- Gartengenuss
Kaffee von der Fensterbank
Foto: Flora Press/Visions Kaffee kennt man eigentlich nur im verarbeiteten Zustand, meist als Pulver oder als „Pad“ zur schnellen Zubereitung. Kaffee hat aber nicht nur in der Kaffeetasse seine Vorzüge, sondern auch als Zimmerpflanze auf der Fensterbank. Denn die Pflanze ist immergrün und recht pflegeleicht. Außerdem wirkt Rohkaffee als Kern einer rot leuchtenden Frucht sehr exotisch. Und eine Kaffeeernte von der eigenen Fensterbank ist natürlich etwas ganz Besonderes.
Von der Anzucht bis zur Blüte
Kaffee können Sie sowohl durch Stecklinge als auch durch Samen vermehren. Die Samen sollten aber frisch sein, da altes Saatgut nur schlecht keimt. Sofern Sie ganze Kaffeekirschen bekommen, müssen Sie diese zunächst schälen und auch das Silberhäutchen um die Bohne entfernen. Bei ca. 22–25 °C erfolgt die Keimung innerhalb von etwa fünf bis sechs Wochen. Der ideale Standort ist an einem geräumigen hellen Platz, wie z.B. am Ost-, Nord- oder Westfenster.
Auch wenn die Kaffeepflanze kräftig wächst (Wildformen erreichen bis zu 9 m) können Sie Kaffee auch als Kübelpflanze kultivieren. Wird die Kaffeepflanze zu groß, was spätestens nach einigen Jahren der Fall ist, müssen Sie dezent und regelmäßig zur Schere greifen. Einen Besuch beim Friseur verträgt der Kaffeestrauch aber relativ gut. Auch einen Standort am beheizten Fenster verträgt er, auch wenn er es im Winter lieber etwas kühler und eine höhere Luftfeuchtigkeit hätte.
Foto: Liudmila Travina/FotoliaSteht der Kaffeestrauch über der Heizung, darf der Ballen nicht austrocknen, sonst entstehen unansehnliche Trockenschäden an den Blatträndern oder die Blätter werden komplett abgeworfen. Lästige Spinnmilben können die Folge sein. Bei guter Pflege wird der Kaffeestrauch ansonsten aber weitgehend von Krankheiten verschont.
Gleichmäßige Ballenfeuchtigkeit ist zudem ein Garant für ein zügiges Wachstum. Zum Gießen verwenden Sie am besten Regenwasser. Düngen sollten Sie vom Frühjahr bis zum Herbst alle ein bis zwei Wochen.
Im Winter kann die Temperatur bis ca. 15 °C sinken. Steht die Pflanze kühl, sollten Sie die Wassergaben etwas reduzieren. Könnte sie sich ihren Standort auswählen, würde sie wohl ein „luftiges Lauwarmhaus“ wählen. Der Kaffeestrauch ist generell eine dankbare Blatt-, vor allem aber eine interessante Blüten- und Fruchtschmuckpflanze. Die dunkelgrünen, leicht glänzenden Blätter werden bis zu 15 cm lang und sind am Rand leicht gewellt. Die weißen, dezent nach Jasmin duftenden, relativ kurzlebigen Blüten stehen zu fünf bis 15 in den Blattachseln.
Von der Blüteknospe bis zur leuchtend roten Frucht vergeht nicht selten ein ganzes Jahr. Die Blüten erscheinen bei uns normalerweise im Sommer. Mit der Ausfärbung der Beeren lässt sich die Pflanze dann aber oft den ganzen Winter Zeit. Der Fruchtertrag setzt etwa ab dem dritten bis vierten Jahr ein. Mit einem Pinsel, mit dem Sie wie ein Insekt von Blüte zu Blüte wandern und den Pollen übertragen, können Sie die Bestäubungsrate der Blüten deutlich erhöhen.
Von der Ernte bis zur Tasse
Sind die Kaffeekirschen reif, können Sie sie ernten und die Kaffeebohnen aus den Früchten entfernen und einige Tage trocknen. Anschließend müssen Sie die Bohnen in einer Pfanne unter ständigem Rühren vorsichtig anrösten, bis sie schön braun geworden sind. Zum Rösten sind Temperaturen von ca. 180–230 °C notwendig. Der Röstvorgang dauert dann etwa 10–20 Minuten. Nach einer gewissen Zeit fangen die Bohnen an zu knacken. Verstummt das geräuschvolle Bräunen, müssen Sie die Pfanne vom Herd nehmen. Nach dem Rösten brauchen die Bohnen noch ca. zwölf bis 72 Stunden, um ihr volles Aroma zu entfalten. Danach sind sie bereit zum Mahlen.
Sehr mild, voller Geschmack und wunderbar bekömmlich, so tragen wir schließlich dankbar den Genuss der ersten Tassen in das gärtnerische Tagebuch ein. Schade nur, dass der Platz auf den Fensterbänken so begrenzt ist. Man denkt schnell darüber nach, wie man die Kaffeeernte steigern könnte.
Thomas Neder
Kreisfachberater im Landkreis Coburg
Kulturanleitung
Botanischer Name: CoffeaFamilie: Rötegewächse (Rubiaceae)
Standort: möglichst hell, ohne direkte Sonne
Temperatur: zur Keimung 22–25 °C, bei der weiteren Kultur 20 °C bis min. 15 °C
Wasser: von Frühjahr bis Herbst den Erdballen gleichmäßig feucht halten, im Winter die Wassergaben reduzieren
Substrat: normale Blumenerde, gegen Staunässe Drainageschicht
Düngen: vom Frühjahr bis zum Herbst wöchentlich mit einem normalen Volldünger
Umtopfen: im zeitigen Frühjahr, kurz vor Beginn des neuen Austriebs