalb ärgert mich Falbes Argumentationsweise (auch chris2 liegt nicht weit weg davon).
Ich habe viele Gartenfreunde in anderen Vereinen in meinem Bekanntenkreis. Mängel gibt es überall, aber die beschriebenen Zustände sind wohl (hoffentlich !) Einzelerscheinungen.
Wenn derartige Vorgehensweisen auftreten, dann sind die  M i t g l i e d e r  gefragt, diesen Vorstand zurechtzustutzen oder abzuwählen. Wer sonst sollte wohl Abhilfe schaffen ?
Einzelkämpfer wie Lutz werden das kaum schaffen, wenn sie nicht die (meist faule und träge) Masse der Mitglieder hinter sich versammeln können. Oft endet das damit, dass sie weggemobbt werden.
Lutz, ich bewundere Deinen Mut.

Grüße von

Hans

Chr2

Müssen wir "Rabatten-Sklaven" (AUA:-() für sowas Verständniss aufbringen !

gino

Wir haben in unserer Anlage sehr viele ziemlich alte?? Mitglieder- schon das ist eine Diskriminierung, jeder ist so jung...
Aber unsere 70- und  80-jährigen können natürlich ihre Gärten nicht mehr im früheren Tempo bearbeiten. Bei uns wird Nachbarschaftshilfe großgeschrieben. Und in Vorstandsitzungen können Gartenfreunde ihre gesundheitlich begründeten Probleme vortragen - bisher konnten wir immer was organisieren.
Einer unserer Gartenfreunde ist psychisch labil, sein zugegeben ziemlich wilder Garten ist sein ein und alles- seine Nachbarn stehen immer parat.
Solche hilfsbereiten Gartenfreunden werden in einer Mitgliederversammlung durchaus auch mal ausgezeichnet, auf jeden Fall lobend erwähnt.
Aber nun was ganz anderes: es ist doch eigenartig, dass die Vereinsmitglieder, die jede aktive Mitarbeit verweigern, am meisten über den Vorstand herziehen. Da wird getratscht, unsachlich kritisiert...
Lädt man diese Leute aber mal zur Vorstandssitzung ein, kneifen sie und erscheinen gar nicht.
Vorstandsarbeit ist EHRENAMTLICH!!
Und nur wer nichts tut, macht keine Fehler
(meint er) gino

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