- Gartengenuss
Himbeeren anbauen
Foto: yanadjan/Adobe Stock
Die Himbeere konkurriert mit der Erdbeere um den Titel „Königin der Früchte“. Neben ihrem guten Geschmack bietet sie auch einen hohen Gesundheitswert, da sie reich an Mineralien und sekundären Pflanzeninhaltsstoffen ist. Im Kleingarten macht die Himbeere lange Freude, da Sie mit nur einer Sorte viele Wochen naschen und ernten können. Bauen Sie verschiedene Sorten an, verlängert sich der Erntezeitraum sogar noch.
Der kleine Unterschied
Die Himbeere (Rubus idaeus) gehört botanisch gesehen zu den Rosengewächsen und zur Gattung Rubus, zusammen mit u.a. der Brombeere und der Schwarzen Himbeere (Rubus occidentalis). Bei der roten Himbeere wird zwischen einmal tragenden Sommerhimbeeren und mehrmals tragenden (remontierenden) Herbsthimbeeren unterschieden. Je nach Sorte sind die Pflanzen mehr oder weniger stark bewehrt (mit Stacheln besetzt).
Bei Sommerhimbeeren entwickeln sich im ersten Jahr Ruten, die im Herbst verholzen. An diesen Ruten bilden sich im Folgejahr die Fruchttriebe mit Blüten und Früchten. Nach der Ernte schneiden Sie diese braunen Ruten bodeneben ab. Parallel zu den Fruchtruten wachsen ab dem zweiten Jahr wieder neue Jungruten, die an ihrer grünen Farbe erkennbar sind. Diese dürfen im Herbst nicht abgeschnitten werden, denn sonst gibt es im Folgejahr keine Ernte.
Dagegen entwickeln sich bei den Herbsthimbeeren im ersten Jahr Jungruten, die ab Juli blühen und ab August (je nach Sorte) fruchten. Diese Ruten können Sie im Winter alle bodeneben entfernen. Dies hat den Vorteil, dass sich Rutenkrankheiten kaum etablieren können.
Mit einem gärtnerischen Trick können Ihre Herbsthimbeeren allerdings auch sowohl im Spätsommer/Herbst wie auch im folgenden Frühsommer Früchte an derselben Rute tragen. Die Fruchtzone liegt nämlich im oberen Teil der Rute. Schneiden Sie die Ruten dafür nicht bodeneben ab, sondern im folgenden Februar/März nur den obersten, abgeernteten Bereich. So entwickeln sich darunter ab Mai Fruchttriebe mit Blüten und Früchten, die bereits im Juni reif sind. Nachdem Sie diese frühen Früchte geerntet haben, also etwa Ende Juni, schneiden Sie die abgetragenen Ruten bodeneben ab. Doch Vorsicht, die dann bereits vorhandenen, frisch ausgetriebenen Jungruten dürfen Sie nicht beschädigen oder abschneiden. Sie liefern wieder die späte Ernte ab August.
Pflanzen und pflegen
Himbeerpflanzen im Topf können Sie ab März pflanzen. Bei zu kalten oder nasskalten Bedingungen besteht allerdings die Gefahr von Wurzelfäule, auch Phytophthora genannt. Da diese Pilzkrankheit nicht bekämpft werden kann, ist es vorteilhaft, in wärmeren Boden zu pflanzen, gut verrotteten Kompost einzuarbeiten und regelmäßig, aber nicht zu stark zu bewässern.
Die Pflanzen werden im Abstand von 30 bis 50 cm gepflanzt. Je enger der Abstand, desto höher die Anfangserträge, da so die Rutenanzahl pro Flächeneinheit schon zu Beginn höher ist. Da Himbeerpflanzen sich über Ausläufer ausbreiten, entsteht im Laufe der Jahre eine Art Hecke. Eine Zahl von zehn bis 15 Ruten pro laufendem Meter, je nach Sorte, ist ausreichend für einen Vollertrag. Höhere Rutendichten können zu mangelnder Durchlüftung und verzögertem Abtrocknen des Bestandes führen. Dadurch werden Pilzkrankheiten gefördert, wie die Graufäule (Botrytis cinerea) an den Früchten.
