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Gärtnern im Quadrat

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Große Vielfalt auf kleinem RaumFoto: mauritius images/Arterra Picture Library/Alamy

Der Anbau in Reihen hat eine lange Tradition. Er stammt aus der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung: Ein Pflug hinterlässt nun mal eine gerade Furche, in die in langen Reihen gesät oder gepflanzt wird. Beim Anbau von Gemüse und Kräutern macht der Anbau in Reihen vor allem für Profis Sinn, denn man kann die Pflanzen viel leichter mit Maschinen pflegen.

Im Garten gelten jedoch andere Maßstäbe. Ist es wirklich sinnvoll, eine 5 m lange Reihe Salat zu pflanzen, nur, weil der Gemüsegarten in 5 m lange Beete eingeteilt ist? In einer 5 m langen Reihe wachsen immerhin an die 15 bis 20 Salatköpfe – wer soll die denn alle essen, wenn sie auf einmal erntereif werden?

Vielfalt auf kleinem RaumFoto: savoieleysse/AdobeStock Mit Quadratbeeten schaffen Sie große Vielfalt auf kleinem Raum. Die Lösung liegt auf der Hand: Bei fast allen Gemüsen reicht ein Pflanzabstand von etwa 30 cm – in der Reihe und zwischen den Pflanzen. Doch es geht auch enger, wie der Amerikaner Mel Bartholomew in den 1970er Jahren bei Experimenten herausfand – er konnte auch noch bei einem Pflanzabstand von 15 cm eine Menge ernten.

Unter Berücksichtigung seiner Armlänge – die beim Pflanzen und Pflegen der begrenzende Faktor ist – entstand ein quadratisches Beet mit einer Kanten­länge von etwa drei Fuß – einem Meter – und der Begriff „Square Foot Gardening“ oder eingedeutscht, „Gärtnern im Quadrat“. Diese Methode erlaubt den Anbau von fast allen Gemüsen auf kleinstem Raum, und das bei einer ausreichend üp­pigen Ernte. Square Foot Gardening ist also der Anbau in kleinen Gruppen in ein­gefassten, leicht erhöhten Beeten oder Kästen mit speziellem Substrat oder einem Kompost-Erde-Gemisch, statt traditionell in Reihen.

Rahmenbeete bieten Vorteile

Der Anbau in eingefassten Beeten ist einfacher als der Anbau in traditionellen Beeten, denn Sie können im Frühjahr gleich loslegen – ohne Umgraben, Bodenverbesserungsmaßnahmen und Einarbeitung von Düngern. Wie beim Anbau in einem klassischen Hochbeet sind Sie vom gewachsenen Boden unab­hängig und können auch Pflanzen anbauen, die im gewachsenen Boden nicht gedeihen würden, wie z.B. Heidelbeeren in Kalkböden.

Die mit einem Kompost-Erde-Gemisch oder ganz mit Pflanzsubstrat („Blumenerde“) gefüllte Box ist eine kompakte, kleine Anbaufläche. Natürlich könnten Sie fast alle Gemüse auch in Töpfen anbauen, einfacher geht es aber in einer Quadratbox, da sie mehr Substrat hat und vor allem das Gießen leichter und nicht so zeitaufwändig ist.

Ein weiterer Vorteil ist die sich quasi von alleine einstellende Mischkultur. Beim traditionellen Anbau und beim Biogärtnern nutzt man die Tatsache, dass sich viele Pflanzen gegenseitig im Wachstum fördern oder Schädlinge und Krankheiten fernhalten. Klassische Beispiele sind Mais oder Kohlarten mit Bohnen. In einem bunt gemischten Beet können sich Schädlinge nicht so schnell ausbreiten, denn in gemischten Beeten gibt es auch mehr Nützlinge.

