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Delikatessen aus dem Garten – eingelegtes Gemüse
Milchsauer vergorenes Gemüse
Foto: Björn Wylezich/Fotolia.com
Geeignete Gemüsearten
- Weißkohl
- Rotkohl
- Blumenkohl
- Brokkoli
- Wirsing
- Kohlrabi
- Rettich
- Tomaten
- Auberginen
- Paprika
- Zucchini
- Gurken
- Kürbis
- Möhren
- Pastinaken
- Sellerie
- Rote Bete
- Zwiebeln
- Lauch
- Bohnen
- Spargel
Wenn im Spätsommer und Herbst viele Gemüsearten gleichzeitig reif werden, weiß manch ein Gartenfreund bald nicht mehr, wohin damit. Mit der Milchsäuregärung lässt sich Gemüse aber monatelang haltbar machen. Der Klassiker ist Sauerkraut. Daneben gerät ein wenig in Vergessenheit, dass diese Konservierungsmethode auch für eine Vielzahl anderer Gemüsearten geeignet ist.
Foto: foodcollectionAuf jedem Gemüse und in der Luft wimmelt es von Milchsäurebakterien. In sauerstoffarmer, feuchter Umgebung vermehren sie sich verstärkt und wandeln die im Gemüse enthaltenen Kohlenhydrate in Milchsäure, Ethanol, Kohlenstoffdioxid und Essigsäure um. Die Säuren hemmen das Wachstum von Mikroorganismen, Keimen und Bakterien, sind also natürliche Konservierungsmittel. Zugleich geben sie dem Gemüse einen typischen, würzig sauren Geschmack.
Milchsauer vergorenes Gemüse ist nicht nur lecker und kostengünstig, sondern genauso kalorienarm wie frisches Gemüse und sogar noch gesünder. Durch die Milchsäuregärung bleiben Vitamine und sekundäre Pflanzenstoffe in vollem Umfang erhalten. Außerdem wird das Zellgewebe der Pflanzen gelockert und Eiweiß zum Teil aufgespalten. Das macht das saure Gemüse leichter verdaulich als die rohen Ausgangsprodukte. Selbst die blähende Wirkung von Kohl oder Bohnen ist weitgehend verschwunden. Mithilfe der Milchsäurebakterien bilden sich sogar neue gesundheitsfördernde Substanzen wie Vitamin C, verschiedene Enzyme und Vitamin B12.
Und dann ist da ja auch noch die Milchsäure selbst: Sie tötet auch im menschlichen Körper Keime ab und hält damit die Darmflora gesund. „Der gesundheitliche Wert von milchsauer vergorenem Gemüse ist herausragend“, fasst Ulrike Birmoser vom Verbraucherservice Bayern zusammen.
Mit Sauerkraut fing alles an
Schon im alten China und in der Antike war diese schonende Form der Haltbarmachung bekannt und beliebt, ja sogar lebensnotwendig: Schließlich war vergorenes Gemüse ein probates Mittel, um nicht nur dem Hunger, sondern auch dem drohenden Vitaminmangel in der kalten Jahreszeit zu begegnen.
Foto: mauritius images; silencefoto/Fotolia.com
Nördlich der Alpen wird Kohl seit dem Mittelalter angebaut und im Fass konserviert. Sauerkrautfässer standen früher in vielen Haushalten. In Deutschland begann der Kohlanbau und mit ihm die Sauerkrautproduktion im 19. Jahrhundert im großen Stil.
Zerkleinern und schichten, …
Foto: Töpferei Langerwehe Neben Kohl ist eine Vielzahl anderer Gemüsearten zur Milchsäuregärung geeignet, allen voran Gurken und Bohnen. Nur Blattgemüse hat schlechte Gäreigenschaften. Gemüse aus eigenem Bioanbau hat den großen Vorteil, dass die Schale bedenkenlos dranbleiben darf. Sie enthält besonders viele hilfreiche Milchsäurebakterien.
Bei der Verarbeitung ist Hygiene oberstes Gebot. Das Einlegegut muss frisch und makellos, sorgfältig gesäubert und zerkleinert sein. Bis auf grüne Bohnen – sie werden knapp zehn Minuten angegart – werden alle Gemüse roh verarbeitet. Weißkohl, Karotten oder Rote Bete werden gehobelt, Paprika und Kürbis in grobe Stücke geschnitten. Nur kleine Einmachgurken, Spargel oder Perlzwiebeln bleiben am Stück.
