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Wildkräuter im Portrait: der Giersch
Eine Pflanze, der man den Kampf angesagt hat
Steckbrief
Wuchshöhe: 30–100 cm
Blütezeit: Juni bis Juli
Blüten: weiß; in zusammengesetzten Dolden mit 12–18 Strahlen, Hülle und Hüllchen fehlen
Stängel: hohl, kahl, gefurcht
Blätter: grundständige Blätter dreiteilig, oft etwas blaugrün; Stängelblätter einfach bis doppelt dreiteilig; mehr oder weniger tief eingeschnittene Blätter als Übergangsformen; Teilblättchen länglich eiförmig, am Rand scharf gezähnt
Foto: Breder Es gibt wohl kein anderes Kraut unter den Wildkräutern, das bei Bauern und Gärtnern gleichermaßen verhasst ist wie der Gewöhnliche Giersch (Aegopodium podagraria), der zu den Doldenblütlern (Apiaceae) gehört. Die auch übliche Bezeichnung Geißfuß deutet auf die Form der Teilblättchen hin, die zuweilen an den Abdruck eines Ziegenfußes erinnern, während Namen wie Gichtkraut, Zipperleinskraut oder Soldatenpetersilie auf die Verwendung als Heil- und Nutzpflanze hinweisen.
Bereits in der Volksheilkunde war diese Pflanze aufgrund ihrer harnsäurelösenden, entwässernden und entzündungshemmenden Wirkung über Jahrhunderte hinweg das „Allheilmittel“ gegen Gicht und Rheuma. Ätherische Öle, reichlich Vitamin C und Mineralstoffe machen diese nach Petersilie riechende, 0,5 bis 1 m hohe Pflanze so wertvoll.
Ihre Verfügbarkeit vom Frühjahr bis zum Herbst, ihr massenhaftes Vorkommen, ihr rasches Nachwachsen und ihre vielseitige Verwendungsmöglichkeit als Tee, Badezusatz, Pflanzenbrei für Umschläge oder als Würz- und Küchenkraut bietet uns eine sichere, immer verfügbare Nahrungsquelle, insbesondere für den Frischverzehr. Warum also dieser so aussichtslose Kampf zur Vernichtung? Geben Sie diesem sehr wohlschmeckenden „Un-Kraut“ einfach eine Chance.
Tischlein deck dich
Die jungen Blätter, Schösslinge und Blüten vom Giersch lassen sich in sehr vielen Gerichten der täglichen Nahrungszubereitung verarbeiten: „Spinat“, Kartoffelgerichte, Blätter und Blüten im Teigmantel, Nudel- und Reisgerichte, Suppen, Kräuteressig und -öl, Liköre, Backwaren, Kräuterbutter, Pesto und Getränke sind die häufigsten Verwendungsmöglichkeiten. Aber auch zu Salaten mit anderen Kräutern oder gar als Sauerkraut lassen sie keine Wünsche offen.
Ältere Blätter können in Gemüsegerichten, Aufläufen, zur Frischsaftherstellung oder getrocknet als Würzmittel, z.B. im Kräutersalz, verwendet werden, ausgereifte, getrocknete Samen, ganz oder geschrotet, als Gewürz. Sehr beliebt ist in den Sommermonaten eine Kräuterlimonade als Durstlöscher oder eine Kräuterbowle zu Gartenpartys.
Rezepttipp: Giersch-Limonade
Zutaten für 4 Personen: etwa 15 Stängel Gierschblätter, zwei Ranken Gundermann, fünf Stängel Zitronenmelisse, 1,5 l Apfelsaft oder Apfelschorle
Zubereitung: Alle gereinigten Kräuter mindestens drei Stunden, besser über Nacht, im Apfelsaft oder in der Schorle gut durchziehen lassen. Danach Kräuter ausdrücken und den Sud durch ein Sieb geben. Mit dem Saft einer Zitrone verfeinern und mit einer Flasche Mineralwasser oder Zitronenlimonade auffüllen.
Besonders hübsch sieht es aus, wenn Sie die Limonade mit essbaren Blüten, Ranken vom Gundermann oder Blütendolden vom Giersch servieren. Für eine Gartenparty lässt sich der Kräutersud auch mit Cidre, Wein oder Sekt auffüllen.
Elke Fritzsch