Himbeeren bevorzugen einen humosen, mittelschweren Boden mit guter Wasserdurchlässigkeit. Staunasse und schwere, also lehmige bis tonige Böden sind nicht geeignet, da Himbeerwurzeln sehr empfindlich sind. Schlechte Durchlüftung führt zur Wurzelfäule und zum Absterben der Pflanzen. Der optimale pH-Wert liegt im leicht sauren (5,5–6) Bereich. Das Einarbeiten von gut verrotteter organischer Substanz – wie etwa Kompost vor der Pflanzung – fördert einerseits das Bodenleben und andererseits wird die Nährstoffversorgung verbessert.
Foto: Flora Press/BIOSPHOTO/Marc Chatelain Mulchen mit Stroh, Grasschnitt oder Rindenhäcksel unterdrückt „Unkraut“ und reduziert den Wasserbedarf. Eine dünne Abdeckung von 3 bis 5 cm mit verrottetem Kompost ist ebenso möglich. Dadurch werden Nährstoffe zugeführt und die Bodenfeuchtigkeit erhalten, jedoch Samenunkräuter gefördert. Sie konkurrieren dann mit den Himbeerpflanzen um Nährstoffe und Wasser.
Zur Nährstoffversorgung, vorzugsweise im Februar/März, sind organische Dünger empfehlenswert. Enthält beispielsweise ein organischer Dünger 5 % Stickstoff, ist eine Düngermenge von 500 g pro laufendem Meter ausreichend. Generell zu empfehlen ist die vorherige Bodenanalyse.
Da die Hauptwurzelzone in 10 bis 30 cm Bodentiefe liegt, sollte dieser Bereich nicht austrocknen. Eine Erleichterung beim Gießen bietet die Bewässerung über Tropfschläuche, die beiderseits der Pflanzreihe auf den Boden gelegt werden oder auch in ca. 40 cm Höhe an einem Drahtgerüst hängen. Eine weitere Optimierung ergibt sich durch den Einsatz einer Zeitschaltuhr.
Bei der Bewässerung während der Erntezeit liegt der Bedarf bei etwa 1 bis 2 l pro Pflanze und Tag – bei einem mittelschweren Boden. Zur Bemessung der Wassergaben können Sie auch die Fingerprobe machen: Der Boden sollte zwischen den Fingern feucht sein, aber nicht schmierig. Da Himbeeren Flachwurzler sind, sollten Sie im Bestand nicht hacken.
Die richtige Erziehung
Foto: Flora Press/Meyer-Rebentisch Sommerhimbeeren, wie die Sorten ‘Meeker’, ‘Tulameen’ oder ‘Glen Ample’, erziehen Sie am besten am Drahtgerüst mit drei bis vier Drähten. Spannen Sie hierzu die Drähte in 40 cm, 120 cm und 160 cm zwischen zwei Pfosten und fixieren Sie die Ruten an diesen Drähten. Da insbesondere ‘Tulameen’ und ‘Meeker’ sehr lange Ruten von bis zu 300 cm bilden, kürzen Sie diese im Februar/März auf rund 160 cm ein.
Wie bereits am Anfang beschrieben, werden die abgetragenen Ruten nach der Ernte entfernt. Nachdem Sie die Zahl der Jungruten reduziert haben, fixieren Sie diese locker am Draht. Alternativ zur Erziehung am Drahtgerüst können Sie etwa vier bis fünf Ruten an einem Pfahl festbinden.
Herbsthimbeeren, wie ‘Autumn Bliss’, die nur eine Höhe von 120 bis 140 cm erreichen, können Sie gut zwischen zwei parallel laufenden Drähten anbauen. Ein „Umfallen“ der Ruten wird so verhindert. Sorten wie ‘Himbo Top’ oder ‘Enrosadira’, die Ruten von 200 bis 300 cm entwickeln, sollten Sie wie Sommerhimbeeren am Spalier erziehen. Diese Sorten sind für eine Herbst- und eine folgende Sommerernte geeignet.
Ernten und genießen
Wie für eine Sommerfrucht typisch, beginnt die Reife je nach Sorte ab Anfang Juni. Der Erntezeitraum einer Sorte beträgt rund vier Wochen. Die Herbsternte beginnt ungefähr ab Mitte August und endet mit dem Frost. Ernten Sie die weichen Früchte regelmäßig, am besten alle zwei Tage. Die Früchte lösen sich ohne Zapfen von der Pflanze und sind damit besonders druckempfindlich. Jedoch können frisch gepflückte Früchte einige Tage im Kühlschrank aufbewahrt werden. Himbeeren sind frisch ein Genuss, aber auch gut für verschiedene Verarbeitungsformen geeignet.