Einmach- oder Twist-Off-Gläser sind zum sauren Einlegen gut geeignet, auch für erste Versuche oder kleinere Mengen. Voraussetzung ist, dass sie absolut dicht schließen. Gefäße aus Kupfer, Messing und Aluminium hingegen dürfen nicht verwendet werden. Die Säure kann diese Metalle angreifen und gesundheitsschädliche Stoffe freisetzen.
Für alle Gartenfreunde, die häufiger auch größere Mengen an Gemüse milchsauer einlegen wollen, lohnt sich die Anschaffung eines klassischen Gärtopfes. Er ist aus Steinzeug gefertigt und mit einer bleifreien Glasur überzogen, sodass er keinen Fremdgeschmack annimmt und einfach zu reinigen ist. Am oberen Rand hat das Gefäß eine Rinne, die mit Wasser gefüllt wird. Wenn dann der abnehmbare Deckel daraufkommt, gelangt kein Luftsauerstoff mehr ins Innere, die entstehende Kohlensäure kann jedoch entweichen. Vor dem Einlegen müssen alle Gefäße und andere Küchengeräte mit heißem Wasser gesäubert werden.
… mit Salzlake bedecken, …
Foto: SusaZoom/Fotolia.com Eine unverzichtbare Zutat ist Salz. Es bewahrt das Gemüse vor dem Verderben, solange noch nicht ausreichend Milchsäure gebildet wurde. Als Faustregel gilt: 8–15 g feinkörniges Salz auf 1 kg Gemüse sind sowohl im Hinblick auf den Geschmack als auch auf die Konservierung ein gutes Maß. Zusätzlich können auch Gewürze (z.B. Pfeffer, Kümmel, Wacholderbeeren, Gewürznelken, Senfkörner, Kardamom) oder Kräuter dazugegeben werden.
Nur Kohl und Wirsing können im eigenen Saft mit Salz konserviert werden: Sie werden gehobelt, mit Salz vermengt, nach Belieben gewürzt und entweder in einen Gärbehälter gefüllt und z.B. mit einem Holzbrett kräftig unter Druck gesetzt oder von Hand intensiv geknetet. Durch den Druck bzw. das Kneten und die Salzeinwirkung platzen die Zellwände, sodass viel Saft, aber auch Sauerstoff austritt.
Damit der Gärprozess in Gang kommt, muss das Gemüse vollständig mit Salzlake bedeckt sein. „Das Volumen des Gefäßes muss an die Menge des Gemüses angepasst sein“, rät Krautmeister Hubert Nickels aus Wesselburen. „Wenn ein Gefäß nur halb gefüllt ist, bleiben die Gase im verbleibenden Raum, und die Gärung kommt nicht richtig in Gang.“ Der Gärbehälter oder das Glas sollte zu etwa vier Fünfteln gefüllt sein.
Bei allen anderen Gemüsearten reicht der eigene Saft für die Gärung nicht aus. Um sie milchsauer einzulegen, stellen Sie zuerst eine Salzlake her, indem Sie Wasser mit Salz aufkochen (15–20 g Salz/l Wasser) und abkühlen lassen. Derweil wird das Gemüse vorbereitet: Möhren und andere feste Gemüsearten stampfen Sie in einer extra Schüssel und füllen sie dann samt dem ausgetretenen Saft in das Gärgefäß. Empfindliche Arten werden sorgfältig geschichtet und leicht angedrückt. Zum Schluss kommt die Salzlake darüber.
… ziehen lassen und genießen
Die Gefäße bleiben zunächst etwa zwei Wochen an einem dunklen Platz mit Zimmertemperatur. Dann kommen sie in den Keller oder an einen anderen kühlen Ort, keinesfalls jedoch in den Kühlschrank. Nach etwa sechs Wochen ist das Sauergemüse fertig. Bei kühler Lagerung hält es sich rund sechs Monate. Wer nur portionsweise davon isst, bewahrt angebrochene Gläser am besten im Kühlschrank auf.
Eva Neumann