- Gartengenuss
Borlotti-Bohnen anbauen
Musterhafter Gemüsegenuss
Foto: Flora Press/gartenfoto.at
Gartenbohnen, egal ob buschig wachsend oder kletternd, sind in unseren Gärten weit verbreitet. Die eng verwandten, bunt gemusterten Borlotti-Bohnen sind dagegen eher unbekannt. Ursprünglich in Mittel- und Südamerika beheimatet, ist die aromatisch schmeckende, süße bis nussige Hülsenfrucht vor allem in der Mittelmeerregion inzwischen eine geschätzte Gemüsebeilage.
Erst kochen, dann genießen
Foto: ribeiroantonio/Shutterstock Bei Borlotti-Bohnen können Sie vorwiegend die Samen verwenden – entweder als frische, halbreife Palbohne oder als harte, ausgereifte Trockenbohne. Beide eignen sich für zahlreiche Bohnengerichte wie Suppen und Eintöpfe und verfeinern Salate, Pasteten, Bratlinge oder Soßen. Bei vielen Sorten sind auch die Hülsen essbar, solange sie noch jung sind.
Wichtig ist, dass Sie Bohnen niemals roh verzehren. Sie enthalten den Giftstoff Phasin, der erst durch Erhitzen abgebaut wird. Beim Kochen verlieren die Samen auch ihre charakteristische purpurrote bis rotviolette Zeichnung und färben sich bräunlich.
Getrocknete Borlotti-Kerne sollten Sie vor dem Kochen für einige Stunden in Wasser einweichen. Gießen Sie danach das Einweichwasser weg und kochen Sie die Kerne in frischem Wasser ohne Salz weich. Auch das Kochwasser sollten Sie anschließend weggießen.
Gesundheitlich besonders wertvoll ist der hohe Gehalt an Folsäure und B-Vitaminen sowie an Eiweiß und Ballaststoffen. Die enthaltenen Kohlenhydrate stabilisieren den Blutzuckerspiegel, sodass dieses Gemüse auch für Diabetiker gut geeignet ist.
Stickstoff aus der Luft
Borlotti-Bohnen sind krautig wachsende, einjährige Pflanzen mit mediterraner Wärmebedürftigkeit und gehören zu den Hülsenfrüchtlern. Wie bei der Gartenbohne gibt es sowohl niedrig wachsende, buschige als auch hochwachsende, rankende Sorten. Neben den Kernen besitzen auch die Hülsen eine auffällige, grün-rote bis grün-violette Marmorierung. Die hübschen Schmetterlingsblüten sind weiß oder rötlich gefärbt.
Alle Pflanzen aus der Familie der Hülsenfrüchtler leben in Symbiose mit Knöllchenbakterien. Dies ermöglicht es ihnen, Luftstickstoff aus der Luft zu binden und für ihr Wachstum zu verwerten.
Erfolgreicher Fruchtwechsel
Borlotti-Bohnen sollten Sie in der Fruchtfolge nicht nach sich selbst und nicht nach anderen Hülsenfrüchtlern anbauen. Durch Bodenpilze oder Schädlinge kommt es sonst zu deutlichen Ertragseinbußen. Eine mindestens dreijährige Anbaupause kann dem vorbeugen.
Wegen der Stickstoffanreicherung und der guten Bodenbedeckung gelten Bohnen als günstige Vorfrucht. Verzichten Sie auf eine direkte Düngung mit Mist, da dieser eine hohe Anziehungskraft auf die Bohnenfliege ausübt.
Beste Anbaubedingungen
Bohnen schätzen einen tiefgründig gelockerten, humosen Boden und ein warmes, sonniges und windgeschütztes Plätzchen. Der Anbau im Freien darf frühestens nach den Eisheiligen starten. Die Wohlfühltemperatur liegt im Bereich von 18 bis maximal 25 °C. Zu heiße, trockene Witterung kann Laubverbrennungen verursachen und beeinträchtigt den Fruchtansatz.
Foto: Dmyto Synelnychenko/Adobe Stock Sie können Bohnen entweder direkt ins Beet säen oder Jungpflanzen vorziehen. Zur Aussaat benötigen Sie ca. 12–15 g/m² Saatgut. Die Keimung wird von mehreren Kriterien beeinflusst. Ein häufiger Fehler ist die Verwendung vonüberlagertem oder falsch gelagertem Saatgut. Normalerweise sind Bohnensamen drei bis vier Jahre keimfähig – zu warme und/oder feuchte Lagerung, etwa in der Laube, kann die Keimfähigkeit aber deutlich reduzieren.