Durch die Rasterquadrate, die ja immer mit unterschiedlichen Arten bepflanzt werden, haben Sie immer eine gute Mischung. Der Anbau von Gemüse und Kräu­tern in mit Brettern oder Leisten eingefassten Beeten erleichtert die Pflege und ermöglicht es, viele verschiedene Arten auf kleinem Raum anzubauen. Durch diesen gemischten Anbau können Sie die Ernte staffeln und haben die ganze Saison über immer wieder etwas zum Ernten, ohne dass es zu einer Ernteschwemme kommt.

Ein Square Foot Garden von 1,2 x 1,2 m Größe mit neun Rasterquadraten reicht z.B. aus, um eine Person die ganze Gartensaison hindurch mit frischem Salat zu versorgen. Ein weiterer sorgt für Nachschub an weiteren Gemüsen wie Möhren, Lauch, Sellerie und Zucchini, und ein dritter liefert genügend Zwiebeln, Kartoffeln und Knoblauch zum Einlagern oder zumindest bis in den frühen Winter hinein. Für eine vierköpfige Familie sind also zwölf Boxen mit je neun Quadraten mehr als ausreichend, und wenn Sie nicht jeden Tag Salat essen möchten, reichen auch acht Boxenbeete.

Das Prinzip des Rasters

Das quadratische Raster ist das Grundprinzip beim Square Foot Gardening, um das sich immer alles dreht. Es ist die Basis der Bepflanzung, bestimmt die Abstände der Pflanzen untereinander und welche Gemüse zusammen in einer Box wachsen.

Das ursprüngliche Raster, das Mel Bartholomew entwickelt hat, basiert auf einem 1 x 1 m großen Kasten, der mit vier Leisten in neun Quadrate von 30 x 30 cm eingeteilt wird. In ein solches Quadrat passen beispielsweise vier kleine Blattsalate, ein Brokkoli, neun Küchenkräutertuffs oder 16 Möhren oder Radieschen.

Die optimale Rastergröße

Die Einteilung in ein 30 x 30 cm Raster funktioniert für die meisten Gemüse gut, es gibt aber einige wie Tomaten, Paprika und Zucchini, die ein bisschen mehr Platz und Luft um sich herum brauchen. Hier hat sich ein Raster von 40 x 40 cm besser bewährt.

Bei neun Quadraten pro Kasten ergibt das eine Kantenlänge von 1,20 m, die immer noch von allen Seiten bequem bearbeitet werden kann – praktischerweise wie im normalen Gemüsegarten, denn auch dort sollte die maximale Beetbreite ja nicht mehr als 1,20 m betragen, damit man von beiden Seiten an die Pflanzen herankommt.

Wenig Platz optimal nutzenFoto: Ivonne Wierink/AdobeStock Als tägliche Frischkost aus dem Rahmenbeet sind Pflücksalate ideal.

Einteilung der Beetrahmen

Mit Leisten, Bambusstäben oder Schnüren wird die Anbaufläche dann in Quadrate eingeteilt, die mindestens 30 x 30 cm groß sein sollten, ein 1 x 1 m großer Kasten also in neun Quadrate. Ein größerer Kasten mit einer Kantenlänge von 1,20 m kann in neun Quadrate von 40 x 40 cm oder 16 Quadrate von 30 x 30 cm eingeteilt werden. Kleinere Raster sind nur dann ratsam, wenn man unterschiedliche Kräuter anbauen möchte, die nicht viel Platz brauchen. Natürlich können Sie das Beet auch in rechteckige Raster, beispielsweise 30 x 50 cm, einteilen.

Der beste Standort

Kräuter und Gemüse wachsen am besten in der vollen Sonne. Ein Platz vor Mauern und Hecken ist nur dann geeignet, wenn das Beet nach Süden, Südwesten oder Südosten ausgerichtet ist und mindestens sechs Stunden volle Sonne erhält. Bei einem Beet direkt an einer Südwand kann es durch die Hitze im Sommer auch zu vermehrtem Befall mit Echtem Mehl­tau kommen.

Gartenerde oder Substrat?