Viele mögen Himbeeren
Neben Pilzkrankheiten wie der Wurzelfäule und dem Grauschimmel können auch tierische Schädlinge auftreten. Der Himbeerkäfer verursacht Maden in der Frucht, der Blütenstecher führt zum Absterben einzelner Blüten und reduziert so den Ertrag.
In den letzten Jahren werden auch verstärkt Wanzen an Himbeeren beobachtet. Diese verursachen Saugschäden an Blättern und Früchten, und die Früchte schmecken unangenehm. Eine Bekämpfung im Kleingarten kann durch das Absammeln erfolgen.
Seit rund zehn Jahren ist die Kirschessigfliege ein gefürchteter Schädling. Sie vermehrt sich besonders gut bei feuchtwarmer Witterung. Die Weibchen sägen intakte Früchte an und legen ihre Eier in der Frucht ab. In der Frucht entwickeln sich die Maden. Nach dem Anstich beginnen die Früchte zu saften, es setzt rasch Fäulnis ein, und Essiggeruch breitet sich aus.
Achtung, Ausläufer
Je nach Sorte und ihrer Wüchsigkeit kann es sinnvoll sein, direkt bei Pflanzung oder auch nachträglich eine Wurzelsperre in den Boden einzulassen.
Um den Befall zu minimieren, ist eine regelmäßige Ernte erforderlich. Achten Sie besonders darauf, dass keine Früchte unter den Pflanzen liegen bleiben. Wie auch zur Vorbeugung gegen Pilzkrankheiten ist jetzt ein rasches Abtrocknen von Pflanzen und Früchten nach Regen oder Tau sehr wichtig.
Möglich ist auch die Einnetzung mit engmaschigen Netzen (0,8 x 0,8 bis 1,2 mm). Dies erfordert eine Gerüstkonstruktion und ist nur wirklich effektiv, wenn das Netz immer gut verschlossen ist. Schwachstellen sind hier der Boden und der „Eingang“. Grundsätzlich tritt die Kirschessigfliege erst nach der Kirschernte in roten, blauen und schwarzen Beeren auf. Damit sind Herbsthimbeeren gefährdeter als Sommerhimbeeren.
Mit richtiger Sortenwahl und optimaler Pflege werden Sie am Ende über einen langen Zeitraum mit den leckeren Naschfrüchten belohnt.
Empfehlenswerte Sorten
Sorte | ‘Meeker’ | ‘Tulameen’ | ‘Glen Ample’ |
---|---|---|---|
Reifezeit | mittelfrüh | mittel | mittelfrüh |
Frucht | klein, dunkelrot, rundlich, fest, sehr aromatisch | groß, himbeerrot, konisch, mittelfest, sehr aromatisch | groß, himbeerrot, herzförmig, mittelfest, mittlerer Geschmack |
Ertrag | hoch | mittel | hoch |
Wuchs | bewehrt, stark wachsend, sehr lange Ruten | nicht bewehrt, wenige sehr lange, dicke Ruten | nicht bewehrt, wüchsig, viele Ruten |
Anfälligkeiten | Früchte wenig für Botrytis, robust, gering bis mäßig für Rutenkrankheiten, vektorresistent* | Botrytis an Frucht und Rute, Wurzelkrankheiten, Rutengallmücke | mäßig für Rutenkrankheiten, Wurzelfäule, Himbeerblattmilbe |
Sorte | ‘Autumn Bliss’ | ‘Himbo Top’ | ‘Enrosadira’ |
---|---|---|---|
Reifezeit | früh | spät | mittelfrüh |
Frucht | mittelgroß, dunkelrot, rundlich, mäßig fest, mittlerer Geschmack, säuerlich | groß, hell- bis himbeerrot, herzförmig, mäßig bis mittelfest, mild | groß, hell- bis himbeerrot, herzförmig, fest, guter Geschmack, mild |
Ertrag | hoch | hoch | mittel |
Wuchs | bewehrt, wüchsig, mittellange bis kurze Ruten |
nicht bewehrt, wüchsig, lange Ruten mit vielen Seitentrieben | leicht bewehrt, lange Ruten |
Anfälligkeiten | Früchte für Botrytis, sehr robust, wenig für Wurzelfäule | robust, für Botrytis anfällig, mittel für Wurzelfäule | anfällig für Wurzelfäule |
Weitere Infos: www.lvwo-weinsberg.de/Fachinformationen/Beerenobst
* Viren werden von bestimmten Läusen übertragen, die Pflanze ist gegen diese Überträger resistent.
Gunhild Muster
Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt
für Wein- und Obstbau Weinsberg