Zu niedrige Bodentemperaturen, wie sie bei Direktsaat häufig vorkommen, verzögern die Auflaufgeschwindigkeit und erhöhen somit die Befallsgefahr durch die Bohnenfliege. Deren Maden schädigen die keimenden Samen bereits im Boden, und zwar umso stärker, je verzögerter die Keimung erfolgt. Wenn Sie Bohnen in Topfplatten für eine spätere Pflanzung vorziehen, lassen sich die Wärmeansprüche leichter erfüllen, und die Samen keimen schneller.
Rankende Sorten sollten Sie pflanzen, bevor sich die Ranken zu sehr verwickeln. Am besten erstellen Sie die Rankvorrichtung schon beim Pflanzen. Bohnen wachsen links windend, d.h. gegen den Uhrzeigersinn. Junge Pflanzen sollten Sie anfangs an die Rankhilfe führen, damit sie schnell Halt finden. Bei rankenden Sorten beträgt der Abstand 50 cm in der Reihe, bei Buschtypen 40 cm.
Gute Pflege
Bohnen sind Schwachzehrer und benötigen daher nur eine mäßige Düngung mit 60 bis 70 g/m² Horndünger. Streuen Sie ein Drittel zum Anbaubeginn und zwei Drittel zur Zeit der ersten Blüte. Eine deutliche Gelbfärbung der Blätter lässt auf Stickstoffmangel schließen.
Halten Sie den Boden anfangs nur mäßig feucht. Der Hauptwasserbedarf liegt in der Zeit ab der Blüten- und Hülsenbildung bis zur Ernte. Eine gleichmäßige Feuchtigkeit ist dann vorteilhaft. Dies gilt auch für die Luftfeuchtigkeit:Übermäßig feuchte oder zu trockene Luft behindert die erfolgreiche Bestäubung der Blüten, was zu geringerem Ertrag führen kann.
Lockern Sie die Bodenoberfläche regelmäßig oder mulchen Sie sie mit organischem Material oder schwarzer, kompostierbarer Mulchfolie – so fördern Sie die Bodenerwärmung und damit das Wachstum der Bohnenpflanzen.
Mediterrane Sorten
Foto: mauritius images/Ernie Janes/Alamy Stock Photos Ein breites Angebot an Borlotti-Sorten finden Sie vor allem bei italienischen Saatgut-Vertriebsfirmen. Häufig angebaute, samenfeste Sorten sind z.B.‘Borlotto Rosso’,‘Borlotto Lingua di Fuoco’,‘Borlotto di Vigevano’ und‘Sanguigno 2’.
Wer eine eigene Vermehrung von Bohnensaatgut vornehmen möchte, sollte nur Hülsen von gesunden Pflanzen verwenden, da sowohl die Fett- als auch die Brennfleckenkrankheit samenübertragbar sind.
Ernten und lagern
Die jungen Hülsen können Sie bereits ca. zehn Wochen nach der Aussaat, etwa ab Mitte Juli, ernten. Frische Kernbohnen sind erntefähig, sobald die Hülsen voll bauchig ausgeformt sind. Dies ist etwa drei Monate nach der Aussaat, ab August, der Fall. Frische Kerne halten im Kühlschrank aber nur wenige Tage und sollten deshalb zügig verbraucht werden.
Für die Ernte von Trockenkochbohnen lassen Sie die Hülsen noch etwa drei bis vier Wochen länger an den Pflanzen und trocknen sie nochmals an einem luftigen Ort zwei Wochen nach, um möglicher Fäulnis vorzubeugen. Die ausgereiften, getrockneten Kerne sind bei trockener Aufbewahrung bis zu zwei Jahre lagerfähig. Fallen größere Ernten an, können Sie die Samen auch blanchieren und portionsweise einfrieren.
Thomas Jaksch
Dipl.-Ing. Gartenbau (FH), ehemaliger Betriebsleiter
Gemüsebau, Hochschule Weihenstephan-Triesdorf
Bezugsquellen
Deaflora
Tel. 03327/57 15 19
www.deaflora.de
Kiepenkerl
www.kiepenkerl.de
Samenhaus Müller
Tel. 07236/247 84 90
www.samenhaus.de
Samen Pfann
Tel. 0911/32 76 91
www.samen-pfann.de
Stochay Italienische Samen
Tel. 0221/96 71 41 61
www.borlotti.de