Im Garten wachsen Pflanzen normalerweise im Boden. Allerdings ist es den Pflanzen eigentlich egal, ob sie in Erde, Pflanzsubstrat oder einer „erdelosen“ Nährlösung wachsen. Sie brauchen zur Entwicklung Licht, Wasser und Nährstoffe. Glücklich ist, wer einen feinkrümeligen, humusreichen, neutralen, durchlässigen und doch nährstoffspeichernden Gartenboden wie Löß oder sandigen Lehm im Garten hat.

Schwere Lehmböden lassen sich mit Sand und Kompost, leichte Sandböden mit Kompost und Gesteinsmehl verbessern und saure Böden durch Kalk. 

Beim Square Foot Gardening können Sie die Kästen mit genau der Substrat- oder Pflanzerdemischung befüllen, die für die Gewächse, die Sie anpflanzen möchten, am besten geeignet ist. Für Heidelbeeren gibt es spezielle kalkfreie Moorbeeterde, wie sie auch für Rhododendren angeboten wird, Tomaten und andere Fruchtgemüse brauchen viel Kalzium, was bei der Zusammenstel­lung von Gemüsesubstraten berücksichtigt wird. Zudem senken Sie auf diese Weise das Risiko bodenbürtiger Krankheiten wie Braunfäule, Gurkenwelke oder Kohlhernie.

Auch wenn der Boden im Garten eigentlich gut für den Anbau von Gemüse geeignet ist, hat die Kultur in den erhöhten Kästen noch mehr Vorteile, wie die leichtere Erreichbarkeit und die überschaubare Größe. Sie können dann aber auf eine Füllung der Kästen mit Pflanzsubstrat verzichten und einfach die vorhandene Erde mit derselben Menge Kom­post vermischen, um die Kästen aufzufüllen. Ein weiterer Vorteil gegenüber einem Hochbeet: Man braucht nicht so viel Füllung.

Frischkost aus dem RahmenbeetFoto: Ivonne Wierink/AdobeStock

Wer passt in welches Raster?

Die Größe der Kästen geben zu einem gewissen Grad die Pflanzen vor, die Sie anbauen können. In kleinen Kästen, die nur 20 bis 30 cm tief sind, ist der Anbau von Stangenbohnen, Kürbis und Zucchini schwierig, da sie zu viel Platz brauchen. Die Pflanzen im Quadrat lassen sich nach ihrer Wuchsgröße einteilen, und diese bestimmt auch, wie viele in ein Quadrat gesetzt werden:

Sehr große Gemüse sind Brokkoli, To­maten, Paprika, Aubergine, Gurke und große Salate wie Endivie und Frisée sowie Zucchini. Von ihnen kommt nur eine Pflanze in ein Quadrat, und zwar am besten an den Rand, damit die Blätter über den Rahmen hinausragen und in der Mitte noch andere Pflanzen Platz finden.

Ideal fürs Rahmenbeet: MöhrenFoto: kovaleva_ka/
Adobe Stock
Von großen Gemüsearten wie Kopf- und Pflücksalate, Mangold und Porree passen je nach gewünschter Erntegröße zwei bis drei in ein Rasterquadrat. Ganz clever ist es, bei Pflücksalaten drei oder vier Jungpflanzen zu setzen, von denen alle bis auf eine als Babysalat geerntet werden und nur das Exemplar in der Mit­te auswachsen darf.

Mittelgroße Gemüse sind z.B. Möhren, Rote Bete, Spinat, Buschbohnen und Erbsen. Von ihnen können vier bis neun Stück in ein Quadrat gesetzt werden. Bei Möhren ist es einfacher, sie in Reihen zu säen und nach dem Keimen auszudünnen.

Kleine Gemüse sind z.B. Radieschen, Feldsalat, Frühlingsmöhren, kleine Zwie­beln, Schalotten und Frühlingszwiebeln. Setzen Sie diese im 4 x 4 Verbund, also 16 Pflanzen ins Quadrat, Radieschen und Frühlingsmöhren auch in Reihen gesät.

Dr. Folko Kullmann
Fachautor, Dipl.-Gartenbauingenieur

So bauen Sie ein Rahmenbeet

 

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Kullmann, Folko:
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BLV-Verlag, 2019.
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