- Gartengenuss
Auberginen anbauen
Foto: Flora Press/gartenfoto.at
Ursprünglich im tropischen Indien beheimatet wurde die zu den Nachtschattengewächsen gehörende Aubergine (Solanum melongena) im Mittelalter von arabischen Händlern in den Mittelmeerraum gebracht. Hier ist sie seitdem ein geschätzter Bestandteil der mediterranen Küche. Für Feinschmecker lohnt sich ein Anbau im eigenen Garten allemal, auch wenn der Kulturerfolg stark von Wetter und Standort abhängt.
Wohlfühlatmosphäre erwünscht
Die Aubergine ist eine wahre Sonnenanbeterin. Nicht nur ihre Wärmebedürftigkeit ist mit 18 bis 25 °C relativ hoch, sie bevorzugt auch einen besonders sonnigen Standort. Da erscheint es fast schon logisch, dass sie Wind und Regen so gar nicht mag. Der Boden sollte möglichst tiefgründig, humos und ohne Gefahr von Staunässe sein. All diese Ansprüche machen daher einen Anbau im Kleingewächshaus oder überdeckten Frühbeetkasten empfehlenswert.
Foto: Flora Press/BIOSPHOTO/Biosgarden
Möchten Sie dennoch im Freiland anbauen, sollten Sie zu Kulturbeginn mit Vlies und Mulchfolie für ausreichende Wärme sorgen. Je niedriger die Temperaturen in der Anwachsphase, desto länger dauert die ertraglose Zeit. Je nach Sommer empfiehlt sich zudem ein Regenschutz.
Abstandsregeln einhalten
Als Nachtschattengewächs ist die Aubergine mit Tomate, Kartoffel usw. verwandt. Aufgrund fehlender Resistenzen z.B. gegen Fusarium- oder Verticilliumwelke kann eine zu enge Fruchtfolge mit anderen Nachtschattengewächsen schnell zu Misserfolg führen. Halten Sie daher eine Anbaupause von mindestens drei bis vier Jahren ein.
Foto: Flora Press/GWI
Im Gewächshaus ist eine ausreichende Anbaupause schwierig bzw. das Problem nur durch einen tiefgehenden Bodenaustausch zu verhindern. Da dieser viel zu aufwendig wäre, empfiehlt sich hier der Zukauf von Jungpflanzen, die auf resistente Tomatenunterlagen veredelt sind. Beste Ertragsaussichten haben Sie dabei mit kompakten, kräftigen Jungpflanzen, die schon sieben bis neun Blätter, aber noch keine Fruchtansätze ausgebildet haben.
Eine eigene Anzucht ist nur zu empfehlen, wenn Sie die hohen Temperatur- und Lichtansprüche einigermaßen erfüllen können. Die Aussaat erfolgt dann Ende Februar/Anfang März bei 20–25 °C. Besonders wichtig ist eine ausreichende Substrattemperatur (20 °C). Die anschließende Weiterkultur erfolgt bei mindestens 18–20 °C.
Wurzeln schlagen
Pflanzen Sie erst nach den Eisheiligen, auch im ungeheizten Gewächshaus. Denn der Boden sollte mindestens 16 °C haben. Danach gilt es, ein schnelles Einwurzeln der Jungpflanzen zu erreichen. Erleichtert wird dies durch eine tiefgründige Bodenbearbeitung im Herbst sowie das Einmischen von Kompost (3–5 l/m²) im Frühjahr. Als Grunddüngung reicht anfangs eine Horndüngergabe von 35 g/m².
Pflanzen Sie je nach Sorte maximal drei bis fünf Pflanzen pro m². Beim Anbau im Gewächshaus empfehlen sich Schnüre zur Aufleitung. Für schwächer wachsende, unveredelte Pflanzen reichen meist Stäbe als Stütze.
Dusche zur Abkühlung
Entfernen Sie nach dem Anwachsen, wie bei Paprika, die erste, sogenannte „Königsblüte“. Damit fördern Sie eine schnelle und kräftige Entwicklung der Seitentriebe und schaffen günstige Ertragsvoraussetzungen.
Foto: Flora Press/Otmar Diez
Bei sehr heißer, trockener Witterung freuen sich die Pflanzen trotz ihrer Wärmebedürftigkeit über eine kurze „Dusche“ zur Mittagszeit. Damit sichern Sie den Fruchtansatz auch bei Hitze. Bei geringem Insektenflug können Sie den Bestäubungserfolg durch ein Schütteln der Blüten unterstützen.
Achten Sie im weiteren Kulturverlauf auf eine gleichmäßige Wasser- und Nährstoffversorgung. Regenwasser ist besonders vorteilhaft. Etwa vier bis fünf Wochen nach der Pflanzung erfolgt eine erste Kopfdüngung mit 35 g/m² Horndünger, weitere vier Wochen später wiederholen Sie die Düngung. Alternativ können Sie auch im Abstand von zehn bis 14 Tagen mit einem wasserlöslichen Volldünger (0,2 bis 0,3 %) flüssig düngen.
Ein stetes Augenmerk sollten Sie auf Schädlinge haben. Blattläuse, Spinnmilben oder Weiße Fliegen sind ungebetene Stammgäste, vor allem im Gewächshaus. Der Einsatz von Gelbtafeln eignet sich einerseits zur vorbeugenden Früherkennung und andererseits zur direkten Befallsreduzierung z.B. der Weißen Fliege. Kommt es dennoch zu einem Schädlingsbefall, können Sie gezielt nützliche Gegenspieler, wie z.B. Encarsia-Schlupfwespen, einsetzen. Auch den Einsatz von Kaliseifepräparaten sollten Sie, wenn nötig, einplanen. Diese eignen sich, bei Anwendung nach Gebrauchsanweisung, gut zur rückstandsfreien Bekämpfung der genannten Schädlinge.
Nicht zu spät ernten
Auberginen werden unreif, vor dem Farbumschlag geerntet. Daher ist die Entscheidung für den richtigen Erntetermin schwieriger zu treffen als bei Tomaten. Ernten Sie unbedingt, solange die Früchte noch eine glänzende, sortentypisch gefärbte Fruchtschale aufweisen. Bei zu langem Zögern ändert sich die Fruchtfarbe, das Fruchtfleisch wird schwammig und die Samen braun und hart, was den Genuss deutlich beeinträchtigt.
Reißen Sie die Früchte nie gewaltsam von der Pflanze, benutzen Sie ein scharfes Messer oder einer Schere. Achten Sie dabei auf die Stacheln am Fruchtkelch.
Mehr als nur violett
Die Sortenvielfalt bei Auberginen ist groß. Typische handelsübliche Sorten wie ‘Madonna’ F1, ‘Black Beauty’ oder ‘Elisa’ F1 weisen große, längliche bis ovale, dunkelviolette bis schwarze Früchte auf. Manche großfrüchtigen Sorten sind aber auch weiß, lila oder gestreift, wie ‘Clara’ F1, ‘Rania’ F1 oder ‘Violetta di Firenze’. Für eine Pflanzung in Töpfen eignen sich kleinwüchsige, aber reich tragende Sorten mit kleinen Früchten. Farblich finden Sie neben den dunkelvioletten Früchten auch Sorten mit weißen, gelben, grünen sowie roten Früchten. Auch die Fruchtform variiert zwischen den einzelnen Sorten deutlich, die Geschmacksunterschiede sind dagegen eher klein.
Thomas Jaksch
Dipl.-Ing. Gartenbau (FH),
ehemaliger Betriebsleiter Gemüsebau,
Hochschule Weihenstephan-Triesdorf